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Katalonien soll unabhängig werden

11. September 2014

In der katalonischen Hauptstadt Barcelona haben sich hundertausende Menschen versammelt, um für die Unabhängigkeit von Spanien zu demonstrieren. Für den 9. November ist dazu ein Referendum geplant.

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Barcelona Demos pro und kontra Unabhängigkeit 11.09.2014 (Foto: Getty Images)
Bild: David Ramos/Getty Images

Bei der Kundgebung anlässlich des 300. Nationalfeiertages der Region im Nordosten Spaniens füllten sich zwei Hauptstraßen, die Avenida Diagonal und die Gran Vía, die an der Plaça de les Glòries zusammenlaufen, über eine Distanz von elf Kilometern mit Menschen. Dabei wurde das "V" von "Victoria" (Sieg) gebildet. Nach Schätzung des Rathauses von Barcelona strömten 1,8 Millionen Teilnehmer zusammen, nach Angaben aus Madrid waren es rund eine halbe Million.

Die mehrheitlich in den katalanischen Nationalfarben Gelb und Rot gekleideten Demonstranten forderten konkret, dass das vom Chef der Regionalregierung Artur Mas für den 9. November angekündigte Referendum über die politische Zukunft Kataloniens stattfinden darf. Die Zentralregierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy in Madrid weist diese Volksbefragung als illegal zurück.

Das Referendum ist nach den Worten Mas' jedoch unaufhaltbar. "Wenn die katalanische Bevölkerung über ihre Zukunft abstimmen will, ist es praktisch unmöglich, das für immer zu verhindern", sagte er. "Ein Volk zum Schweigen zu bringen, das sich äußern möchte, ist ein Fehler", meint auch der Chef des liberalen katalonischen Parteienbündnisses CiU.

Hoffen auf Schottland

Zu der Demonstration anlässlich des 300. Nationalfeiertages der Region im Nordosten Spaniens hatte unter anderen die führende Separatistenbewegung "Katalanische Nationalversammlung" (ANC) aufgerufen. Sie äußerte sich optimistisch, dass man den Rekord des Vorjahres brechen werde. Am 11. September 2013 hatten nach Schätzung der Organisatoren 1,6 Millionen Katalanen eine 400 Kilometer lange Menschenkette quer durch ihre Region gebildet.

Mit Spannung blicken die Befürworter der Unabhängigkeit Kataloniens nach Schottland, wo am kommenden Donnerstag ein Referendum über die Loslösung von Großbritannien abgehalten wird. Sollte Schottland aus dem Vereinigten Königreich austreten, erwarten sich die Katalanen Aufschluss darüber, welche Auswirkungen ein solcher Schritt auf die EU-Mitgliedschaft hat.

Wirtschaftskrise als Auslöser

Mas sagte Nachrichtenagentur AFP, er gehe davon aus, dass Schottland in der EU bleiben werde. "Wenn das 'Ja'-Lager gewinnt, da bin ich mir sicher, wird es bald, ja sogar sofort, Verhandlungen geben, um Schottland von einem Verbleib in der Europäischen Union zu überzeugen", sagte er. Die EU-Kommission hat jedoch stets darauf verwiesen, dass ein Staat, der durch die Loslösung aus einem Mitgliedstaat entsteht, einen langwierigen Beitrittsprozess durchlaufen muss wie jedes andere Land auch.

Der Wunsch nach einer Abspaltung von Spanien ist in der Region erst in den letzten Jahren deutlich stärker geworden. Im Zuge der Wirtschaftskrise glauben immer mehr Leute, ein unabhängiges Katalonien würde einen höheren Lebensstandard garantieren. Nach jüngsten Umfragen wuchs der Anteil der Separatisten unter den 7,6 Millionen Einwohnern der wirtschaftsstärksten Region Spaniens in wenigen Jahren von 20 auf über 50 Prozent.

Bis auf wenige Ausnahmen unterstützen Parteien aller Couleur im Regionalparlament in Barcelona die Unabhängigkeitspläne. Außerhalb des Parlaments gibt es zahlreiche Organisationen, Bürgerinitiativen und Jugendgruppen, die eine Trennung von Spanien fordern. Einen Blitzaufstieg erlebte dabei die erst seit drei Jahren existierende Katalanischen Nationalversammlung (ANC), die inzwischen nach eigenen Angaben 55. 000 Mitglieder hat.

gmf/rb (afp, dpa)