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Iran-Kritik zu scharf

29. Oktober 2007

Die Töne sind zu scharf: Die Atomenergiebehörde warnt vor einer Eskalation des Konflikts mit dem Iran. Beweise für ein iranisches Atomwaffenprogramm gebe es nicht. Die USA sollten ihre Kritik deshalb mäßigen.

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IAEA-Chef Mohamed ElBaradei (September 2007, Quelle: DPA)
Kritisiert amerikanische Kriegsrhetorik gegenüber Iran: IAEA-Chef ElBaradeiBild: picture-alliance/ dpa

"Wir haben Informationen, dass es möglicherweise Studien über eine atomare Bewaffnung gegeben hat", sagte der Chef der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohamed ElBaradei, am Sonntag (28.10.2007). Deswegen gebe es durchaus noch einige offene Fragen. Allerdings habe man weder Hinweise darauf, dass der Iran das nötige nukleare Material besitze, noch dass es ein aktives Atomwaffenprogramm gebe.

ElBaradei zeigte sich besorgt über die zuletzt scharfe Rhetorik aus den USA. Kriegsgerede könne den Iran dazu anspornen, sein Nuklearprogramm zu beschleunigen, warnte er in einem Interview des Fernsehsender CNN. "Wenn beide Seiten die Situation weiter eskalieren lassen, befürchte ich, dass wir in einem Abgrund enden", sagte ElBaradei. Die Kritiker Irans sollten aufhören, das Thema aufzubauschen, da dies nicht nur auf regionaler, sondern auch auf globaler Ebene einen größeren Flächenbrand auslösen könne. Zuletzt hatten US-Außenministerin Condoleezza Rice und US-Vizepräsident Dick Cheney den Iran wegen seines angeblichen Atomprogramms scharf kritisiert und mit Konsequenzen gedroht.

Warnung vor dem Dritten Weltkrieg

Der IAEA-Chef betonte erneut, dass der Iran von der Herstellung von Atomwaffen noch Jahre entfernt sei. Es gebe zudem immer noch keine Beweise dafür, dass die Regierung in Teheran den Bau einer Atombombe plane. Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel der Energieerzeugung nach Atomwaffen zu streben. Am Donnerstag hatten die USA daher mehr als 20 Unternehmen, Banken und Bürger des Landes mit härteren Sanktionen belegt. Zuvor hatte US-Präsident George W. Bush bereits die Rhetorik gegenüber dem Iran verschärft. So warnte er unter anderem vor einem Dritten Weltkrieg, sollte der Iran in den Besitz von Atomwaffen kommen.

Olli Heinonen und Dschawad Waidi bei einer Pressekonferenz im Juli (Quelle: DPA)
Klärung der offenen Fragen: Olli Heinonen von der IAEA trifft zurzeit Dschawad Waidi vom Nationalen Sicherheitsrat IransBild: picture-alliance/ dpa

Einige der noch "offenen Fragen" zum iranischen Atomprogramm werden derzeit in Teheran geklärt. Eine Delegation der IAEA unter dem stellvertretenden Direktor Olli Heinonen ist am Montag mit dem Vizedirektor des Rates für Nationale Sicherheit, Dschawad Waidi, zusammengekommen. Teheran und die IAEA hatten im Sommer vereinbart, innerhalb weniger Monate alle noch offenen Fragen zum ehemals geheimen iranischen Atomprogramm zu klären.

Woher kommen die Zentrifugen?

Im Mittelpunkt der aktuellen Gespräche stehen erneut Fragen nach Herkunft und Bauplänen für Hochgeschwindigkeitsgaszentrifugen, die zur Anreicherung von Uran benötigt werden. Hoch angereichertes Uran wird zum Bau von Atombomben benötigt. Die Ergebnisse der Expertengespräche will die IAEA in einem Bericht zusammenfassen, der im kommenden Monat veröffentlicht werden soll. Von der vollständigen Aufdeckung des iranischen Atomprogramms will der UN-Sicherheitsrat abhängig machen, ob gegen den Iran weitere Sanktionen verhängt werden. Der Rat hatte die iranische Regierung zuvor in zwei Resolutionen bindend aufgefordert, sein gesamtes Atomprogramm offenzulegen und vorläufig auf die Urananreicherung zu verzichten. (mg)