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Lob für Mindestlohn, Tadel für Löhne

5. Dezember 2014

Die ILO hat sich die Durchsetzung von Arbeits- und Sozialnormen auf die Fahne geschrieben. Der neue deutsche Mindestlohn erfreut sie - die generelle Entwicklung des Lohnniveaus nicht.

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Symbolbild Mindestlohn (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Internationale Arbeitsorganisation (lLO) hat die Einführung des Mindestlohnes in Deutschland im kommenden Jahr als einen richtigen Schritt gelobt. Damit bekämpfe die Bundesregierung eine zu schlechte Bezahlung vieler Arbeitnehmer, erklärte die ILO in Genf. Die Bundesrepublik gehöre zu den Industrieländern, in denen die Löhne hinter der Arbeitsproduktivität zurückgeblieben seien, Folgen seien eine langsame Entwicklung der Nachfrage und ein steigendes Deflationsrisiko, betonte die Vize-Generaldirektorin der ILO, Sandra Polaski.

Sozialleistungen machen 80 Prozent aus

Ab dem 1. Januar 2015 gilt in Deutschland ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 Euro. Rund 3,7 Millionen Beschäftigte im Niedriglohnsektor werden nach Einschätzung der Bundesregierung von der Neuregelung profitieren.

Demonstration der Gewerkschaft Sozialversicherung im März 2013 in Düsseldorf (Foto: picture-alliance/dpa) Transparent Demonstration Demo Düsseldorf Deutschland
Ohne WorteBild: picture-alliance/dpa

Laut der Organisation gab es in der Bundesrepublik zwischen 2007 und 2013 nur ein "moderates" Lohnwachstum von 2,7 Prozent. In den unteren Einkommensgruppen machten die Löhne etwa zehn Prozent des Haushaltseinkommens aus, rund 80 Prozent der Einkommen bestünden aus Sozialtransfers. Mindestlöhne könnten aber dabei helfen, durch eine Steigerung der Kaufkraft Wachstumskräfte freizusetzen, unterstrich Polaski. Öffentliche Haushalte würden zugunsten von Investitionen entlastet.

In Industrieländern fast Null-Wachstum

In der Gruppe der Industrieländer hat sich das Lohnwachstum in den vergangenen zwei Jahren fast auf null verlangsamt, wie Polaski weiter mitteilte. Die aktuelle Entwicklung zeige in einigen Ländern sogar einen Rückgang. Dadurch werde eine schleppende private Nachfrage verursacht und die gesamte Wirtschaft belastet. Weltweit habe das Lohnwachstum 2013 nur zwei Prozent betragen. Die Erhöhung sei fast völlig von Staaten mit aufstrebenden Volkswirtschaften getragen worden, hieß es bei der ILO weiter. Dort seien die Löhne um 5,9 Prozent gestiegen. Generell jedoch seien die Löhne in Industrieländern im Durchschnitt dreimal höher als in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Die ILO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf. Sie ist zuständig für die Formulierung und Durchsetzung internationaler Arbeits- und Sozialstandards.

sti/se (dpa, epd)