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Ausstellung internationale Frauenmuseen

11. September 2009

Kann ein Frauenmuseum für mehr Gleichberechtigung sorgen? Wenn es im Sudan oder im Iran liegt, schon. Das zeigt eine Ausstellung in Bonn bei der sich zum ersten Mal Frauenmuseen aus aller Welt vorstellen.

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Die Gründerinnen des iranischen Frauenmuseums Shirin Ebadi und Mansoureh Shojaee (Foto: Dorothea Marcus)
Bild: DW

Ausgerechnet auf dem Bild von Mansoureh Shojaee klebt eine eigenwillige Bastelei: das dunkle Haar der Iranerin ist unter rotem Tonpapier versteckt, eine Art Ersatz-Kopftuch. Seit den Unruhen nach den iranischen Präsidentschaftswahlen im Juni sollte sich eine Frauenaktivistin im Ausland besser nicht mehr ohne Kopftuch zeigen. Auch nicht auf Fotos im Frauenmuseum Bonn.

Porträt der iranischen Journalistin Mitra Shojaee (Foto: Dorothea Marcus)
Mitra Shojaee musste wegen ihrer Arbeit den Iran verlassenBild: DW

"Sie hatte die Kolleginnen vom Bonner Museum gebeten, das Foto auszutauschen, aber das ging nicht mehr – daher hat man ein Kopftuch aufgeklebt", sagt Mitra Shojaee. Sie ist die Schwester der bekannten iranischen Frauenrechtlerin und an ihrer Stelle nach Bonn bekommen. Mansoureh Shojaee hat seit drei Jahren Reiseverbot. Deswegen kann sie das iranische Frauenmuseum in Teheran, das sie erst im vergangenen Jahr gegründet hat, nicht selbst in Deutschland vorstellen.

Museum trotz Widerständen

Ihre Stellvertreterin und Schwester Mitra ist Journalistin wohnt seit fünf Jahren in Köln. In Teheran durfte sie aus politischen Gründen nicht mehr arbeiten. Sie ist aber genau über die Projekte des iranischen Frauenmuseums informiert. Ein festes Gebäude hat dieses Museum noch nicht. Die Gründerinnen arbeiten daran, haben aber inzwischen schon eine Wanderausstellung organisiert, die durch den Iran tourt. Eine Foto-Ausstellung über Ziegenhändlerinnen im Südiran, die gegen die Polygamie ihrer Männer kämpfen.

Danach soll eine Ausstellung über Frauenmusik im Südiran realisiert werden - Frauen dürfen im Iran zum Beispiel eigentlich nicht singen. Wichtiger Bestandteil des iranischen Museums soll auch eine Frauenbibliothek mit Büchern von und über Frauen werden, die auch zwei jährliche Preise für den besten Roman und die beste wissenschaftliche Arbeit verleiht. Immerhin sind 63 Prozent aller Studenten im Iran weiblich.

Spenden mit Spionageverdacht

Allerdings hat das engagierte Projekt besonders seit den Präsidentschaftswahlen im Juni viele Schwierigkeiten, erzählt Mitra Shojaee: "Alle Aktionen von Frauen im Iran werden vom Sicherheitsdienst kontrolliert, Frauen sind immer in Gefahr. Das Museum darf keine offiziellen Spenden bekommen, weder national noch international." Sobald Geld aus dem Ausland komme, spreche der Sicherheitsdienst von Spionage und sage, die Frauen arbeiteten fürs Ausland. Aber gerade deshalb bräuchten sie Solidarität und Unterstützung aus der ganzen Welt.

Bettina Bab, Kuratorin der Ausstellung "Idol-role models-Heldinnen" im Bonner Frauenmuseum (Foto: Dorothea Marcus)
Historikerin Bettina Bab will die Solidarität unter Frauen fördernBild: DW

Genau das war auch der Ansporn für die Historikerin Bettina Bab. Um die internationale Solidarität von Frauen zu fördern, hat sie im Frauenmuseum Bonn die weltweit erste Ausstellung von Frauenmuseen kuratiert. Und die können von einander noch viel lernen. Kurios zum Beispiel, dass es in den USA allein 14 Frauenmuseen gibt, in Deutschland vier – aber in der Schweiz gerade erst eins im Werden ist. In Bonn kann man auch sehen, dass es nicht nur in westlichen Ländern Frauenmuseen gibt, sondern auch an vielen Orten, in denen Frauenrechte nicht gerade an der Tagesordnung sind – etwa im Sudan, Senegal oder China. "Jedes Frauenmuseum ist ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung, die ja immer noch nicht verwirklicht ist, in einigen Ländern höchstens mehr, in anderen weniger", sagt Bettina Bab. Sie ist stolz darauf, dass rund 60 internationale Teilnehmerinnen angereist sind, um auf dem Kongress, der parallel zur Ausstellung läuft, zu diskutieren, wie mit Frauenmuseen auch Frauenrechte durchsetzen lassen.

Autorin: Dorothea Marcus

Redaktion: Marlis Schaum