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Unter Druck

Oliver Pieper14. Dezember 2009

Schon einmal war Eduardo Frei Präsident Chiles. Jetzt wollte er es noch einmal wissen: Bei den Wahlen bekam er als Kandidat für das seit 20 Jahren regierende Mitte-Links-Bündniss Concertación das zweitbeste Ergebnis.

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(Foto: AP)
Eduardo Frei war bereits 1994 bis 2000 PräsidentBild: AP

Der am 24. Juni 1942 geborene Eduardo Frei entstammt einer Politiker-Dynastie. Er ist Sohn Eduardo Freis Montalvas. Der Übervater der Christdemokraten, Chiles wichtigster politischer Kraft, war von 1964 und 1970 Präsident. Seinen mysteriösen Tod 1982 nach einer als harmlos geltenden Operation, rückten Ermittlungen jetzt in ein neues Licht. Vermutlich wurde der dem Pinochet-Regime missliebig gewordene Frei Montalva ermordet. Auch zwei weitere von Eduardo Freis sieben Geschwistern, Carmen und Francisco Frei, zog es in die Politik.

Schon einmal war Eduardo Frei Präsident Chiles. 1994 folgte er für sechs Amtsjahre auf Patricio Aylwin, den ersten demokratischen Präsidenten nach der Diktatur. Mit 58 Prozent der Stimmen - und das gleich im ersten Wahlgang - erzielte Frei eines der besten Ergebnisse für die "Concertación", der seit 1990 bis heute ununterbrochen regierenden Mitte-Links-Koalition aus Christdemokraten und Sozialisten.

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Nach den Enthüllungen über die mutmaßliche Ermordung seines Vaters durch das Pinochet-Regime besucht Eduardo Frei medienwirksam die Gruft des beliebten Ex-PräsidentenBild: AP

"Ein besseres Leben für alle"

"Unser Bündnis hat Chile Stabilität und viele Fortschritte gebracht. Es ist legitim, dass wir nun weiterarbeiten wollen", unterstrich der 67-Jährige im Wahlkampf den Machtanspruch der Concertación. Ein Akzent seiner Regierung werde auf der Arbeitsmarktpolitik liegen, auch wenn die Krise das Land nicht so gebeutelt habe wie andere Volkswirtschaften Lateinamerikas.

Der ausgebildete Hydraulik-Ingenieur und ehemalige Unternehmer versprach in seinem Wahlsogan “ein besseres Leben für alle” und gab sich zuversichtlich: "Wir wollen für unser Land wieder an Wachstum und an Investitionsraten wie vor der globalen Krise anknüpfen."

Freis großes Manko ist, so glauben die Meinungsforscher, das Ende seiner ersten Amtszeit. Ungern erinnert sich Chiles Bevölkerung an die späten 90er-Jahre, an Pinochets Verhaftung in London und Stromrationierungen, mit denen das Land zu kämpfen hatte. Leicht wird es jetzt nicht für den als fad und wenig charismatisch geltenden Politiker. Zwar schaffte Frei bei den Wahlen das zweitbeste Ergebnis, liegt aber 14 Prozent hinter dem rechten Herausforderer der “Concertación”, dem Unternehmer und Milliardär Sebastián Piñera. Im Januar stehen jetzt Stichwahlen an und bringen die Entscheidung zwischen Frei und Piñera. Frei kann nur Präsident werden, wenn er es schafft, die Anhänger der beiden anderen, gescheiterten linken Kandidaten auf seine Seite zu ziehen.

Gegenwind aus dem eigenen Lager

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"Wir werden besser leben", verspricht Freis KampagneBild: AP

Dabei handelt es sich einerseits um den ehemaligen Arbeitsminister Jorge Arrate, dem schon im Vorfeld wenig Chancen eingeräumt wurden. Doch dann ist da noch der "Shooting-Star" des Wahlkampfs - der gerade 36-jährige ehemalige sozialistische Abgeordnete Marco Enriquez Ominami - das Phänomen "MEO". Will Frei noch einmal regieren - und damit die Concertación in ihr drittes Regierungs-Jahrzehnt nach Pinochet führen -, wird er die Stichwahl am 17. Januar für sich entscheiden müssen. Dabei ist er auf die Stimmen sowohl von MEO als auch von Arrate angewiesen.

Autor: Patricio Luna

Redaktion: Sven Töniges