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Teure Träume aus Holz

10. Juni 2011

Die deutschen Verbraucher müssen sich darauf einstellen, dass sie mehr Geld für neue Möbel bezahlen müssen. Der Holzpreis hat kräftig zugelegt. Die Branche setzt daher verstärkt auf Markenprodukte.

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Stapel Holz (Foto: DW)
Bild: DW

Es ist nicht nur die Wirtschaftskrise, die die holzverarbeitenden Unternehmen hart getroffen hat. Die Preise für Holz steigen seit langem rapide an, stärker als für Öl, Kohle oder Gas. Und noch eines kommt hinzu: Holz wird immer beliebter als Brennmaterial - in Form von Pellets oder Holzhackschnitzel. Die Nachfrage steigt - weltweit. Der Rohstoff werde rar, sagt der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, Dirk-Uwe Klaas. "Und das führt natürlich dazu, dass unsere Einkaufskosten enorm steigen. Wir hoffen zwar, dass wir viele dieser Preissteigerungen durch weitere Optimierung in unserer Produktion wegdrücken können." Aber Klaas befürchtet, dass die Branche die gestiegenen Kosten an die Kunden weiter geben muss.

Die Konkurrenz aus Fernost ist groß

Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (Foto: BDF)
Dirk-Uwe Klaas: Einkaufskosten werden enorm steigenBild: BDF

Dennoch ist die Branche auf dem Weg, das "Tal der Tränen" zu durchschreiten, sprich: die starken Umsatzeinbrüche während der Wirtschaftskrise wieder wett zu machen. Das ist nicht ganz leicht. Denn die Konkurrenz ist groß, vor allem die aus Billiglohnländern wie China. Klaas schätzt, dass mittlerweile etwa jedes zehnte Möbel in Deutschland aus Fernost kommt. Daher sei es von Vorteil, dass gerade die deutschen Firmen hochwertige Möbel bauten, so Klaas. "Die Deutsche Möbelindustrie ist ja weltweit bekannt für hohe Qualität, auch auf das Design bezogen, bekannt für Lieferzuverlässigkeit und auch für den Service." Und da stünden die "Edelmarken", so Klaas, an führender Stelle.

Dazu gehört auch die Manufaktur Kettnaker, die ihre Möbel nach den Wünschen der Kunden baut. Denn der "Nobelschreiner" aus Schwaben kennt keine Serienproduktion, wie Wolfgang Kettnaker, der Chef des Familienunternehmens, betont.

60 Prozent des Umsatzes macht Kettnaker in Deutschland. Der derzeitige Exportanteil betrage 40 Prozent, Tendenz steigend. "Die Möbel lassen sich sehr gut über Deutschlands Grenzen hinaus verkaufen", fügt der Firmenchef hinzu. Aus Belgien, Luxemburg, der Schweiz, aus Österreich und den Niederlanden kommen die Kunden des schwäbischen Möbelbauers. Schließlich, so Wolfgang Kettnaker, mache das Unternehmen keine Möbel für "Jedermann": "Diejenigen, die unsere Möbel kaufen, möchten eben ein besonderes, exklusives Einzelstück. Sie sind dafür bereit, einen besonderen Preis zu bezahlen."

Möbel nur auf Bestellung

Schrankwand mit integriertem TV der Möbelmanufaktur Kettnaker (Foto: DW)
Individualität verkauft sich gutBild: DW

Das Familienunternehmen schreinert die Möbel nur auf Bestellung, es gibt ausschließlich Unikate. Hochglänzende Kommoden, Regalsysteme mit Schiebetüren sind in verschiedenen Farben zu haben und auch Wohnzimmerwände mit integriertem TV-Flachbildschirm - wobei der Fernseher natürlich auch eine teure Marke ist. Natürlich machen sich auch bei Kettnaker die gestiegenen Rohstoffpreise bemerkbar, was sich wohl auch in Preiserhöhungen niederschlagen wird.

Von der Wirtschaftskrise hat Kettnaker wenig gespürt. Qualität und "Made in Germany" verkaufe sich immer gut, sagt der Firmeninhaber. "Made in Germany" zähle heute wieder stärker denn je. Das stehe nicht nur für Qualität, sondern auch für Ehrlichkeit und Verlässlichkeit: "Wir merken, dass speziell auch deutsche Produkte wieder zum Beispiel in China im Premiummarkt nachgefragt werden."

Die Branche ist zuversichtlich

Auch wenn der Holzpreis kräftig zulegt, die Branche schaut zuversichtlich in die Zukunft. Das liegt nach Angaben des Hauptgeschäftsführers des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, Dirk-Uwe Klaas, nicht zuletzt auch daran, dass sich die Deutschen öfters eine neue Couch oder ein neues Regal leisten als ihre europäischen Nachbarn. Daher seien sie ja auch Europameister beim Einkaufen von Wohn- und Einrichtungsgegenständen, sagt Klaas. "Die durchschnittlichen Möbelausgaben jedes Deutschen, also vom Baby bis zum Greis, liegen bei knapp 350 Euro im Jahr."

Autorin: Monika Lohmüller
Redaktion: Henrik Böhme