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GM schwenkt um

3. Juni 2008

Als Reaktion auf die hohen Benzinpreise will der US-Autoriese General Motors seine Produktpalette umstellen und mehr verbrauchsarme Fahrzeuge anbieten. In Deutschland zeichnet sich ein ähnlicher Trend ab.

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Zaun vor GM-Werk mit Schrift: Plant closing
Große Autos von GM sind immer weniger gefragtBild: AP

Im Zuge der Neuausrichtung von General Motors (GM) müssten vier Fertigungswerke für allradgetriebene Fahrzeuge und Pickup-Trucks in Nordamerika komplett geschlossen werden, kündigte Konzernchef Rick Wagoner am Dienstag (03.06.08) in Wilmington im Bundesstaat Delaware an. Zu den neuen umweltfreundlichen Fahrzeugen werde auch ein Elektro-Auto für den US-Markt gehören.

Grund für die Kurskorrektur sei die sinkende Nachfrage nach Fahrzeugen mit hohem Spritverbrauch in den USA, sagte Wagoner. "Diese Schritte erfolgen in Reaktion auf den rapiden Anstieg des Ölpreises und die daraus resultierenden Änderungen in den USA", fügte er hinzu. Sein Konzern gehe davon aus, dass die gestiegene Nachfrage nach umweltfreundlicheren Fahrzeugen keine vorübergehende, sondern eine strukturelle Entwicklung sei.

"Schwieriger Entschluss" zur Schließung

Wagoner bezeichnete die Entscheidung zur Schließung von vier Werken als "sehr schwierig". Sie sei aber nötig, "um uns an die geänderten Marktbedingungen anzupassen". General Motors erwarte durch die Umstrukturierung bis 2010 Kosteneinsparungen im Nordamerika-Geschäft von etwa einer Milliarde Dollar. GM erwäge darüber hinaus einen Verkauf der Edel-Truck-Marke "Hummer".

Geschlossen werden nach Wagoners Angaben die Werke in Moraine und Janesville in den US-Bundesstaaten Ohio und Wisconsin, das Werk Oshawa in Kanada und das Werk in Toluca, Mexiko. Wie viele Mitarbeiter dabei ihren Job verlieren, sagte der Konzernchef nicht. Nach Angaben der kanadischen Autogewerkschaft TCA sollen allein in Oshawa 2600 Mitarbeiter entlassen werden. TCA-Sprecher Chris Buckley bezeichnete Wagoners Pläne als "wahrhaften Verrat". Buckley wies darauf hin, dass erst kürzlich eine Tarifvereinbarung mit dreijähriger Laufzeit unterzeichnet worden sei.

Kooperation mit Toyota

Einem Zeitungsbericht zufolge will GM gemeinsam mit Toyota in den USA das Toyota-Elektroauto Prius fertigen. Wie "Tokio Shimbun" berichtete, sollen die

Schlüsselkomponenten von Japan in die USA geliefert und dort zusammengesetzt werden. Toyota hofft dem Blatt zufolge insbesondere in Kalifornien auf einen hohen Absatz, da dort die Nachfrage nach umweltfreundlichen Autos besonders hoch sei.

Hybridmodelle verfügen über einen kombinierten Benzin- und Elektromotor. Im Stadtverkehr fahren die Wagen vor allem elektrisch und somit abgasfrei. Wird mehr Leistung benötigt, etwa auf der Autobahn, schaltet sich der Benziner zu. Toyota hat seit der Einführung 1997 in Japan mehr als eine Million Prius verkauft.

Deutschland: weniger Neuzulassungen

Auch in Deutschland verdirbt der teure Sprit den Bundesbürgern die Lust am Autokauf. Im Mai sank die Zahl der Neuzulassungen um 6,2 Prozent auf rund 275.000 Pkw, wie das Kraftfahrtbundesamt (KBA) in Flensburg mitteilte. Laut KBA setzte sich im Mai der Trend zu Kleinstwagen fort: Dort gab es ein Zulassungsplus von 15,3 Prozent, während Pkw ab der Mittelklasse weniger gefragt waren. Die bevorzugten Modelle waren laut KBA Smart Fortwo, Renault Twingo und Fiat 500.

Die meisten deutschen Hersteller mussten einen deutlichen Rückgang hinnehmen: Audi verzeichnete laut KBA 16,3 Prozent weniger Neuzulassungen als im Vorjahreszeitraum, Mercedes verlor 13,1 Prozent, Porsche 13,0 Prozent und Volkswagen 9,0 Prozent. Opel hingegen legte um 1,0 Prozent zu.

Industrie zeigt sich "besorgt"

Auch bei ausländischen Herstellern beobachtete das Bundesamt deutliche Einbußen: Die Zahlen von Mitsubishi brachen um 41,1 Prozent ein, Mazda verlor 30,4 Prozent und Toyota 20,5 Prozent. Zulegen konnten Suzuki um 37,5 Prozent, Fiat um 23,6 Prozent und Nissan um 10,8 Prozent. Ein sattes Plus von 120 Prozent verzeichnete General Motors.

VDA-Präsident Wissmann erklärte, die aktuelle Preisentwicklung an der Zapfsäule bremse die Kaufbereitschaft: "Wir sehen diese Entwicklung mit Besorgnis; insbesondere der starke Preisanstieg für Diesel ist aus steuerlichen Gründen nicht nachvollziehbar." (mas)