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Pakistan-Hilfe

22. August 2010

Seit drei Wochen leidet Pakistan unter der größten Flutkatastrophe seit 80 Jahren. Betroffen sind ein Fünftel des Landes und rund 20 Millionen Einwohner. Sechs Millionen Menschen wurden obdachlos.

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Pakistanische Kinder vor einer Notunterkunft (Foto: AP)
Bild: AP

Erschüttert über die Situation der Flutopfer zeigte sich der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, Markus Löning, am Sonntag (22.08.2010) im Bezirk Nowshera in der Nähe von Peschawar im Nordwesten Pakistans.

Eine Rot-Kreuz-Lieferung wird für den Transport nach Pakistan vorbereitet (Foto: AP)
Deutsches Rotes Kreuz hilft PakistanBild: AP

Beim Besuch von Hilfsprojekten der Diakonie Katastrophenhilfe, die auch vom Bundesaußenministerium gefördert werden, kündigte der deutsche Politiker weitere Hilfe an.

Die Diakonie ist mit lokalen Helfern seit mehr als einem Jahr im Nordwesten Pakistans tätig. Das evangelische Hilfswerk unterstützt Flutopfer in den Bezirken Chardassa und Nowshera sowie im Swat-Tal.

Weitere Hilfsgüter für die Flutopfer bringt eine Frachtmaschine am Sonntag (22.08.2010) vom NATO-Luftwaffenstützpunkt Geilenkirchen in Nordrhein-Westfalen aus nach Pakistan. Die Stromgeneratoren, Pumpen und Zelte wurden nach Angaben der NATO von der Slowakei gespendet.

Menschen klammern sich an einen Militär-LKW, um den Fluten zu entkommen (Foto: AP)
Menschen klammern sich an einen Militär-LKW, um den Fluten zu entkommenBild: AP

Umfangreich koordinierte Hilfe nötig

Bereits am Montag will der Internationale Währungsfonds IWF in Washington mit der pakistanischen Regierung über Hilfsmöglichkeiten beraten. IWF-Sprecher Ahmed Masood zufolge soll dabei geklärt werden, was Pakistan selbst tun und wo der IWF helfen könne. Nach Angaben der pakistanischen Zeitung "Daily Times" vom Sonntag will Finanzminister Abdul Hafeez Shaikh den IWF bei dem Treffen voraussichtlich ersuchen, ein 2008 gewährtes Darlehen von zehn Milliarden Dollar umzustrukturieren oder neue Finanzierungsmodelle zu prüfen. Angesichts der enormen Flutschäden schätzt die pakistanische Regierung einem Bericht der britischen BBC zufolge mit Wiederaufbaukosten von bis zu 15 Milliarden US-Dollar.

Pakistans Premier Yousuf Raza Gilani (Foto: Abdul Sabooh)
Pakistans Premier Yousuf Raza GilaniBild: Abdul Sabooh

Für Dienstag kündigte der pakistanische Premierminister Yousuf Raza Gilani ein Treffen zur Gesundheitslage an. Neben dem Gesundheitsministerium und der Katastrophenschutzbehörde NDMA würden daran auch alle Provinzregierungen, die UN-Organisationen und internationale Partner teilnehmen, sagte der Regierungschef am Samstag. Es sollen auch Pläne und Maßnahmen zur Verhinderung des Ausbruchs von Krankheiten und Seuchen erörtert werden.

Die Situation bleibt angespannt

Auch wenn Experten erwarten, dass ein Teil der Wassermassen in den nächsten Tagen in das arabische Meer abfließen werde, bedeute dies noch keine Entwarnung, mahnt die pakistanische Zeitung "The Dawn".

Hilfsgüter werden von einem LKW aus verteilt (Foto: AP)
Oft bringt das Militär die LebensmittelBild: AP

Die Flüchtlinge würden bei ihrer Rückkehr sehr wenig vorfinden, da das Wasser Häuser, Straßen und die Ernte fortgespült habe. Zudem mussten inzwischen auch im Süden des Landes zahlreiche Dörfer und Städte geräumt werden. Zehntausende Menschen wurden in Sicherheit gebracht.

Tausende Flutopfer sind noch ohne Unterkunft, Nahrung und Wasser. So evakuierte das pakistanische Militär die Stadt Shadadkot mit Booten und Hubschraubern, nachdem stellenweise die Dämme des Indus-Flusses gebrochen waren.

Kein Rückgang der Gefahr

Die Naturkatastrophe in Pakistan ist nach Angaben des deutschen Verfassungsschutzes bislang kein Thema in einschlägigen islamistischen Internet-Foren. Gleichzeitig habe die Flutkatastrophe die von dieser Region ausgehende Gefahr nicht verringert, sagte Verfassungsschutz-Präsident Heinz Fromm am Samstag dem "Hamburger Abendblatt". Radikalisierte Muslime aus Deutschland reisten weiterhin in das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet, um in Ausbildungslagern für den Dschihad zu üben.

Die Gefahr eines Terroranschlags in Deutschland oder gegen deutsche Interessen sei gleichbleibend hoch, so Fromm. Auch Anschläge mit sogenannten "schmutzigen Bomben" mit Atommaterial seien nicht ausgeschlossen, wenn islamistische Terroristen in den Besitz des nötigen Materials gelangten. Es gebe zwar keine Erkenntnisse über konkrete Anschlagspläne, doch das könne auch nicht beruhigen.

Autor: Hartmut Lüning (afp, apn, epd, dpa)
Redaktion: Ursula Kissel