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'Hope' für Südafrika

Bettina Ambach / Redaktion: Dirk Bathe18. März 2009

Im Kampf gegen Aids muss global gedacht und lokal gehandelt werden - wie von der Hilfsorganisation "Hope" in Kapstadt. Ihr Gründer ist ein katholischer Pfarrer weit aller Klischees.

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Ein Mitarbeiter der Hilforganisation "Hope" bei der Arbeit - ein Patient bekommt medizinische Hilfe
Die Hilfsorganisation "Hope" leistet auch medizinische Hilfe - durch Spendengelder werden Medikamente für Kinder bezahltBild: presse

Drei-Tage-Bart, Ohrring und kurz rasierte Stoppelhaare - Stefan Hippler ist ein katholischer Pfarrer, wie er nicht dem Klischee entspricht. Er ist ein fröhlicher und offener Mensch. Er lacht viel und verbreitet Optimismus - Hoffnung eben.

Hippler ist Pfarrer in Kapstadt. Die deutsche Bischofskonferenz entsandte ihn seinerzeit als Auslandsseelsorger nach Südafrika. Inzwischen lebt er seit zwölf Jahren dort. 2001 gründete er seine Hilfsorganisation "Hope", die sich dem Kampf gegen Aids verschrieben hat und die mittlerweile so bekannt ist, dass schon Nelson Mandela und Joschka Fischer da waren.

Joschka und Mandela

Die Medikamente auf der Ithemba-Kinderstation werden mit Spendengeldern aus dem "Hope" finanziert. Mit der Gründung der Kinderstation im Tygerberg-Krankenhaus in Kapstadt ging 2001 alles los. Sofort machte sich der deutsche Pfarrer Hippler an die Vernetzungsarbeit, die zum Erfolgsrezept des Hope-Projektes geworden ist: Als erstes wurden Sozialarbeiter mit medizinischem Wissen im HIV/Aids-Bereich ausgebildet. Die Aufgabe dieser Sozialarbeiter ist es dann, die Township-Bewohner mit den dortigen Gesundheitszentren bis hinauf zum staatlichen Kinderkrankenhaus zu vernetzen. Ganz wichtig ist nach wie vor die Aufklärungsarbeit, besonders weil die Regierung jahrelang das Aidsproblem vertuscht und heruntergespielt hat. Innerhalb von wenigen Jahren wurde "Hope" zu einem der erfolgreichsten Aidsprojekte der Region.

Der Pfarrer und die Kondome

Im Büro von Stefan Hippler hängen Fotos auf denen er zusammen mit Mandela, Desmond Tutu, Fischer und Harry Belafonte zusehen ist. Direkt hinter seinem Schreibtisch schmückt ein Geschenk der traditionellen Heiler die Wand, ein Stab mit Ziegenhaar, der ihn als Eingeweihten ausweist. Hippler leistet auch persönlich Aufklärungsarbeit, besonders in den ländlichen Gebieten: "Wenn es um Prävention geht, muss man alle Möglichkeiten vorstellen, das heißt von Abstinenz, die ja auch meine Kirche sicherlich an erste Stelle setzen würde, bis hin zur Frage der Kondome. Es wäre für mich unmoralisch und unethisch, wenn ich nicht die ganze Bandbreite der Möglichkeiten zeigen würde."

Hippler macht keinen Hehl daraus, dass er von der offiziellen Linie der katholischen Kirche und ihrem Kondomverbot abweicht. Natürlich gäbe es Bischöfe, die mit seiner Einstellung nicht glücklich seien, aber er folge nur seinem Gewissen und seinem Verstand.

Allerdings vermisse er den Versuch der katholischen Kirche, sich theologisch mit der Herausforderung der Aids-Pandemie auseinanderzusetzen: "Was heißt das für die Moraltheologie? Was heißt das für die Sexualmoral der katholischen Kirche?" Das seien ganz wichtige Fragen, und sie hätten immer noch nicht angefangen, über eine solche Theologie von HIV-Aids nachzudenken. "Das ist ein Riesen-Versäumnis, und ich sage immer, wir müssen aufpassen, dass die katholische Kirche sich nicht in 50 Jahren entschuldigen muss, dass sie wieder mal zu spät gewesen ist."

Westliche Medizin müsse umdenken

AIDS-Waisen in Afrika - Kinder essen ihren Brei in einem Waisenhaus in Blantyre, Malawi
AIDS-Waisen in einem Waisenhaus in Blantyre, MalawiBild: AP

Auch in einem anderen Bereich schlägt Hippler ein Umdenken vor: Die westliche Medizin müsse verstehen, dass ein so schwieriger Kampf wie der gegen Aids in Afrika nicht ohne die traditionellen Heiler, die Sangomas, zu gewinnen sei. Hippler entwickelte ein viel beachtetes Pilotprojekt, in dem die "Sangomas" durch ein gegenseitiges Überweisungssystem in das offizielle Gesundheitssystem miteinbezogen wurden. Die Zusammenarbeit sei nicht einfach, man müsse erst eine gemeinsame Sprache finden, aber Hippler ist von der Richtigkeit dieses Weges überzeugt. Und wie schafft es Hippler, bei immer noch täglich über 1.000 Neuinfektionen die Hoffnung nicht zu verlieren? "Rette einen Menschen und Du rettest die ganze Welt - so heißt ein jüdisches Sprichwort", sagt Hippler. "Darum geht es."