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Hoffnungsträger Export

16. September 2009

Noch hat die Krise die Unternehmen fest im Griff. Nur jedes vierte Unternehmen gibt an, nicht betroffen zu sein. Doch die Nachfrage aus dem Ausland zieht wieder an. Hoffnung für deutsche Exporteure?

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Containerumschlag im Hamburger Hafen (Foto: dpa)
Containerumschlag im Hamburger HafenBild: PA/dpa

Die Weltwirtschaft belebt sich, und das kommt für die deutsche Wirtschaft dem sprichwörtlichen 'Silberstreif am noch sehr düsteren Horizont' gleich. Denn wenn im Ausland die Nachfrage größer wird, dann finden auch Waren und Güter "Made in Germany" wieder mehr Käufer. Dass es so kommen wird, davon ist fast die Hälfte aller im Export tätigen Manager überzeugt. Einer Umfrage unter 800 Topmanagern zufolge, die im Auftrag des 'Handelsblattes' durchgeführt wurde, wird sich das Auslandsgeschäft in den kommenden zwölf Monaten verbessern. Im Mai hatte das nur ein Viertel der Befragten für möglich gehalten.

Die Umfrage deckt sich mit den Erwartungen des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen, BGA. Auch dessen Präsident, Anton Börner, erwartet für 2010 deutlich steigende Export-Zahlen. "Ich glaube, dass wir um die zehn Prozent Plus im kommenden Jahr liegen werden. Die Auftragseingänge sehen wir langsam wieder kommen. Vor allem Ostasien scheint ganz gut Tritt zu fassen, da kann man Impulse erwarten."

Nachfrage steigt wieder

Anton Börner, Präsident des BGA (Foto: anemel)
BGA-Präsident Börner: "Zehn Prozent Plus im kommenden Jahr."Bild: anemel

Eine steigende Nachfrage melden vor allem der Maschinenbau und die Chemiebranche. Das würde sich positiv auch bei den Arbeitslosenzahlen bemerkbar machen. Und wenn die weniger stark steigen würden als erwartet, dann würde wohl auch der gefürchtete Einbruch beim privaten Konsum ausbleiben. Allerdings schwingt in allen Prognosen weiterhin ein gehöriges Stück Skepsis mit. Denn noch ist die Konjunktur fragil, die aktuelle Geschäftslage wird von den Unternehmen noch schlechter bewertet als vor einem halben Jahr, und der Weg nach oben ist mit Fallstricken übersäht.

Besonders kritisch wird von den Unternehmen nach wie vor die Kreditversorgung beurteilt. Zwar gebe es keine flächendeckende Kreditklemme, so Börner, aber: "Die schlechte Wirtschaftslage führt zwangsläufig dazu, dass die Bonität der Unternehmen sinkt. In der Folge sind die Banken zu höheren Eigenkapitalpuffern verpflichtet, wodurch sich deren Bedarf an Eigenkapital erhöht. Da dies nicht vorhanden ist, ist eine Kürzung der Kredite unausweichlich."

Neue Inflationsrisiken

Symbolbild: Griff in die Ladenkasse (Foto: AP)
Mit dem Anziehen der Konjunktur könnte auch die Inflation wieder steigenBild: AP

Der BGA-Präsident drängt darauf, Kredite wieder stärker zu verbriefen. Wenn es den Banken gelingen würde, die Risiken auf dem Kapitalmarkt zu verkaufen, würde das ihre Bilanzen entlasten. Allerdings ist der Markt für solche Papiere durch die Finanzkrise praktisch zum Erliegen gekommen. Börner sieht den Staat gefragt. Der müsste über die staatliche KfW-Bankengruppe und die Landesbanken die Kreditrisiken aufkaufen. "Dieser Markt muss wiederbelebt werden. Da ist ein ganz deutliches Bekenntnis des Staates erforderlich."

Spätestens 2010 würden die Unternehmen das Geld brauchen, so Börner. Der BGA-Präsident ist fest davon überzeugt, dass es in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres zu deutlichen Preissteigerungen kommen wird. "Beim Dollarkurs werden wir 1,60 Dollar für einen Euro wieder sehen. Ich sehe den Euro strategisch stark und den Dollar strategisch schwach. Ich sehe in der zweiten Jahreshälfte 2010 die Zinsen deutlich ansteigen, ebenso die Rohstoffpreise. Wir stehen vor einer neuen Runde der Preissteigerungen." Nach dem tiefsten konjunkturellen Absturz aller Zeiten scheint der Weg zurück nach oben lang und steinig zu werden.

Autor: Sabine Kinkartz
Redaktion: Rolf Wenkel