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Hohe jüdische Ehrung für Angela Merkel

2. Dezember 2015

Die Bundeskanzlerin ist mit dem diesjährigen Abraham-Geiger-Preis für Verdienste um das Judentum ausgezeichnet worden. Merkel sei eine "Garantin der Freiheit der Religionen in der modernen Gesellschaft", so die Jury.

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Merkel an einem Pult, redend (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa/B.v. Jutrczenka

In Zeiten "des zunehmenden Antisemitismus in Deutschland und Europa" sei die "unverbrüchliche Solidarität" der CDU-Politikerin Rückgrat des Vertrauens für die jüdische Gemeinschaft, erklärte das Abraham-Geiger-Kolleg der Universität Potsdam zur Begründung. Mit ihrem politischen Wirken stehe Merkel seit vielen Jahren dafür ein, "dass demokratische Grundwerte in unserer Gesellschaft und europaweit Schutz erfahren".

Die Auszeichnung sei für sie eine große Ehre sowie Ansporn und Verpflichtung zugleich, sich weiter für das Zusammenleben der Kulturen und Religionen in Deutschland einzusetzen. Sie nehme jegliche Sorgen der jüdischen Gemeinde in Deutschland sehr ernst, sagte Merkel bei der Verleihung. Dies gelte auch in der aktuellen Flüchtlingssituation, da viele Menschen aus Ländern kämen, in denen Antisemitismus zum Alltag gehöre.

Absage an religiöse Diskriminierung

Gleichwohl betonte sie, jeder Schutzsuchende, der nach Deutschland komme, müsse das Grundgesetz respektieren. Dazu gehöre eine klare Absage an religiöse Diskriminierung sowie eine deutliche Zurückweisung jeglichen Antisemitismus. "Antisemitische Straftaten werden konsequent mit allen Rechtsmitteln verfolgt", so die Kanzlerin.

Bereits nach der Bekanntgabe Ende Oktober hatte die Bundeskanzlerin erklärt, die 10.000 Euro Preisgeld dem jüdischen Studienwerk für dessen Projekte im interreligiösen Dialog zu spenden. Aus diesem Grund hielten auch einige Stipendiaten eine kurze Rede. Festredner war der Washingtoner Religionssoziologe José Casanova; seine Laudatio war überschrieben mit "Zwischen religiösem Pluralismus und postnationaler europäischer Demokratie. Überlegungen zum Westfälischen Frieden und zur jüdischen Frage." An der Verleihung im Jüdischen Museum nahmen unter anderem der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, und der evangelische Berliner Bischof, Markus Dröge, teil.

Nicht die erste jüdische Auszeichnung

Der Preis wird seit dem Jahr 2000 in Erinnerung an Abraham Geiger (1810-1874) als einem der bedeutendsten Vertreter des liberalen Judentums in Deutschland vergeben. Mit der Auszeichnung werden Menschen geehrt, die sich um den Pluralismus verdient gemacht haben. Frühere Preisträger waren unter anderem Kardinal Karl Lehmann, Ex-Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und Prinz Hassan bin Talal von Jordanien. Das Abraham-Geiger-Kolleg ist nach eigenen Angaben die erste akademische Ausbildungsstätte für Rabbiner und Kantoren in Deutschland seit dem Holocaust.

Für Merkel war es nicht die erste Auszeichnung für ihre Verdienste um das Judentum in Deutschland: 2007 wurde ihr bereits der Leo-Baeck-Preis verliehen, die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden in Deutschland.

bor/uh (kna, epd)