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Hinsehen, wenn andere wegsehen – was mich als Journalistin antreibt

28. August 2009

Jede Reportagereise ist für mich ein neues Auswärtsspiel. Ich bin 37 Jahre alt. Für mich ist mein Beruf ein Geschenk und eine Berufung gleichermaßen.

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Sandra Petersmann (Foto: DW)
Sandra Petersmann, Moderatorin, Reporterin und Redakteurin der DWBild: DW / Christel Becker-Rau

Ich bin im beschaulichen Hamm im äußersten Osten des Ruhrgebiets zur Welt gekommen und aufgewachsen. Sehr bodenständige Gegend! Sehr grün! Und ich hatte das große Glück, dass ich als Kind von tollen Märchen- und Geschichtenerzählerinnen umgeben war. Meine Oma und meine Mutter waren besser als jede Kassette!

Radio von der Pike auf

Sandra Petersmann auf einer Riksha in Indien (Foto: DW)
Sandra Petersmann in Indien, Sommer 2009Bild: DW / Petersmann

Ich habe mit 16 beim Westfälischen Anzeiger in Hamm angefangen: Schäferhundeverein. Kaninchenzuchtverein. Freiwillige Feuerwehr. Schützenverein. Lokalsport. Ein knappes Jahr später gab mir mein Deutsch-Lehrer auf dem Gymnasium dann den Tipp, dass meine Heimatstadt Hamm einen eigenen kleinen, privaten Radiosender bekommen würde. Ich stellte mich dort vor und gehörte einen Tag später zur Gründungsmannschaft von Radio Lippe Welle Hamm. Sprechen hat mir schon immer besser gefallen als Schreiben.

Für diesen kleinen Lokalsender habe ich auch meine ersten beiden großen Auslandsreisen als Journalistin gemacht: im Oktober 1993 nach Afghanistan und ein Jahr später nach Angola. Beide Länder, das eine im südlichen Zentralasien, das andere im Südwesten Afrikas, waren damals komplett zerrissen - vom Stellvertreterkrieg der Supermächte während des Kalten Krieges, der dann in beiden Ländern nahtlos in einen Bürgerkrieg umschlug.

Krieg und Leid in Afghanistan

Sandra Petersmann neben einem Soldaten (Foto: DW)
Im März 2002 in Schutzkleidung unterwegs in KabulBild: DW / Petersmann

Bei meinen ersten beiden großen Auslands-Reportage-Reisen war ich Anfang 20. Es gab und gibt in Hamm die Hilfsorganisation Hammer Forum, die sich für verletzte Kinder in Kriegs- und Krisengebieten engagiert. Ich habe damals Ärzte-Teams der Organisation in ihre Einsatzgebiete begleitet und dann aus Afghanistan und Angola für meinen Sender und zum ersten Mal auch für mehrere öffentlich-rechtliche Sender der ARD berichtet.

Was ich damals erlebt habe - der allgegenwärtige Tod, die Verrohung, die zügellose Gewalt und das große Leid jenseits aller Fernsehkameras - hat mich bis heute nie wieder losgelassen. Es hat meinen journalistischen Weg komplett verändert. Ich habe gemerkt, dass es mir manchmal gelingt, Nähe zu Menschen aufzubauen, die in Not sind und die ihre Geschichte erzählen wollen, damit ich sie weitererzählen kann.

Keine Gipfelstürmerin

Sandra Petersmann in einem Flüchtlingslager in Kashmir (Foto: DW)
Nach dem Erdbeben im pakistanischen Teil Kashmirs 2005Bild: DW / Petersmann

Nach meinem Studium (Politikwissenschaft und Geschichte in Hannover und Johannesburg) ging es direkt zur Deutschen Welle. Ich habe mich bewusst für den deutschen Auslandssender entschieden, weil ich über internationale Themen berichten und Brücken schlagen wollte zwischen Menschen und Kulturen. Meine Kollegen wissen, dass ich nicht diejenige bin, die man als Reporterin auf hohe Gipfel schickt, die von den Menschen so weit entfernt sind wie der Gipfel des Mount Everest.

Ich berichte lieber so nah und unmittelbar wie möglich, vor allem aus dem südlichen Asien und dem südlichen Afrika. Die Gratwanderung ist, trotzdem die nötige Distanz zu wahren und sich "nicht mit einer Sache gemein zu machen, auch nicht mit einer guten". Das hat der verstorbene Journalist und ARD-Tagesthemen-Moderator Hanns Joachim Friedrichs in seiner Autobiographie geschrieben. Er kam gebürtig aus meiner Heimatstadt Hamm, und er gehört zu meinen journalistischen Vorbildern.

Auswärtsspiel in Shanghai

Mein Einsatz für das "Auswärtsspiel" entführt mich jetzt in eine völlig neue, für mich fremde und so ganz andere Welt. In China war ich noch nie. Ich reise nach Shanghai, in die chinesische Wunderstadt, die mit immer neuen Superlativen auftrumpft. Dort treffe ich auf den erfolgreichen deutschen Geschäftsmann Lorenz Wagener, der in ganz jungen Jahren (mit 27!) eine erfolgreiche "Foto-Fabrik" in Shanghai gegründet und mit aufgebaut hat. Meine Neugier ist groß.

… Fortsetzung folgt! Aus Shanghai!

Autorin: Sandra Petersmann
Redaktion: Birgit Görtz