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Homosexualität macht attraktiv

Brigitte Osterath12. Dezember 2012

Männliche Atlantikkärpflinge mögen auch das eigene Geschlecht. Homosexuelles Verhalten stößt die Weibchen aber nicht ab - im Gegenteil! Sex macht Eindruck auf die Damen - ganz egal, mit wem.

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Zwei männliche Atlantikkärpflinge schwimmen in einem Aquarium (Foto: David Bierbach/dpa)
Homosexuelles Verhalten bei FischenBild: picture-alliance/dpa

Eigentlich ist es erstaunlich: Machen Fischmänner mit anderen Fischmännern rum, sollte das die Weibchen doch abschrecken - immerhin bevorzugen diese Männer offensichtlich das eigene Geschlecht und stehen damit nicht für die Fortpflanzung zur Verfügung.

Aber die meisten männlichen Atlantikkärpflinge versuchen hinterher auch ihr Glück bei den Frauen - und werden belohnt. Homosexuelles Verhalten macht Männchen für Weibchen begehrenswert, hat eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt ergeben.

"Sexuelle Aktivität an sich stellt für Weibchen ein Qualitätsmerkmal dar, denn kranke oder unterernährte Männchen zeigen kaum Sexualverhalten", erklärt der Evolutionsbiologe David Bierbach das Ergebnis seiner Studie. Ein reges Sexualleben macht die Männchen also immer attraktiv - das Geschlecht der Partner ist da irrelevant.

Vor allem rangniedrigere und kleinere Männchen, die ansonsten kaum Chancen bei den Damen hätten, können durch Geschlechtsverkehr mit anderen Männern ihre Attraktivität und damit ihre Aussichten bei den Damen erhöhen, schreiben die Forscher in dem Fachmagazin "Biology Letters".

Oralsex ist nichts Ungewöhnliches

Atlantikkärpflinge sind vier bis sechs Zentimeter groß und leben in mittel- und südamerikanischen Flüssen. Die Männchen sind orange-türkis gefärbt, die Weibchen beige. Wie die Forscher in ihren Experimenten zeigten, bevorzugen die Weibchen ganz klar große, aber auch besonders bunte Männchen als Sexualpartner.

Die Männchen sind sowohl hetero- als auch homosexuell aktiv. Sie versuchen regelmäßig, sich auch mit anderen Männchen zu paaren - vor allem aber berühren sie das Geschlechtsorgan des anderen mit ihrem Mund. Nach Angaben der Forscher ist das eine Art Vorspiel, das sie auch den Weibchen häufig zukommen lassen.

Sex macht interesant

Die Forscher spielten den Kärpfling-Weibchen durch die Scheiben ihres Aquariums verschiedene Videoanimationen vor, auf denen Männchen entweder mit einem Weibchen oder einem anderen Männchen vermeintlichen Oralsex hatten. Sie registrierten dann, wie interessiert die Weibchen waren, sprich wie viel Zeit sie vor den jeweiligen Animationen verbrachten.

Humboldtpinguine im Zoo am Meer in Bremerhaven vor ihrer Höhle (Foto: dpa - Report)
Richtig homosexuell können einige Vögel sein, Pinguine zum Beispiel.Bild: picture-alliance/dpa

"Beides hat die Weibchen angemacht", sagt Bierbach. Sie verbrachten deutlich mehr Zeit vor Bildern, auf denen Männchen sexuell aktiv waren - mit welchem Geschlecht, machte dabei überhaupt keinen Unterschied. Vorher hatten die Forscher nachgewiesen, dass die Tiere durchaus andere Weibchen von Männchen auf Bildern unterscheiden können, und damit auch homosexuelles von heterosexuellem Verhalten.

Dass Männchen mit homosexuellem Verhalten Weibchen beeindrucken, würde erklären, warum Bisexualität im Tierreich recht weit verbreitet ist, schlußfolgern die Forscher. Ausschließliche Homosexualität hingegen sei bisher nur bei Menschen, Schafen und einigen Vogelarten bekannt.