1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hollande sichert Juden Schutz des Staates zu

17. Februar 2015

Bei einer Gedenkfeier im Elsass prangerte Präsident Hollande "extremistische Dummheit" und "antisemitische Vorurteile" an. Nach der Schändung jüdischer Gräber sicherte er den Juden des Landes umfassenden Schutz zu.

https://p.dw.com/p/1EdPM
Frankreichs Präsident Hollande auf jüdischem Friedhof (Foto: REUTERS)
Bild: Reuters/Vincent Kessler

Durch eine solche Schändung werde die gesamte Republik mit ihren Werten und Prinzipien ins Visier genommen, sagte Frankreichs Staatschef François Hollande während eines Besuchs des jüdischen Friedhofs im ostfranzösischen Sarre-Union. Vor zahlreichen jüdischen Vertretern und Politikern versicherte er, Frankreich werde jüdische Mitbürger mit aller Macht verteidigen. "Gräber schänden bedeutet, alle Religionen zu beleidigen und die Republik zu beschmutzen."

Bei der schlimmsten Schändung eines jüdischen Friedhofs in Frankreich seit fast einem Vierteljahrhundert waren vor einigen Tagen mehr als die Hälfte der 400 Gräber in Sarre-Union zerstört worden. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, fünf Jugendliche aus der Region werden beschuldigt, die Gräber verwüstet zu haben. Die 15- bis 17-Jährigen sitzen seit dem Geständnis eines der Täter in Untersuchungshaft. Die Jungen seien nicht vorbestraft. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gibt es noch keine Hinweise auf einen antisemitischen Hintergrund.

Hunderte Gräber in Frankreich auf dem Friedhof Sarre-Union geschändet
Geschändete Gräber auf dem Friedhof Sarre-UnionBild: Reuters/Vincent Kessler

Antisemitische Taten "unermüdlich" verfolgen

"Die jugendlichen Vandalen auf dem jüdischen Friedhof von Sarre-Union hätten offenbar sehr gut gewusst, was sie da tun", sagte Hollande bei der Gedenkveranstaltung. Es sehe aus, "als ob eine Armee hier durchmarschiert ist", zitieren ihn französische Medien. Der Staatschef betonte, die Justiz werde herausfinden, was auf "Unüberlegtheit", was auf "Ignoranz" oder auf "Intoleranz" zurückzuführen sei. Zugleich versicherte er, jeder, der antisemitische oder rassistische Taten begehe, werde "unermüdlich verfolgt, festgenommen und verurteilt".

Der Staatspräsident rief die Juden Frankreichs erneut dazu auf, im Land zu bleiben und nicht nach Israel auszuwandern. Die Menschen seien Franzosen, sie liebten Frankreich und ihr Platz sei selbstverständlich in Frankreich, sagte er. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte nach den Terroranschlägen von Paris und Kopenhagen die Juden dazu aufgefordert, Europa den Rücken zu kehren und nach Israel auszuwandern. Hollande sagte, er werde nicht gestatten, dass in Israel behauptet werde, Juden hätten in Frankreich keinen Platz mehr. Allerdings müsse Frankreich Sicherheit und Respekt für alle Juden im Land gewährleisten.

Frankreich hat mit rund 600.000 Juden die größte jüdische Gemeinde in Europa. In den vergangenen Jahren haben judenfeindliche Angriffe in Frankreich deutlich zugenommen, 2014 wurden nach Angaben des jüdischen Dachverbandes Crif mit 851 doppelt so viele antisemitische Straftaten wie im Vorjahr registriert.

nem/wl (afp, dpa, KNA)