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Friedensmission in Beirut

Diana Hodali, zurzeit Beirut16. September 2012

Die Abschlussmesse an Beiruts Hafen war der Höhepunkt der dreitägigen Libanonreise von Papst Benedikt XVI. Er gab den Christen Hoffnung und richtete einen Appell an alle Menschen in der Region.

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Abschlussmesse Papst Benedikt XVI. in Beirut im Papamobil (Foto: dapd)
Bild: AP

Magda und ihre Tochter Magali Suleiman sind schon seit sechs Uhr morgens unterwegs, nur um ihn aus nächster Nähe zu sehen: den Papst. "Eigentlich war mir Papst Johannes Paul II. immer näher, aber seit Papst Benedikt XVI. im Libanon ist, fühle ich mich ihm ebenso verbunden", sagt die 23-jährige Magali. Die beiden Christinnen gehören zu den rund 300.000 Menschen, die zur Abschlussmesse des Geistlichen an der so genannten Waterfront im Beiruter Stadtzentrum gepilgert sind.

Menschenmenge bei Papstmesse in Beirut (Foto: dapd)
Tausende feiern den Papst im Zentrum von BeirutBild: AP

Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen

Auch der Papst kommt als ein "Pilger des Friedens" zu ihnen in den Libanon und scheint wirklich keine Angst vor dieser Reise gehabt zu haben. Sonst wäre er wohl nicht in einer so heiklen Zeit in das Land gekommen. In einer Zeit, in der im Nachbarland Syrien der Bürgerkrieg tobt und sich der Zorn über einen anti-islamischen Film aus den USA wie ein Lauffeuer im Nahen Osten verbreitet hat.

An der Waterfront läuft alles geregelt ab. Die Sicherheitsmaßnahmen sind so hoch wie noch nie. Über dem Gelände kreisen Hubschrauber, Soldaten haben Straßensperren errichtet und jeder Gast wird durch einen Metalldetektor geschickt. Am Eingang bekommen auch Magda und Magali wie alle eine Flasche Wasser, eine Bibel und eine Schirmmütze. Und die ist als Sonnenschutz auch dringend notwendig. Denn die Menge wartet mehrere Stunden bei 35 Grad auf die Ankunft des Papstes.

Menschen im Zentrum von Beirut (Foto: DW/ Diana Hodali)
Trotz hoher Temperaturen harrt die Menge stundenlang ausBild: DW/Hodali

Magda beginnt zu scherzen: "Ich denke, es wird pünktlich losgehen. Papst Benedikt ist doch ein Deutscher." Und so ist es dann auch. Punkt zehn Uhr libanesischer Zeit trifft Papst Benedikt XVI. ein. Den Weg zum Veranstaltungsgelände hat er mit dem schusssicheren Papamobil zurückgelegt. Die Menge jubelt. Magda und Magali rufen im Chor mit der Menge immer wieder "Benedito".

Eine Messe für alle Menschen

Die Messe wird auf Französisch und Arabisch abgehalten. Fürbitten werden aber auch auf Armenisch und Englisch gelesen - als ein Zeichen dafür, dass es eine Feier für die Menschen der ganzen Region ist. In seiner Predigt ruft der Papst alle Menschen des Nahen Ostens dazu auf, "Diener des Friedens und der Versöhnung" zu sein. Dazu müssten Christen und Angehörige anderer Religionen gemeinsam beitragen, "jeder auf seiner Ebene und dort, wo er sich befindet".

Libanon: Papstbesuch endet mit Friedensappell

Er spricht auch über die Lage in Syrien. "Gott gebe eurem Land, gebe Syrien und dem Nahen Osten das Geschenk des Friedens der Herzen, das Schweigen der Waffen und das Aufhören jeder Gewalt", sagt Papst Benedikt. Er appelliert an die internationale Gemeinschaft und auch die arabischen Staaten, "gangbare Lösungen vorzuschlagen, die die Würde jedes Menschen, seine Rechte und seine Religion achten". Die Menschenmenge zeigt sich von seiner Ansprache begeistert. Magda und Magali steigen auf ihre Stühle und klatschen mit voller Kraft.

Eindringliche Appelle zu Gewaltverzicht

Bereits am zweiten Tag seiner Libanon-Reise hatte Papst Benedikt XVI. einen eindringlichen Friedensappell an die Völker des Nahen Ostens gerichtet. Sie müssten "Nein zu Vergeltung sagen", "verbale und körperliche Gewalt" unterlassen sowie "die pluralistische Gesellschaft" akzeptieren, sagte das 85-jährige Oberhaupt der katholischen Kirche. Da sprach er in der Residenz des christlichen, libanesischen Staatschefs Michel Suleiman - auch vor muslimischen Vertretern.

Auf die gewaltsamen muslimischen Proteste gegen den islamfeindlichen Film ging er dabei nicht ein, obwohl es etwa 65 Kilometer weiter nördlich in Tripoli zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen war.

Libanon als Vorzeigeland

Trotz der anhaltenden Gewalt in der Region hatte Papst Benedikt nach eigenem Bekunden nie daran gedacht, seine Reise abzusagen. Ganz im Gegenteil. Es sei wichtig, betonte er bei seiner Ankunft, "ein Zeichen der Ermutigung und des Dialogs gegen die Gewalt" zu setzen. Und anstatt Waffen nach Syrien zu bringen, sollten Friedensideen in das Land importiert werden.

Den Arabischen Frühling lobte er dafür ausdrücklich als einen Schrei der jungen Generationen nach mehr Demokratie und Freiheit. Immer wieder während seines Besuchs bezeichnete er den Libanon auch als Modell des interreligiösen Zusammenlebens für den ganzen Nahen Osten. Daher unterschrieb er gleich am ersten Tag feierlich das Abschlussdokument der Nahost-Bischofssynode von 2010 zur schwierigen Lage der Christen in der Region. Das ist der eigentliche Anlass, warum der Papst in den Libanon gekommen ist. Mit dem Dokument streben die verschiedenen christlichen Kirchen eine engere Zusammenarbeit an. Bereits im Vorfeld hatte der Papst die bedrängten Christen in den überwiegend muslimischen Ländern des Nahen Ostens zum Bleiben aufgerufen.

Papst Benedikt in Beirut (Foto: Reuters)
Papst Benedikt XVI. auf Friedensmission in BeirutBild: Reuters

Das Dokument überreichte er schließlich zum Abschluss seiner Messe an die katholischen Kirchenführer. Es solle den Christen der Region "eine Richtschnur" sein, sagt Benedikt XVI. Doch bereits der Besuch des Papstes war für die meisten hier ein Zeichen der Hoffnung in unsicheren Zeiten - das betonte ebenfalls der Patriarch der Maroniten, Bechara Rai. Auch Magda und Magali hat der Papst ein Stück Vertrauen zurückgegeben. "Der Besuch hat uns gezeigt, dass wir die Region nicht verlassen müssen. Sein Besuch kam genau zum richtigen Zeitpunkt."