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Luftfahrtbranche im Umbruch

8. April 2010

Die Fluggesellschaften Iberia und British Airways haben ihren Fusionsvertrag unterzeichnet. Es entsteht die nach Umsatz drittgrößte Airline der Welt.

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Symbolbild: Flugzeuge mit Farbe von BA und Schriftzug Iberia (Foto: AP)
British Airways und Iberia unter einem DachBild: AP

Die Fusion der beiden Fluggesellschaften Iberia und British Airways ist unter Dach und Fach. Sie unterzeichneten am Donnerstag (08.04.2010) das Abkommen zum Zusammenschluss. "Die Bedingungen und Konditionen des Vertrages entsprechen der Absichtserklärung aus dem November", teilten die beiden Airlines mit. Iberia und British Airways steigen mit ihrer Fusion zur weltweit drittgrößten Fluglinie nach Umsatz auf. Die neue Firma soll wie geplant Ende des Jahres an den Start gehen. Von dem Zusammenschluss versprechen sich die Airlines Vorteile im harten Wettbewerb. Beide schreiben rote Zahlen.

Flugzeuge auf dem Londoner Flughafen Heathrow (Foto: AP)
Drehkreuz London HeathrowBild: AP

Die Vorteile der Verbindung von Iberia und British Airways liegen auf der Hand: Die Briten sind stark im Nordatlantik-Geschäft, verfügen über ein sehr dichtes Verbindungsnetz von London in die USA. Und die Spanier sind bestens mit Lateinamerika verbunden. "Da kann man mit den Drehkreuzen London und Madrid einen sehr großen Bereich weltweit abdecken, ohne dass man sich gegenseitig ins Gehege kommt", meint Sebastian Steinke, Luftverkehrsexperte und Redakteur bei der Fachzeitschrift "Flugrevue".

Monopol nicht zu befürchten

Der Branchenanalyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler hält solche Zusammenschlüsse sogar für "unbedingt notwendig". Denn es gebe nach wie vor hunderte von Airlines, die in der Welt operierten. "80 Prozent davon sicherlich nicht mit sehr viel Erfolg", so Pieper. Staatliche Subventionen, motiviert durch staatliche Interessen seien die Ursache dafür. "Es ist ein Zuschuss-Geschäft in vielen Regionen, ein Subventionsgeschäft." Europa rage da ein bisschen heraus, hier sei die Marktbereinigung stärker vorangeschritten. Durch den Zusammenschluss drohe auch kein Monopol. Pieper meint: "Selbst zusammengeschlossen liegen British Airways und Iberia bei einem Marktanteil von deutlich unter zehn Prozent weltweit. Die Fusion ist kartell-rechtlich sicherlich kein Problem und sie dient dazu, den Markt doch endlich mal voran zu bringen."

Größe als Vorteil

Passagierflugzeug vom Typ Airbus A380 (Foto: dpa)
Passagierflugzeug im XXL-Format: Airbus A380Bild: picture-alliance/ dpa

Auf dem hart umkämpften Markt des globalen Luftverkehrs haben größere Gesellschaften einige Vorteile gegenüber kleineren Wettbewerbern: Beispielsweise werden bei Flugzeugbestellungen ganz andere Mengenrabatte gewährt. Man genießt auch eine bessere Präsenz: Ein großes Unternehmen taucht ganz anders in den Computer-Reservierungssystemen auf. Das schafft größere Aufmerksamkeit bei den Kunden. "Man kann bei einem größeren Netz die Passagiere auch mal über eine andere Route leiten", meint Flugrevue-Experte Steinke, "dadurch werden schwächer ausgelastete Regionen besser an die Verkehrsströme angebunden." Und das Beste dabei sei, so Steinke: "Bei richtiger Organisation sparen diese Vorteile sogar noch Geld."

Spezielle Rahmenbedingungen

Da die Luftfahrt aber wie kaum eine andere Branche geprägt ist durch ganz spezielle regulatorische Rahmenbedingungen, seien grenzüberschreitende Zusammenschlüsse eher schwer umzusetzen, sagt Eric Heymann, Branchenanalyst bei Deutsche Bank Research für Verkehrswirtschaft und Politik. Der Hintergrund: "Flugrechte der einzelnen Gesellschaften sind oft an das nationale Eigentum gekoppelt. Wenn nun eine Airline aus dem Land X von einer Airline aus Land Y übernommen wird, kann es passieren, dass die Flugrechte der übernommenen Gesellschaft verloren gehen." Das sei kompliziert und ein Hauptgrund dafür, dass es in der Branche nicht viel mehr grenzüberschreitende Fusionen gebe.

Erleichtert worden seien diese Übernahmen bereits im innereuropäischen Raum, meint Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Deshalb habe es dort ja bereits verschiedene Zusammenschlüsse gegeben, wie die von Air France mit der Niederländischen KLM, von Lufthansa und Swiss oder eben jetzt von British Airways und Iberia. Hier seien einfach die großen Hürden gesenkt worden. Es bestehe formal kein Verbot mehr, die Mehrheit an einem anderen Europäer zu übernehmen, sagt Pieper. "Schwieriger ist es immer noch zwischen den Wirtschaftsräumen Europa, Nordamerika, Asien. Hier gibt es grundsätzlich immer noch die Limitierung auf eine Minderheitsbeteiligung."

Allianzen aus der Not geboren

Kapitänsmützen von Air Canada, Lufthansa, United Airlines, SAS und Thai International Airways (Foto: AP)
Air Canada, Lufthansa, United Airlines, SAS und Thai International Airways sind Gründungsmitglieder der "Star Alliance"Bild: AP

Die großen Airlines haben wegen dieser Problematik transkontinentale Zusammenschlüsse oder Allianzen gegründet. Bereits 1997 schlossen sich fünf führende Fluglinien zusammen, darunter die Lufthansa, und gründeten die "Star Alliance": Ein Zusammenschluss mit abgestimmten Flugplänen, gemeinsamen Zugängen zu Flughafenlounges und Check-in Services bis hin zur Ticketausstellung. Mittlerweile gehören der "Star Alliance" 26 Airlines an, die insgesamt weltweit rund 175 Länder anfliegen. Ähnliche weltweite Bündnisse sind das "SkyTeam", zu dem Air France-KLM gehört oder "Oneworld" mit British Airways und Iberia.

Diese Allianzen seien quasi "aus der Not geboren", meint Analyst Eric Heymann von Deutsche Bank Research. "Bei weiterer Liberalisierung könnten aus diesen eher lockeren Zusammenschlüssen in Zukunft auch kapitalmäßige Verflechtungen werden."

Rezession und Überkapazitäten

Porträt Eric Heymann (Foto: privat)
Eric Heymann: "Kein Blutbad"Bild: Eric Heymann

Dass die Luftverkehrsbranche unter gewaltigem Druck steht, ist kein Geheimnis. Die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise hat riesige Verluste verursacht. Und auch, wenn es so langsam wieder aufwärts gehe, seien die Spätfolgen immer noch dominierend, meint Heymann.

Ein Grundproblem bleibe natürlich das Problem der Überkapazitäten, das auch durch die aktuelle Krise nicht beseitigt wurde. "Es wir ja seit Jahren von einem Blutbad und einer anschließenden Konsolidierung in der Branche gesprochen", sagt der Analyst von Deutsche Bank Research. "Ich bin skeptisch, denn natürlich wurden in der aktuellen Krise einige Flugzeuge stillgelegt, aber sobald es wieder aufwärts geht, ist es relativ einfach, eine neue Fluggesellschaft zu gründen oder wieder neue Kapazitäten anzubieten." Sodass ein wirkliches Gesundschrumpfen noch nicht stattgefunden habe. Die Überkapazitäten drückten die Preise, darunter leide die Branche, das sei das eigentliche Problem.

Autor: Klaus Ulrich

Redaktion: Zhang Danhong