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Hohe Sympathiewerte bei Bush

Daniel Scheschkewitz, Washington D. C.9. Juni 2006

Zu einem Zeitpunkt, da die Beziehungen der USA zu einigen ihrer Nachbarländer in Lateinamerika angespannt sind, hat die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet auf Einladung Bushs die USA besucht.

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US-Präsident Bush und Chiles Präsidentin Michelle Bachelet in WashingtonBild: AP

Michelle Bachelet war nicht das erste Mal in Washington. Als Kind eines chilenischen Militär-Attachees ging sie in der US-Hauptstadt einige Jahre zur Schule und studierte später als allein erziehende Mutter Militärwesen am inneramerikanischen Verteidigungsinstitut. Heute ist die 52-jährige trotz ihrer sozialistischen Gesinnung als Präsidentin ein gern gesehener Gast - auch im Weißen Haus, wo Präsident Bush ihr zu Ehren am Donnerstag (8.6.2006) ein Mittagessen gab. Bush im Anschluss: "Man hatte mir vor dem Treffen gesagt, dass ich einer charmanten Person begegnen würde und ich muss sagen, man hatte mich richtig informiert."

Im Unterschied zu Venezuelas Präsident Hugo Chavéz oder dem Bolivianer Evo Morales, die wegen ihrer linkspopulistischen Ideologie und Verstaatlichungspolitik von Washington mit Argwohn betrachtet werden, genießt Bachelet auch an der Wall Street einen guten Ruf. Der Handel zwischen den USA und Chile floriert, nachdem man im Januar 2004 ein Freihandelsabkommen abgeschlossen hatte. Auch politisch sind die bilateralen Beziehungen so gut wie seit langem nicht mehr. Und das, obwohl Bachelet selbst von dem durch den amerikanischen CIA unterstützten Coup gegen Präsident Allende Anfang der 1970er-Jahre ins Exil gezwungen wurde.

Bevorzugter Partner

Für Amerika hat die sozial eingestellte Präsidentin dennoch viel übrig: "Es ist immer schön in einem Land zu sein, dessen Bevölkerung ich zu lieben gelernt habe. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Amerika ein Land ist, in dem Menschen verschiedener Kultur und ethnischer Herkunft auf integrierte Weise zusammen leben."

Chile ist für die USA im schwierigen Umfeld Lateinamerikas zu einer Art bevorzugtem Partner geworden. Ein Etikett, dass Bachelet ablehnt, weil sie die Welt nicht mehr wie im Kalten Krieg in Gute und Böse eingeteilt sehen will, so sagte es die Präsidentin dieser Tage in einem Zeitungsinterview. Als überzeugte Demokratin tritt sie für Pluralismus, Toleranz und für soziale Gerechtigkeit ein, politische Tugenden, für die sie sogar Präsident Bush am Donnerstag ausdrücklich lobte.

"Ich schätze ihr Engament für wichtige Werte wie die Menschenrechte, die Meinungsfreiheit und das Wahlrecht", sagte Bush. "Sie tritt für Bildungschancen und die Wohlfahrt der Bevölkerung ein und ich habe ihr versichert, dass auch die Vereinigten Staaten ihr Eintreten für soziale Gerechtigkeit teilen und dass wir, dort wo wir können, gerne helfen wollen, damit Menschen eine Ausbildung bekommen, um ihre Träume zu verwirklichen." Bachelet nutzte ihren hohen Sympathiewert, um ihrerseits Probleme der regionalen Entwicklung beim Präsidenten anzusprechen.

Nicht alle Probleme gelöst

"Wir haben uns darüber unterhalten, wie wir eine friedliche Region aufbauen können. Eine Region in der Demokratie und soziale Gerechtigkeit verwirklicht sind. Und wir haben über Energiefragen, Bildung und Gesundheitspolitik gesprochen", erklärte die Präsidentin. Ein bilaterales Problem jedoch konnte auch dieser Besuch vorerst nicht aus der Welt schaffen. Lateinamerika muss demnächst einen neuen Vertreter in den UN-Sicherheitsrat entsenden. Dabei konkurriert Washingtons Widersacher Venezuela mit Guatemala um den Posten. Chiles Stimme könnte den Ausschlag geben. Doch dem Druck Washingtons, für Guatemala zu stimmen, mochte sich Chiles Präsidentin zumindest jetzt noch nicht beugen.