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Hin und her gerissen

24. Februar 2003

- Die Einstellung der Polen zum Krieg im Irak

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Warschau, 20.2.2003, NEWSWEEKPOLSKA, poln.

(...) "Der Irak ist für uns ein nichts sagender Begriff. Für einen durchschnittlichen Polen ist dieser Krieg exotisch und fern. Die wirtschaftlichen Gründe können auch nicht überzeugen angesichts einer Lage, in der es keine emotionelle Motivation gibt", sagt Professor Andrzej Ajnenkiel, ein hervorragender Historiker. Er vergleicht die Einstellung der Polen zum Krieg im Irak mit der damaligen Einstellung junger Amerikaner zum Krieg in Vietnam unter dem Motto "Warum sollen wir uns irgendwo in der Ferne für so etwas Exotisches engagieren?"(...)

Seine Ansicht wird von Meinungsumfragen bestätigt. Aus den Untersuchungen, die vom Hauptamt für Statistik (CBOS) im Januar 2003 durchgeführt wurden, geht hervor, dass sich nur vier Prozent der Polen bedingungslos für eine Intervention im Irak aussprechen. Dieselbe Zahl der Befragten spricht sich auch für die Beteiligung polnischer Soldaten an diesem Krieg aus. 37 Prozent der Polen würden zwar eine militärische Intervention im Irak zulassen, aber nur dann, wenn die Kontrollen der UNO eindeutig bestätigen sollten, dass dieses Land Massenvernichtungswaffen besitzt.

51 Prozent der Polen sind jedoch eindeutig gegen den Krieg im Irak und 67 Prozent gegen eine polnische Beteiligung an diesem Krieg.

"Die Polen scheinen der Regierung zu sagen: ‘Ihr könnt alles machen nur nicht Krieg‘", sagt Professor Ireneusz Krzeminski, ein Soziologe, und fügt hinzu: "Wir vertreten eine Anti-Kriegs-Einstellung und gerade in diesem Punkt unterscheiden wir uns nicht von den anderen Europäern". (...)

Wir Polen möchten die Rolle des wichtigsten Verbündeten der USA spielen und das beste Land in Europa sein. Noch vor einigen Jahren wären wir aber nicht auf die Idee gekommen, dass wir zwischen zwei Westen wählen müssen, d. h. zwischen den idealistisch eingestellten Vereinigten Staaten von Amerika und dem pragmatischen Europa. Zwischen dem Amerika des Präsidenten Reagan, der im Weißen Haus Kerzen anzündete und vom "Niedergang des kommunistischen Imperiums des Bösen" sprach und zwischen Europa, das in seiner "Realpolitik" kleine Schritte macht, um den starken und gefährlichen Bruder im Osten nicht zu verärgern. (Sta)