Hodgson führt England zur EM
1. Mai 2012Er ist viel rumgekommen, kennt die Fußballwelt und spricht sage und schreibe zehn Sprachen: Weltenbummler Roy Hodgson ist der neue englische Nationaltrainer und soll die "Three Lions" trotz der knappen Vorbereitungszeit zum EM-Titel 2012 führen. Der 64-jährige Hodgson erhält vom englischen Fußballverband einen Vierjahresvertrag für die kommenden drei großen Turniere und wird die englische Auswahl erstmals am 2. Juni gegen Belgien in Wembley betreuen, dem letzten Test-Länderspiel vor der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Danach bleiben ihm gerade einmal neun Tage, um seine Mannschaft auf das erste Gruppenspiel gegen den alten Rivalen Frankreich vorzubereiten.
Große Erfahrung, große Zweifel
Dennoch ist man bei der englischen Football Association optimistisch: "Er war der herausragende Kandidat, wir haben nur eine Kontaktaufnahme unternommen", sagte FA-Verbandsboss David Bernstein. "Roy ist ein Trainer mit großer internationaler Erfahrung." Dieser Punkt wird selbst in der wenig zimperlichen englischen Sportpresse nicht bezweifelt. Denn Hodgson, bis Saisonende noch beim Premier-League-Club West Bromwich Albion unter Vertrag, trainierte nicht nur die Nationalteams der Schweiz (1992-95), der Vereinigten Arabischen Emirate (2002-04) und Finnlands (2006-07), sondern war unter anderem auch Coach bei namhaften Clubs wie Inter Mailand (1995-1997 und 1999) sowie dem FC Liverpool (2010-2011).
"Es ist ein stolzer Tag für mich, ich bin ein sehr glücklicher Mann", freut sich Hodgson auf seine neue Aufgabe, die zuletzt der Italiener Fabio Capello inne hatte. Letzterer war Anfang Februar zurückgetretenen, unter anderem aus Protest gegen den englischen Verband, der Chelseas John Terry wegen angeblicher Rassismus-Äußerungen als Nationalmannschafts-Kapitän abgesetzt hatte.
"Schockierende Wahl"
Die Entscheidung pro Hodgson löste im Fußball-Mutterland auch Skepsis aus. Tottenham-Hotspur-Trainer Redknapp galt als der Liebling und klare Favorit der Öffentlichkeit und Spieler. Die britische Zeitung "Guardian" schrieb gar von einer "schockierenden Wahl" und Torjäger-Legende Alan Shearer sagte vielsagend: "England erwartet nicht viel, Roy, das sollte dir helfen". Für Kenner des englischen Fußballs gilt der seriöse Hodgson als "sicherere" Variante für den zuletzt skandalgeplagten englischen Fußballverband als Redknapp, der den Ruf eines Querkopfs hat.