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"Ich bete, dass der Krieg bald vorüber ist"

Steffen Leidel27. März 2003

Der Irak-Krieg bewegt die Menschen weltweit. Zustimmung bekommt George W. Bush meist nur aus dem eigenen Land. Ansonsten überwiegen die Kriegskritiker. DW-WORLD-User aus der ganzen Welt melden sich zu Wort.

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"Wer das Schwert erhebt, der kommt durch das Schwert um, weshalb das Schicksal eines Henkers nicht beneidenswert ist. Irak ist ein Opfer und Bush ist ein Henker", so urteilt Vladislaw aus Russland über den Irak-Krieg. Wenn auch nicht immer mit solch drastischen Worten, die meisten Leser von DW-WORLD halten diesen Krieg für falsch.

So erklärt sich Lutwin Strauch aus Brasilien solidarisch mit dem französischen Präsidenten Chirac und mit Bundeskanzler Schröder und erklärt: "Dieser Krieg ist völkerrechtswidrig. Ich wünsche mir, dass die Betroffenen vor Gericht gestellt werden. Saddam Hussein hätte schon vor Jahren weggehört, aber es haben ihn die groß gemacht, die, wie Goethe schon sagte, der Geister, die sie schufen, nicht mehr Herr werden."

"Die USA sind ein Schurkenstaat "

Ähnlich argumentiert auch Lothar Witte aus Bangladesh. Er war zwischen 1979 und 1984 selbst im Irak. "Wie hat damals die amerikanische Regierung um Sadam gebuhlt? Das Militär wurde von den Amerikanern logistisch und mit Waffen unterstützt. (..) Das irakische Volk wird mit einer Demokratie, wie sie die Amerikaner anstreben, nicht umgehen können."

Zahlreiche E-Mails kommen aus China. Su Suoquiang erinnert daran, dass die USA mehrfach schon das Völkerrecht gebrochen haben. "Sind die Invasionen der USA nach Korea 1950, nach Vietnam 1969, nach Grenada 1982 und nach Panama 1986 etwa keine Aggressionen gewesen? (..) Die USA haben die Macht und auch das Sagen. Die USA sind ein echter Schurkenstaat." Auch Hans Jiang hält diesen Krieg für ungerecht: "Bush sollte vor ein internationales Kriegsverbrecher-Gericht".

Sorge um die Bevölkerung

Vor allen rechtlichen Fragen des Krieges, steht aber die Sorge um die Bevölkerung und der Kummer über die grausame Fratze des Krieges. Cao Yu schreibt: "Ich weiß nicht, ob dieser Krieg gerecht oder ungerecht ist. (..) Ich habe nur gesehen, dass viele unschuldige Menschen verletzt, getötet werden. Frauen verlieren ihre Männer und Kinder können nicht mehr zur Schule gehen. (..) Ist es das, was Mr. Bush gern sehen möchte?".

Aus den USA kommen zahlreiche Mails, in denen sich die User hinter die Politik ihres Präsidenten stellen. Das bedauert der Amerikaner Rick Nantelle: "Es ist nicht mehr möglich, in den USA `friedensfreundlich` zu sein. Die US-Medien neigen unglücklicherweise momentan nach rechts." Kritische Stimmen wie seine sind selten unter den Meinungsäußerungen aus den USA, es überwiegen Ansichten wie die von Doug DeCaster. "Wenn wir länger warten, um die Realität der Gefahr der Massenvernichtungswaffen in Irak, die sicherlich existieren, anzuerkennen, und etwas dagegen zu tun, werden wir alle das Risiko größerer Katastrophen in der zivilisierten Welt erhöhen! Die Amerikaner, Briten und anderen Alliierten gegen Saddam Hussein haben Recht. Eine weiche, intellektuelle politische Diskussion in der UNO, während Hussein seine Macht weiterhin ausbaut, hatte keinen Sinn mehr. Es war die Zeit zu Handeln".

"Ich bin stolz auf meinen Präsidenten"

Caroline Wehnes hält Bushs Politik für gerechtfertigt. "Ich bin stolz, dieses Land meine Heimat zu nennen. Ich bin sehr stolz auf meinen Präsidenten. Er ist ein sehr guter Mensch und es ist ein Privileg, einen Präsidenten mit solch hohen moralischen Qualitäten zu haben – nach acht Jahren mit einem moralisch korrupten Bill Clinton im Weißen Haus. Vergessen Sie bitte nicht: Wir kämpfen diesen Krieg, um die Welt von einem bösen Regime zu befreien – genau wie die USA Euch im Zweiten Weltkrieg."

Der Ansicht von Frau Wehnes widerspricht Olga Stein aus Kasachstan. "Die Meinung von Frau Wehnes hat nicht nachdenklich gemacht. Jeder Krieg ist doch unmenschlich, und dieser wird das gestellte Problem nicht lösen. Es ist nicht das Privileg von Amerika, irgendein Land von einem 'bösen Regime' zu befreien und sich in die inneren Angelegenheiten eines Landes einzumischen". Ähnlich argumentieren DW-WORLD-Leser aus arabischen Ländern. Dalia Ibrahim Nabhan aus Ägypten betont: "Es ist unser Recht, allein zu bestimmen, was wir in unseren arabischen Ländern machen sollen". Es sei außerdem "in einer Epoche, in der es Internet und Satelliten gibt, unakzeptabel zu sagen, dass unsere Gehirne in arabischen Ländern lange und gründlich den offiziellen Ideologien ausgesetzt gewesen sind".

Gegen Saddam Hussein

Der Protest gegen den Krieg bedeutet jedoch keine Zustimmung zum Regime von Saddam Hussein. Die große Mehrheit der User verurteilt explizit dessen Gewaltherrschaft. "Ein Diktator, der seine eigenen Landsleute, Kinder, Frauen und Männer umbringt, ist in meinen Augen kein Mensch, der Gefühle oder Mitgefühle hat", schreibt Karin Lidemann-Jaeger aus Kanada, "Ich hoffe und bete, dass der Krieg schnell vorbei ist."