Ikonenwerkstatt in Bosnien

Im bosnischen Doboj erlernen Studenten die Kunst der alten Meister der Ikonenmalerei. Zuerst müssen sie alte Ikonen nachmalen, bevor sie sich an ihre eigenen wagen. Der Studiengang Kirchenmalerei gehört zur Theologischen Fakultät Sankt Vasilije Ostroski in Foca - und kämpft nach den verheerenden Überschwemmungen von 2014 ums Überleben. Damals wurden die meisten Räumlichkeiten zerstört.

Der Heilige Sava ist der wichtigste Heilige der Serbisch-Orthodoxen Kirche. Er gilt als erster Schriftsteller Serbiens und Verfasser des ersten serbischen Gesetzbuches. In Bosnien-Herzegowina sind nach der 2016 veröffentlichten Volkszählung rund 31 Prozent der Bürger Serben - die meisten orthodoxen Glaubens. Rund 50 Prozent sind Bosniaken - die Mehrheit davon muslimisch.

"Unser Studiengang ist eine Mischung von Theologie und Kunst, ich habe mir schon immer gewünscht, so etwas zu studieren", sagt der Student Mišo Damjanović: "Ich möchte spüren, was es bedeutet, ein Künstler zu sein." Was bei den Ikonen am schwierigsten ist? Für ihn sei es eindeutig das Auftragen des typischen Ikonen-Hintergrunds aus echtem Gold.

Die Farben werden nach alten Rezepturen vorbereitet. Aus Farbpigmenten wird im Mörser ein Pulver, das die Künstler mit rohem Eigelb vermischen. Dann folgt in Präzisionsarbeit das Auftragen der Farben mit dünnen Pinseln.

Diese Ikonen mit biblischen Szenen der Wiederauferstehung von Jesus Christus gehören zu den Werken der jungen Studenten aus Doboj. Die leuchtenden Farben sollen den inneren Frieden des Künstlers widerspiegeln - und auch beim Betrachter ein Gefühl dieses Friedens auslösen.

Im Fach Kirchenmalerei lernen die Studenten auch, wie man ein Kirchenmosaik herstellt. Zuerst probieren sie Grundkombinationen aus, um zu lernen, wie man die kleinen Steinchen zusammenfügt. Später wagen sie sich an komplexere Formen.

Eine andere Spezialität der Studenten in Doboj sind Ostereier mit künstlerischen Motiven. Auch damit begeistern sie das Publikum bei Ausstellungen in diversen Städten Bosnien-Herzegowinas.

Professor Mirko Toljic spricht mit seinen Studenten nicht nur über das uralte Handwerk der Ikonenmalerei. Er berät sie auch bei privaten Problemen. Sein Credo: Um die nötige innere Ruhe für die Ikonenmalerei zu finden, muss man offen über seine Sorgen sprechen und diese hinter sich lassen.