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Hilft eine Privatmarine gegen Piraten?

27. Oktober 2010

Fast täglich werden Piratenangriffe auf internationale Handelsschiffe im Indischen Ozean gemeldet. Nun fordern britische Reeder eine private Anti-Piratenflotte. Deutsche Schiffseigentümer sind dagegen.

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Deutsche Marine im Golf von Aden (Foto: AP)
Ein deutsches Marineschiff im Golf von AdenBild: AP

Der Golf von Aden vor der somalischen Küste gehört für die internationale Schifffahrt zu den gefährlichsten Seestrecken weltweit. Allein dieses Jahr wurden dort bis Ende September 44 Prozent aller Piratenüberfälle verübt. Die Hälfte der jährlich 300 Angriffe weltweit gehen auf das Konto von somalischen Seeräubern. Zwar ist dieses Jahr die Zahl der Überfälle im Vergleich zu 2009 leicht zurückgegangen, aber noch immer sei die Gefahr sehr hoch, sagte der Direktor des Internationalen Seefahrtsbüros, Pottengal Mukundna. Allein seit Anfang 2009 wurden fünf Schiffe deutscher Reeder von somalischen Piraten angegriffen. Britische Schifffahrtsverbände wollen nicht länger tatenlos zusehen und fordern härtere Maßnahmen gegen die Piraten.

Bewaffneter Schnellflotte?

Das Bremer Frachtschiff "Beluga Fortune" (Foto: dpa)
Das Bremer Frachtschiff "Beluga Fortune"Bild: picture alliance/dpa

Den britischen Reedereien gehen die jetzigen internationalen Sicherheitsvorkehrungen nicht weit genug. Deswegen schlagen sie vor, eine private Anti-Piratenflotte vor dem Horn von Afrika einzusetzen. Der Vorschlag sieht vor, bewaffnete Schnellbote im Golf von Aden patrouillieren zu lassen, um somit internationalen Schiffen mehr Schutz zu gewähren. Nach Berechnungen Londoner Versicherungen würde diese Privatmarine knapp 12 Millionen Euro im Jahr kosten. Im Vergleich dazu betragen die jährlichen Verluste der internationalen Schifffahrt durch die Seeräuberei rund 115 Millionen Euro.

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) zeigt sich skeptisch angesichts der britischen Pläne. "Wir halten es für nicht klug, private Armeen auf die offene See zu schicken", sagte VDR-Sprecher Max Johns Fragt und äußert Bedenken, ob dieser Vorschlag überhaupt mit dem internationalen Seerecht im Einklang sei. "Wer weiß, wer sich dann ebenfalls solche Flotten anschafft?"

Einen Gegenvorschlag hat der Verband Deutscher Reeder bereits gemacht: Eine kleine Einheit von Marinesoldaten oder Bundespolizisten soll mit an Bord der Handelsschiffe fahren und die Besatzung schützen.

Mit diesem Vorschlag ist die evangelische Seemannsmission wiederum nicht einverstanden. Durch eine militärische Eskorte an Bord von Schiffen könne die Situation nur eskalieren, sagte Generalsekretärin Heike Proske. Die christliche Sozialeinrichtung kümmert sich um die Belange der Seeleute und unterhält ein weltweites Netz mit mehr als 30 Stationen im In- und Ausland. Die richtige Strategie, so die Seemannsmission, sei die Einrichtung von Schutzräumen in den Schiffen und die Sicherheitsausbildung der Besatzung.

Diese Marschlinie habe sich zuletzt auch beim Überfall auf das Bremer Frachtschiff "Beluga Fortune" bewährt. Die 16-köpfige Crew hatte sich in einem Schutzraum hinter massivem Stahl verbarrikadiert, der über Vorräte, Kommunikationstechnik und sanitäre Einrichtungen verfügt. Zuvor hatte die Besatzung die Maschinen abgestellt und per Notruf den Angriff gemeldet.

Mehr Piratenüberfälle vor Chinas Küste

Ein Piratenschiff östlich vom Kensianischen Hafen Mombasa (Foto: AP)
Ein Piratenschiff östlich vom kenianischen Hafen MombasaBild: AP

Zu einem neuen Risikogebiet für die internationale Schifffahrt entwickelt sich - neben den Seegebieten vor Somalia - zunehmend das Südchinesische Meer, wo sich die Zahl der Überfälle im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht hat. Mehr Angriffe gab es außerdem vor Bangladesch und in indonesischen Gewässern.

Autorin: Rayna Breuer (edp, dpa, ap)
Redaktion: Reinhard Kleber