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Fraunhofer-Gesellschaft

29. Juni 2009

Die Fraunhofer-Institute entwickeln neue Produkte, die den Konsumenten das Leben erleichtern sollen. Von Lasern und MP3-Playern hat jeder schon gehört. Doch wer hätte geahnt, dass auch die fettfreie Wurst dazu gehört?

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Eine weiße Leuchtdiode neben drei farbigen LED-Exemplaren (undatiertes Handout des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik (IAF) in Freiburg)
Eine von vielen Innovationen made by Fraunhofer: Die LEDBild: PA/dpa

Franz Miller, Pressesprecher der Fraunhofer-Gesellschaft, steht im Foyer des Fraunhofer-Hauptsitzes in München vor drei Fahrstühlen. Auf einer Tastatur gibt er das Stockwerk ein, in das er fahren will. Die Leitidee der Forschungseinrichtung, anwendungsorientiert zu forschen, also bei jeder Erfindung darauf zu achten, dass sie dem Verbraucher nutzt, wird hier exemplarisch sichtbar. "Das Lift-System entscheidet, welcher Aufzug den Fahrgast am schnellsten zum Ziel bringt", erklärt Miller. Solche Erfindungen sind der breiten Öffentlichkeit meist nicht bekannt. Ganz im Gegensatz zur fettfreien Wurst, zum Laser und zum MP3-Player – drei der prominentesten Innovationen der Fraunhofer-Gesellschaft.

Zusammenarbeit mit der Wirtschaft wird groß geschrieben

Der Lift nimmt an Fahrt auf. Durch die Glasfront kann man über München blicken. Die Gebäudefassade ziert der Schriftzug "60 Jahre im Auftrag der Zukunft". Er ist auch von der Stadtautobahn aus noch gut zu sehen. Als die Fraunhofer-Gesellschaft vor 60 Jahren gegründet wurde, sollte sie eigentlich wirtschaftsnahe Forschung fördern. Mit der Zeit übernahm sie diese Forschung selbst. Heute wird die Institution zu einem Drittel aus öffentlichen Mitteln gefördert, den Rest verdient sie durch Aufträge aus der Wirtschaft.

Im 15. Stockwerk kommt der Fahrstuhl zum Stehen. Hier hat Ulrich Buller sein Büro. Er ist Vorstand der Forschungsplanung. Von seinem Schreibtisch aus kann er in alle Himmelsrichtungen blicken. "In jeder befindet sich mindestens eines unserer Institute", stellt Buller zufrieden fest. Insgesamt gibt es heute 57 Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft. Die Wissenschaftler dort arbeiten in den unterschiedlichsten Bereichen, von der Kommunikationstechnik über die Biomedizin bis hin zur Sicherheitstechnik.

Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme in Dresden: Mitarbeiter des Reinraumes spiegeln sich in einer neuen ultramodernen Anlage zur Produktion energiesparender und großflächiger Leuchtdioden(Foto: picture-alliance / ZB)
Im Auftrag der Zukunft: Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Photonische MikrosystemeBild: picture-alliance / ZB

Namenspatron Joseph von Fraunhofer

Dass die Gründungsväter vor 60 Jahren den Wissenschaftler Joseph von Fraunhofer zum Namenspatron wählten, ist für Buller nur konsequent. Auch dieser sei Wissenschaftler, Erfinder und Unternehmer in einer Person gewesen. Der berühmte Physiker, Optiker und Astronom, der an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert lebte, leitete die Glashütte im oberbayerischen Benediktbeuern und machte sie zu einem profitablen Unternehmen. Daneben forschte Fraunhofer im Bereich der Optik. Die nach ihm benannten Absorptionslinien im Sonnenspektrum und die Fraunhofer-Beugung begegnen heute jedem Physik-Studenten.

Im Laufe der Zeit baute die Fraunhofer-Gesellschaft auch Zweigstellen im Ausland auf, zum Beispiel in Indien und Portugal. "Um erfolgreich für die exportorientierte deutsche Wirtschaft entwickeln zu können, muss die Fraunhofer-Gesellschaft auch den ausländischen Markt kennen", sagt Ulrich Buller. Im Vergleich zu anderen deutschen Forschungseinrichtungen beschäftige sie allerdings relativ wenige ausländische Mitarbeiter. Das habe pragmatische Gründe. Die vornehmlich mittelständischen Unternehmen schilderten ihre Probleme nicht gerne in Englisch, erklärt Buller.

Ausländische Stipendiaten schätzen die Nähe zur Wirtschaft

Ein Mitarbeiter des Fraunhofer Center Silizium-Photovoltaik in Halle (Saale) hält zwei Brocken polykristallines Silizium in den Händen (Foto: picture-alliance / ZB)
Leitidee: Forschung für den MenschenBild: picture-alliance / ZB

Im Rahmen von Stipendienprogrammen beschäftigt die Forschungseinrichtung allerdings zahlreiche ausländische Studierende und Jungwissenschaftler. Im Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising bei München steht die Russin Oxana Tyapkova im Labor. Die 25-jährige Doktorandin entwickelt zuckerfreie Lebensmittel. Als studierte Lebensmitteltechnikerin habe sie immer in die Industrie gehen wollen, erklärt die junge Frau. Eine Promotion bei der Fraunhofer-Gesellschaft schien ihr da genau das Richtige zu sein. Sie schätzt vor allem, dass die Institute so eng mit der Wirtschaft zusammenarbeiten.

Ähnlich sieht das die indische Jungwissenschaftlerin Preti Singh. Die 28-Jährige, die an einem Projekt für Lebensmittelverpackung arbeitet, hat für das Stipendium in Freising sogar eine Stelle in Kanada ausgeschlagen – und das, obwohl sie kaum ein Wort Deutsch spricht. Doch die Aussicht, anwendungsorientiert forschen zu können, war verlockend. Nach dem Stipendium will Preti Singh nach Indien zurückgehen, um sich um den Ausbau der Zusammenarbeit zwischen der Fraunhofer-Gesellschaft und ihrem Heimatland Indien zu bemühen.


Autorin: Francisca Zecher
Redaktion: Svenja Üing