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Historiker: FC Bayern soll NS-Zeit aufarbeiten

21. Mai 2016

Aus Sicht des Historikers Markwart Herzog beschönigt der deutsche Rekordmeister FC Bayern seine Rolle in der Nazi-Zeit. Der Verein habe sich damals nicht anders verhalten als andere Großvereine.

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FC Bayern München - Vereinssitz (Foto: Tobias Hase dpa/lby)
Bild: picture-alliance/dpa

Im Fußballmuseum in der Münchner Allianz-Arena heißt es: "Während andere Vereine schnell die Nähe zu den Nazis suchten, blieb man beim FC Bayern lange auf Distanz." Diese Darstellung hält Historiker Markwart Herzog nach seinen Recherchen für nicht haltbar, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Demnach empfehle Herzog dem Verein eine wissenschaftliche Aufarbeitung, denn seinen Erkenntnissen nach war der FC Bayern im Umgang mit jüdischen Mitgliedern nicht besser oder schlechter als andere Großvereine, die zumeist ganz im Sinne der Nazis vorgegangen waren.

"Arierparagraf" in der Satzung

Herzog, Direktor der bayerischen Forschungs- und Bildungseinrichtung "Schwabenakademie Irsee", hatte unter anderem im Archiv des Amtsgerichts München recherchiert und dort Protokolle von Klub-Sitzungen und Originalsatzungen des Vereins aus den Jahren 1933 bis 1945 gesichtet. "Die Schriftstücke zeigen, dass die Bayern die Arisierung der Vereins mit Feuereifer betrieben hatten und dabei meist von Präsidenten angeführt wurden, die dem NS-Regime ergeben waren." Dem Spiegel-Bericht zufolge hatte der FC Bayern sogar ab dem 27. März 1935 einen "Arierparagrafen" in seiner Satzung, der besagte, dass niemand Mitglied sein könne, der "von nichtarischen Eltern oder Grosseltern abstammt. Es genügt, wenn ein Eltern- oder Grosselternteil nichtarisch ist". Diese Bestimmung sei im September 1935 noch verschärft worden.

Eine offizielle Stellungnahme des FC Bayern gab es am Samstag, dem Tag des DFB-Pokalfinales in Berlin, dazu zunächst nicht. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte aber im Januar 2015 betont, dass der Verein unangenehmen Fragen zur NS-Zeit nicht ausweiche.

og/sn (dpa)