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Hochtief hält wenig von spanischer Übernahme

17. September 2010

Der spanische Bauriese ACS will die Mehrheit bei Hochtief übernehmen. Dazu hat der Konzern von Real-Madrid-Präsident Florentino Pérez ein Übernahmeangebot angekündigt. Der deutsche Branchenprimus reagiert skeptisch.

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Ein Hochtief-Mitarbeiter zeigt auf die Spitze eines Hochhauses (Foto: AP)
Hochtief gilt als einer der wichtigsten Baukonzerne weltweitBild: AP

Zuerst Khedira und Özil, jetzt Hochtief? Real-Madrid-Präsident Florentino Pérez hat nach den beiden deutschen Profifußballern nun ein deutsches Unternehmen im Visier und will anscheinend mit seinem Baukonzern ACS die Mehrheit beim Branchenprimus Hochtief übernehmen - und so einen neuen Bau-Champion aus der Taufe heben. Das neue Unternehmen würde das größte Bauunternehmen der westlichen Welt darstellen. Mit einem gemeinsamen Umsatz von rund 33,8 Milliarden Euro würden die beiden Unternehmen weltweit nur noch von zwei chinesischen Unternehmen für den Eisenbahn-Bau übertroffen, rechnet eine ACS-Sprecherin vor.

Aufnahme von Kräne auf einer Baustelle (Foto: AP)
Hochtief hat die internationale Finanzkrise dank des guten Geschäfts gut überstandenBild: AP

Und so sieht der geplante Deal im Detail aus: Den Aktionären des größten deutschen Baukonzerns sollen für fünf Anteile an dem Essener Unternehmen acht ACS-Anteile geboten werden. ACS hält bereits knapp 30 Prozent der 70 Millionen Hochtief-Aktien - das Ziel ist eine Mehrheit von knapp über 50 Prozent. Die ACS-Aktien waren vorübergehend vom Handel ausgesetzt worden und legten nach der Wiederaufnahme des Handels um 1,95 Prozent auf 35,48 Euro zu.

In Essen hält man wenig von den Plänen

Medienberichten zufolge ist man in der Essener Hochtief-Zentrale nicht erbaut vom Übernahmeangebot des spanischen Konkurrenten ACS. "Hochtief kommt sehr gut ohne ACS zurecht", zitierte die "Financial Times Deutschland" in ihrer Freitagsausgabe eine mit den Vorgängen vertraute Person. Das Management von Hochtief halte das Angebot von ACS für nicht akzeptabel, sagte ein Insider dem "Handelsblatt". Offiziell hatte der Baukonzern erklärt, es prüfe die Offerte und werde zu gegebenem Zeitpunkt eine Empfehlung an seine Aktionäre abgeben.

Aufnahme einer Neubausiedlung in Spanien mit einem Verkaufsschild (Foto: AP)
In Spanien stehen sehr viele neu gebaute Wohnungen leerBild: AP

Das Platzen der Immobilienblase in Spanien scheint ACS nicht zu schaden: Die Branche sitzt derzeit in ganz Spanien auf 600.000 bis 700.000 Wohnungen, die keine Käufer finden. Und Hochtief? Die Geschäfte der Essener florieren vor allem in Australien und Asien. Auf dem deutschen Heimatmarkt hat das Bau- und Dienstleistungsunternehmen dagegen seit Jahren mit rückläufigen Auftragseingängen zu kämpfen. Den ganz überwiegenden Teil des Konzernumsatzes von rund 18 Milliarden Euro im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen im Ausland. Mit einem Auslandsanteil von mehr als 85 Prozent an der Leistung ist das Unternehmen nach eigenen Angaben der "internationalste Baudienstleister der Welt".

Hochtief boomt im Ausland

Im vergangenen Jahr war nur noch etwa jeder sechste der weltweit rund 66.000 Hochtief-Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt. 2009 konnte das Essener Unternehmen der Wirtschaftskrise erfolgreich trotzen und den Konzerngewinn um fast 25 Prozent auf 195,2 Millionen Euro steigern. Auch für das laufende Jahr hat sich das Unternehmen ehrgeizige Ziele gesetzt. Deutliche Zuwächse konnten im ersten Halbjahr bei Umsatz und Ergebnis verbucht werden. Mittelfristig strebt Hochtief einen kräftigen Anstieg seines Vorsteuerergebnisses von 600 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf rund eine Milliarde Euro an.

Autor: Marcus Bölz (afp, dpa)
Redaktion: Dirk Eckert