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Der Präsident lässt Gnade walten

1. Februar 2016

Drei Schüsse. Mit Schüssen in den Rücken tötete die Französin Jacqueline Sauvage ihren Mann. Das war im September 2012, nachdem er sie und ihre Kinder misshandelt hatte. Nun hat der Präsident sie begnadigt.

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Jacqueline Sauvage
Jacqueline Sauvage (mitte) auf einem Archivbild aus dem GerichtssaalBild: picture-alliance/dpa/S. Redaction

Der französische Staatschef Francois Hollande hat die wegen Mordes an ihrem Mann verurteilte Jacqueline Sauvage begnadigt. Er habe von seinem Recht Gebrauch gemacht, teilte der Elysée-Palast am Sonntag mit. Die 66-Jährige könne sofort einen Antrag auf frühzeitige Haftentlassung stellen.

Sauvage war in den 47 Jahren ihrer Ehe wiederholt von ihrem Mann misshandelt worden. Im September 2012 tötete sie ihn mit drei Schüssen in den Rücken. Gegen ihre Verurteilung zu zehn Jahren Gefängnis hatte es eine öffentliche Protestwelle gegeben. Am vergangenen Freitag baten ihre drei Töchter, die ebenfalls geschlagen und teilweise misshandelt wurden, Hollande bei einem Empfang im Präsidentenpalast um Begnadigung.

Der Fall der 66-Jährigen bewegte seit Wochen die Nation. Der Präsident wollte angesichts einer außergewöhnlichen menschlichen Situation die Rückkehr von Frau Sauvage in den Kreis ihrer Familie ermöglichen, wie es in Paris hieß. Der Tat der Frau ging nach bisherigen Erkenntnissen ein handgreiflicher Streit um ihren Sohn voraus. Was die Frau zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Ihr Sohn hatte sich in seiner Wohnung erhängt.

Francois Hollande
Präsident Francois HollandeBild: picture-alliance/AP Photo/T. Camus

Ikone im Kampf gegen häusliche Gewalt

"Unser Vater ist tot und für mich ist das eine Erleichterung", sagte eine von Sauvages Töchtern. Für Staatsanwalt Frédéric Chevallier war die Handlung der Frau dennoch inakzeptabel. Auf die Gewalt ihres Mannes hätte Sauvage mit einem verhältnismäßigeren Akt reagieren können, erklärte der Jurist. Er sprach im Oktober 2014 von versuchter vorsätzlicher Tötung. Am 3. Dezember wurde das Urteil von einem Schwurgericht bestätigt. Seitdem kämpften Künstler, Politiker - darunter Daniel Cohn-Bendit - sowie Frauen- und Menschenrechtsorganisationen um Sauvages Haftentlassung. Die 66-jährige Sauvage wurde zu einer Ikone im Kampf gegen häusliche Gewalt.

ml/kle (dpa, afp)