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Ikea verbannt Frauen aus Katalog

1. Oktober 2012

Ist eine Frau in der Küche oder im Schlafanzug heikel? Nach Ansicht von Ikea manchmal schon. Zumindest hat die schwedische Möbelkette in ihrem Katalog für Saudi-Arabien entsprechende Abbildungen wegretuschieren lassen.

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Ikea-Katalog - mit und ohne Frau. Titelseite der schwedischen Zeitung "Metro" (Foto: reuters)
Bild: Reuters

Die schwedische Einrichtungshaus-Kette Ikea ist in ihrer Heimat in die Kritik geraten, nachdem in ihrem saudiarabischen Katalog Frauen aus den Bildern herausretuschiert worden sind. Die im Internet veröffentlichte saudiarabische Version des Ikea-Katalogs zeigt die gleichen Bilder wie im allgemeinen Katalog - bis auf ein Detail: Sämtliche Frauen fehlen auf den Fotos. So fehlt in einem Bild, auf dem ein Junge beim Zähneputzen zu sehen ist, in der saudiarabischen Ausgabe die in einen Schlafanzug gekleidete Frau, die neben ihm steht. Ein anderes Bild, auf dem fünf Frauen beim Essen zu sehen sind, fehlt im saudiarabischen Katalog vollständig.

Frauen im IKEA-Katalog wegretuschiert

Ikea zeigt sich reumütig

Das Unternehmen reagierte prompt auf die Kritik. "Wir hätten reagieren und verstehen sollen, dass der Ausschluss von Frauen aus der saudi-arabischen Version des Katalogs in Konflikt mit den Werten der Ikea-Gruppe steht", heißt es in einer Erklärung des Möbelkonzerns. "Wir bedauern sehr, dass das passieren konnte, und hätten schneller reagieren müssen", sagte eine Sprecherin des Unternehmens am Montag nach der Veröffentlichung von Vergleichsbildern aus den ansonsten identischen Katalogen in der schwedischen Zeitung "Metro".

Zähneputzen, retuschiertes Bild einmal mit und einmal ohne Frau im Schlafanzug (Foto: reuters)
Zähneputzen: Original und FälschungBild: Reuters

Sturm der Entrüstung im Ikea-Mutterland

"Man kann Frauen nicht aus der Realität entfernen oder retuschieren", kritisierte die schwedische Handelsministerin Ewa Björling. "Wenn Saudi-Arabien seine Frauen nicht sehen und hören oder arbeiten lässt, verschwendet es die Hälfte seines intellektuellen Kapitals." Die Bilder seien ein "weiteres trauriges Beispiel dafür, wie weit der Weg bis zur Gleichstellung von Männern und Frauen in Saudi-Arabien noch ist". Die schwedische EU-Ministerin Birgitta Ohlsson verurteilte das Vorgehen auf Twitter als "mittelalterlich". Empört reagierten auch schwedische Frauenrechtlerinnen.

Hintergrund für das Verschwinden von Frauen aus der saudi-arabischen Version des Möbelkatalogs sind die strengen Vorschriften in dem arabischen Land für das Abbilden unbedeckter weiblicher Haut. Frauen kommen in der Werbung nur äußerst selten vor. Saudiarabische Fernsehsender zeigen Frauen nur in langärmeligen Kleidern und mit Kopftüchern. In importierten Zeitschriften führt die saudiarabische Zensur dazu, dass viele Teile eines Frauenkörpers ausgeblendet werden, darunter die Arme, Beine und die Brust.

Das muslimische Land hat eine äußerst rigide Geschlechtertrennung. Das konservative Königreich ist das einzige Land der Welt, das Frauen das Autofahren verbietet. Frauen brauchen auch die Erlaubnis eines männlichen Aufpassers, bevor sie medizinische Hilfe in Anspruch nehmen oder Reisen dürfen.

qu/kle (dpa, dapd, afp)