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"Hoffnungsschimmer für Millionen"

Das Gespräch führte Oliver Samson3. Juli 2005

Die weltweiten Live 8-Konzerte wurden gestern von hunderten Millionen von Zuschauern verfolgt. Audioslave-Gitarrist Tom Morello im Gespräch mit DW-WORLD über die politischen Ziele der Veranstaltung.

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Tom MorelloBild: dpa

Audioslave ist so etwas wie die Superband des amerikanischen Alternativ-Rock - entstanden 2002 aus Musikern von Rage Against the Machine und Chris Cornell, der Stimme von Soundgarden. Ihre energetische, hoch emotionale Musik brachte ihnen seitdem weltweit Gold- und Platin-Auszeichnungen ein. Audioslave zählen aber auch zu den politisch aktivsten Bands der USA.

DW-WORLD: Tom Morello, wie kommt es, dass Sie mit Audioslave beim Live 8 hier in Berlin spielen?

Tom Morello: Wir sind gerade auf Tour und müssen heute Abend auch wieder in Belgien spielen - das ist schon die Grenze des logistisch machbaren. Aber hier geht es schließlich um eine der wichtigsten Dinge, die es gerade auf der Welt gibt. Live 8 versucht Druck auf die Politiker der G8 zu machen, dem Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt zuzustimmen. Die Schulden sind eine Art ökonomischer Terror gegen zahllose Millionen von Menschen. Die ärmsten Länder sollten aber ihre Ressourcen für ihre eigenen Leute nutzen können - und nicht, um Zinsen zu bezahlen. Die Konzerte sind eine sehr offene, demokratische Antwort zum G8-Treffen in Schottland und was dort hinter verschlossenen Türen verhandelt wird. Die Millionen Menschen, die zum Live 8 zusammenkommen, sind ein Hoffnungsschimmer für die Millionen in den ärmsten Ländern.

Chris Cornell (l) und Tom Morello von der Rockgruppe Audioslave
Audioslave in Aktion: Chris Cornell (l) und Tom MorelloBild: dpa

Sie sind schon lange in diesen Fragen politisch aktiv. Was sagen Sie zur Kritik an dieser Veranstaltung, wonach der Afrika bevormundet werden würde?

Die Kritik sollte sich an Bush und die G8 richten. Ihre Schuldenpolitik über die Köpfe der Dritten Welt hinweg ist ja für die Missstände verantwortlich. Diese Konzerte sind eine hervorragende Antwort darauf und zeigen die unglaubliche Solidarität für die Dritte Welt, die quer durch die ganze Musik-Szene vorhanden ist. Aber die wahren Stars sind die Millionen von Zuschauer. Sie können wirklich die Politik ihrer jeweiligen Regierungen ändern. Damit wir wirklich noch erleben, dass der weltweiten Armut ein Ende gemacht wird.

Sie hören sich optimistisch an …

Ja, das bin ich. Schon jetzt hat sich doch der große Einfluss des Protestes gezeigt. Schon jetzt hat die Regierung Blair, hat Bush Konzessionen gemacht. Das waren zunächst bescheidene Schritte - aber Schritte, die sonst nie passiert wären. Jedes Mal, wenn sich die G8 trifft, gehen zehn-, hunderttausende von Leuten auf die Straße, um zu protestieren. Zu diesen Stimmen kommen nun unsere dazu. Es sind bei diesen Konzerten nochmals Millionen von Stimmen mehr, die einen Politik-Wechsel verlangen. Wir dürfen die Politiker nun nicht mehr vom Haken lassen. Dies wird eine entscheidende Woche. Jetzt müssen sich Leute informieren und aktiv werden - und die ganze Welt wird zuschauen.

Wie unterscheidet sich Ihrer Meinung nach die amerikanische Haltung von der deutschen bei diesem Thema?

Ich kann natürlich nicht so wahnsinnig viel über Deutschland sagen - außer, dass die Regierung sich ähnlich stur wie die amerikanische verhält, wenn es um mehr Hilfe für die Dritte Welt geht. Die amerikanische Außenpolitik orientiert sich vor allem an den Interessen der großen Konzerne. Wir wollen aber eine menschlichere Außenpolitik - und das ist auch das, was die Leute hier alle wollen. Die G8 werden nun wieder im stillen Kämmerlein tagen - aber sie wissen, dass wir ein Ohr an der Tür haben. Sie wissen, dass sie mit der richtigen Antwort heraus kommen müssen - mit dem Schuldenerlass für die ärmsten Länder.