1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hollande erkennt Massaker an

18. Oktober 2012

Im Oktober 1961 schlug die Polizei in Paris eine Kundgebung gewaltsam nieder, viele Algerier starben. 51 Jahre später bekennt sich Frankreich erstmals öffentlich zu der Gewalttat.

https://p.dw.com/p/16RkU
Francois Hollande (Foto:AP/dapd)
Bild: dapd

Als erster französischer Staatschef hat François Hollande das Pariser Massaker verurteilt. "Am 17. Oktober 1961 sind Algerier, die für ihr Recht auf Unabhängigkeit demonstriert haben, durch blutige Repression getötet geworden", sagte Hollande am Mittwoch. Die Republik erkenne diese Tatsachen in aller Klarheit an. Er verurteile die Taten und gedenke der Opfer.

Damals hatten französische Sicherheitskräfte eine friedliche Kundgebung der algerischen Unabhängigkeitsbewegung niedergeschlagen. Die Demonstranten hatten eine Ausgangssperre für Algerier missachtet, die der damalige Polizeipräfekt der französischen Hauptstadt, Maurice Papon, nach Angriffen auf französische Sicherheitskräfte verhängt hatte. Papon erteilte seinen Beamten daraufhin den Schießbefehl. Offiziell wurden bei dem lange verschwiegenen Blutbad drei Tote und 64 Verletzte gezählt. Später wurden jedoch viele Leichen aus der Seine geborgen. Im Frühjahr 1998 wurde die Zahl der Toten offiziell auf 32 korrigiert.

Historiker gehen davon aus, dass weit mehr Menschen ums Leben kamen. Schätzungen zufolge wurden rund 200 Menschen getötet, als Sicherheitskräfte auf Demonstranten schossen, auf sie einschlugen oder sie in die Seine warfen. Nach dem Massaker verbot die französische Regierung ein Buch über die Taten und verhinderte, dass die wenigen Pressefotos aus der Nacht erscheinen konnten.

Frankreichs Politiker tun sich noch heute schwer mit der Erinnerung an das Massaker von Paris. Erst 1997 wurde unter Premierminister Lionel Jospin eine offizielle Untersuchung eingeleitet, die Aufzeichnungen der Pariser Polizei sind bis heute unter Verschluss. Noch 2001 boykottierte die konservative Opposition im Pariser Stadtrat die Einweihung einer Gedenktafel für die Opfer.

Für die Erteilung des Schießbefehls wurde Papon juristisch nie belangt. Allerdings wurde der 1910 geborene Papon 1998 wegen Verbrechen, die er als Beamter des mit den deutschen Nationalsoziaisten verbündeten Vichy-Regimes begangen hatte, zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Präsident Hollande ist um eine Verbesserung der Beziehungen zu der ehemaligen französischen Kolonie Algerien bemüht. Im Dezember plant er einen Staatsbesuch in dem nordafrikanischen Land, das seit 1962 von Frankreich unabhängig ist.

qu/se (dpa, afp, dapd)