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Hollywoods "Zarin" gestorben

30. Juni 2003

Katharine Hepburn war ebenso als Kratzbürste gefürchtet, wie sie als einzigartiger Star bewundert wurde. Vier Oscars als Hauptdarstellerin, zwölf Oscar-Nominierungen – keine andere hat das bisher erreicht.

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Hollywood-Legende Katharine HepburnBild: AP

Abgesehen von Julia Roberts, die es an Eckigkeit, Schönheit und Esprit mit ihr hätte aufnehmen können, hat Amerikas Traumfabrik Jahrzehnte lang keine Frau hervor gebracht, die man mit Katharine Hepburn in einem Atemzug nennen würde. "Katharine, die Große" starb am Sonntag (29. Juni 2003) im Kreise ihrer Familie in Old Saybrook, im US-Bundesstaat Connecticut im Alter von 96 Jahren. Die hoch gewachsene Amerikanerin, eine klassische Schönheit mit gestochen scharfen Gesichtszügen, spielte Charakterrollen, komische und dramatische Parts in insgesamt 43 Spielfilmen und war darüber hinaus in Dutzenden Fernsehproduktionen und Theaterstücken zu sehen.

Vorbild für viele Frauen

Katharine Hepburn in New York
Katharine Hepburn in New YorkBild: AP

Katharine Hepburns Karriere zog sich über mehr als 60 Jahre hin. Mit ihrem ausgeprägten Selbstbewusstsein und unbeugsamen Willen im Privatleben wie auf der Leinwand wurde sie zum Vorbild für Generationen von Frauen. Fast ein halbes Jahrhundert lang gehörte sie zu den großen Hollywoodstars.

Katharine Hepburn und Henry Fonda
Katharine Hepburn und Henry Fonda in "On Golden Pond"Bild: AP

International bekannt wurde die Schauspielerin mit Filmen wie "The African Queen" (mit Humphrey Bogart), "Philadelphia Story" (mit Cary Grant und James Stewart) und "Die Frau, von der man spricht". In ihrer beispiellosen Karriere gewann Katharine Hepburn vier Oscars - so viel wie niemand sonst in der Schauspielergilde. Außerdem wurde sie insgesamt zwölf Mal für die Academy Awards nominiert - ein Rekord, der erst in diesem Jahr von Meryl Streep mit 13 Nominierungen übertroffen wurde.

Ein erfülltes Leben

Katharine Hepburn wurde am 12. Mai 1907 als Tochter eines Arztes und einer Frauenrechtlerin in Hartford (Connecticut) geboren. Nach dem Studium spielte sie anfangs an kleinen Theatern und schließlich am Broadway. Hepburns royaler Beiname, den so manche Kollegin mit einem neidisch-sarkastischen Unterton erwähnte, geht auf den Beginn ihrer Karriere zurück: 1928 erhielt sie in Baltimore ihre erste größere Bühnenrolle in dem Stück "The Czarina" ("Die Zarin"). Ihre erste Oscar-Rolle spielte sie 1933 in "Morgenrot des Ruhms". Nachdem sie Mitte der 1930er Jahre einen Karriereknick hatte, gelang ihr 1938 in Howard Hawks' "Leoparden küsst man nicht" ein glanzvolles Comeback. Komödien-Klassiker wie "Die Nacht vor der Hochzeit" (1940) folgten.

Katharine Hepburn und Humphrey Bogart
Katharine Hepburn und Humphrey Bogart in "The African Queen"Bild: AP

Neben ihrer Filmarbeit fand sie immer wieder zum Theater zurück. Bis in die 1970er Jahre blieb Katharine Hepburn mit ihrer Vielseitigkeit, mit Witz und ungebremster Vitalität eine der profiliertesten Darstellerinnen Hollywoods. Ihr letzter großer Erfolg war 1981 das Familien-Drama "Am goldenen See", für den sie erneut den Oscar erhielt.

Das Hollywood-Traumpaar

Das Lebensglück dieser überaus intelligenten und selbstbewussten Frau erwuchs auch aus einer mehr als 25 Jahre währenden Affäre mit einem labilen, wenngleich auf der Leinwand souverän wirkenden Trinker. Mit Spencer Tracy stand Hepburn für neun Filme vor der Kamera, in denen sie oft sich selbst spielen durfte: Eine willensstarke Frau, die auf den Überlegenheitsdusel so manchen Vertreters der Männerwelt frech und fröhlich pfeift.

Katharine Hepburn
Katharine Hepburn in einer Filmszene aus "On Golden Pond"Bild: AP

Die beiden galten als Hollywood-Traumpaar, seit sie 1942 in "Die Frau, von der man spricht" zu sehen waren. Ihr letzter gemeinsamer Auftritt in "Rat mal, wer zum Essen kommt", der den Rassendünkel des weißen Amerika an den Pranger stellte, geriet 1967 nach Kritikermeinung zu einem der wichtigsten US-Filme überhaupt. Im selben Jahr starb Tracy, bis zur letzten Stunde umhegt von seiner Geliebten. Die Scheidung von seiner Ehefrau hatte der Katholik Tracy auch unter Hinweis auf ihr behindertes Kind stets abgelehnt. Hepburn akzeptierte das. Sie sorgte auch dafür, dass der Alkoholkranke immer wieder Rollen erhielt.

Dem Tod sah Katharine Hepburn mit der für sie typischen Mischung aus Selbstbewusstsein und Schlagfertigkeit entgegen. Schon vor Jahren erklärte sie: "Ich begrüße den Tod. Wenn man tot ist, muss man keine Interviews geben." (pf)