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Verschmutzung von Megastädten

28. Dezember 2006

„Das Wasser ist mit Chemikalien verseucht, wenn wir es trinken, brennt es und der Urin ist manchmal gelb oder rot gefärbt.“ - Alltag für viele Bewohner der 5,5-Millionen-Stadt Ahmedabad in Westindien.

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Luftverschmutzung: kein Ende in SichtBild: PA/dpa

Sauberes Trinkwasser ist in Ahmendabad nur ein Problem. Die Zahl der Menschen mit chronischen Atemwegsbeschwerden steigt täglich, schwarze Rauchwolken aus rostigen Fabrikschloten und dunkle Abgase aus schrottreifen Fahrzeugen gehören zum Alltag.

Trügerischer Traum von Arbeit und Wohlstand

Müllkippe in der westindischen Stadt Ahmedabad
Die Menschen ersticken im Müll

Zahlreiche Betriebe der Textilherstellung, der Chemie- und Pharmabranche haben Ahmedabad zu einem der führenden Industriestandorte in Indien gemacht. Wie ein Magnet wirkt die Megastadt auf die Menschen, die ihren Traum von Arbeit und Wohlstand verwirklichen wollen. Doch der Preis ist hoch: immer mehr Menschen erkranken an den Folgen des ungehemmten Wachstums. Mittlerweile trägt Ahmedabad, der einstige Wohnort von Mahatma Gandhi, den zweifelhaften Ruf als "Manchester des Ostens". Hier gibt es weder eine funktionierende Trinkwasserversorgung noch Abwasser- und Müllentsorgung.

Resignieren oder kämpfen?

In der indischen Verfassung ist der Schutz der Umwelt verbrieft. Gesetze regeln Kontrolle und Strafen von Umweltsündern. Dennoch gelingt den Behörden die praktische Anwendung nur selten - sehr zum Ärger der Einwohner. Viele haben angesichts der zahlreichen Umweltprobleme in Ahmedabad resigniert. Sie werfen den Behörden vor, nicht hart genug gegen Umweltsünder vorzugehen oder nur untätig zuzuschauen, wenn Unternehmer nachts ihre Abfälle vor den Toren der Stadt deponieren und damit das Trinkwasser verseuchen.

Auto-Rikshas: Schwarz fahren auf indisch

Umweltverschmutzung in Indien
Kein Schutz vor DreckschleudernBild: PA/dpa

Eigentlich muss in Ahmedabad jeder für sein Fahrzeug ein so genanntes „Pollution Under Control Certificate“ besitzen, das die Umweltverträglichkeit anzeigen soll. Doch der "Fetzen" ist für wenige Rupien an jeder Ecke zu erhalten. G.A. Oza, ein Beamter der regionalen Transportbehörde, sieht die Schuld jedoch nicht bei der Regierung. „Die Einwohner müssen erst einmal ein Umweltbewusstsein entwickeln und auch ihre Verantwortung für die Natur verstehen. Sie sollten stolz darauf sein, dass ihre Fahrzeuge nicht weiter die eigene Stadt verschmutzen. Würden sie uns helfen, dann könnte die Luftverschmutzung hier sicherlich verringert werden.“

Fließend Wasser für jedes Haus

Armut in Indien - Slum in Kalkutta Kinder Bevölkerung
Bleibt eine saubere Umwelt ein Traum?Bild: AP

Rund 20 Organisationen kämpfen zurzeit für bessere Lebensbedingungen in der Ahmedabad. Ein Projekt ist „Parivartan“, was soviel wie „Verwandlung“ bedeutet. Projektträger ist die Stadtverwaltung Ahmedabads, die seit Ende der 90er Jahre Slums mit Hilfe der Slumbewohner in bescheidene Wohnviertel mit funktionierender Infrastruktur verwandelt. Fließendes Wasser für jeden Haushalt, Abwasserentsorgung, eine eigene Toilette, Strom, asphaltierte Gassen, Müllbeseitigung - ein Traum, der sich bislang nur für wenige Bewohner der Industriestadt verwirklicht hat. Ein Traum, der aber Hoffnung für Ahmedabad geben kann.

Autoren: Priya Esselborn und Maulin Munshi

Redaktion: Peter Koppen