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Hinweise auf mögliche Terroranschläge in Europa

16. Dezember 2001

Neue Pläne für Attentate islamischer Terroristen beschäftigen die deutschen und britischen Behörden. In Deutschland wurde die Sicherheit verstärkt, in Großbritannien nahmen Anti-Terror-Experten die Ermittlungen auf.

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Der Nahverkehr gilt als mögliches Ziel für Terroristen.Bild: AP

In Deutschland sorgten am Wochenende unterschiedliche Meldungen über die Gefährdungslage für Verwirrung. Nach einem Bericht des Magazins "Focus" soll der US-Geheimdienst das Bundeskriminalamt (BKA) vor einem unmittelbar bevorstehenden Attentat islamischer Terroristen gewarnt haben. Dagegen stammten die entsprechenden Informationen des BKA nach Angaben der ARD vom italienischen Geheimdienst. In Italien waren im November zwei mutmaßliche Unterstützer der Terror-Organisation El Kaida verhaftet worden.

Strittiger Zeitrahmen

Auch den von "Focus" unter Berufung auf ein BKA-Fernschreiben angedeuteten Termin für ein etwaiges Attentat zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan an diesem Wochenende hält das BKA für falsch, berichtete die ARD. Mit einem Anschlag müsse - wenn überhaupt - dann nicht mehr dieses Jahr gerechnet werden. Das BKA warne vor Panikmache.

Bahnen und Busse mögliche Terror-Ziele

"Focus" berichtete, der US-Geheimdienst habe in seiner Mitteilung vor einer aus drei Männern bestehenden Terrorgruppe gewarnt. Einem abgehörten Gespräch zufolge sei die in Deutschland platzierte Terrorzelle darauf vorbereitet, "die Partie zum Fest zu spielen". Mit dem Fest könnte das Fastenende gemeint sein, hieß es. In dem BKA-Fernschreiben werde der öffentliche Personennahverkehr als potenzielles Anschlagziel bezeichnet. Das BKA wollte sich dazu nicht äußern.

Bayern und Berlin erhöhen Sicherheitsvorkehrungen

Eine BKA-Sprecherin in Wiesbaden bestätigte am Samstag nur, "von einem ausländischen Dienst Hinweise" erhalten zu haben, die auf eine Erhöhung der Gefährdungslage in Deutschland hindeuteten. Ob es der US-Geheimdienst war, wie das Magazin "Focus" schrieb, oder der italienische Dienst, wie die ARD berichtete, oder gar beide, wollte die Sprecherin nicht sagen. Berlins Innensenator Ehrhart Körting sagte, es gebe keine konkreten Hinweise auf einen bevorstehenden Terroranschlag in der Hauptstadt. Dennoch sei der Objektschutz verstärkt worden. In Bayern erhöhten Polizei und Bundesgrenzschutz in Bayern ihre Präsenz im Bahnbereich, vor allem an S- und U-Bahnen, sagte ein Sprecher des Lagezentrums im Innenministerium in München.

Zur Beurteilung der Lage waren nach BKA-Angaben am Samstag die Staatsschutzleiter des Bundeskriminalamts und der Landeskriminalämter sowie Vertreter des Bundesamts für Verfassungsschutz in Meckenheim bei Bonn zusammen gekommen. Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.

Londons Finanzdistrikt im Visier der Terroristen

Unterdessen beschäftigen sich nach Zeitungsberichten britische Anti-Terror-Spezialisten mit Plänen für einen Anschlag islamischer Extremisten in London. Reporter der britischen Zeitung "The Observer" haben nach einem Bericht des Blatts vom Sonntag in einem Ausbildungslager des Terrornetzwerks El Kaida in Afghanistan einen Plan für einen Anschlag auf London entdeckt. In einem 80 Seiten umfassenden Notizbuch seien detaillierte Anweisungen zum Bau einer ferngesteuerten Autobombe enthalten, wie sie auch beim Anschlag auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 verwendet worden sei. Ziel des Anschlags mit potenziell verheerenden Folgen sei den Unterlagen zufolge Moorgate im Herzen des Londoner Finanzdistrikts gewesen, schreibt die Zeitung.

Britischer Islamist als Drahtzieher

Das Handbuch sei in gutem Englisch verfasst, offenbar von dem Mann, der die Bombe auch bauen sollte. Die Ausdrucksweise lasse darauf schließen, dass es sich bei ihm um einen britischen Islamisten gehandelt habe. Reporter des "Observer" hätten das Notizbuch in einer verschlossenen Anlage der El Kaida entdeckt, zu der sie von afghanischen Anwohnern geführt worden seien. Es habe in einem Raum gelegen, in dem auch Unterlagen verbrannt worden seien. Neben den Angaben zum Bombenbau enthalte das Buch auch Verhaltensanweisungen für so genannte Schläfer. Es sei vermutlich Anfang des Jahres geschrieben worden. Das Blatt zitierte einen Sprecher von Scotland Yard mit den Worten, Anti-Terror-Spezialisten der Polizei hätten die Ermittlungen aufgenommen.