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Export als Chance

10. August 2009

Die Unterschiede zwischen der Wirtschaft im Osten Deutschlands und den alten Bundesländern sind noch immer groß. Vor allem beim Export sieht der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Tiefensee, Defizite.

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Containerbrücken im Hamburger Hafen (Foto: Port of Hamburg)
Auch ostdeutsche Unternehmen sollten ihr Heil im Export suchenBild: Port of Hamburg

Die gute Nachricht: Die ostdeutsche Wirtschaft hat aufgeholt, sie hat den Export in den vergangenen Jahren verdoppelt. Die schlechte Nachricht: Das reicht nicht, sagt zumindest der Beauftragte für Ostdeutschland, Wolfgang Tiefensee. Ostdeutschland müsse weiter aufholen - vor allem kleinere und mittlere Unternehmen. Das zeige die Studie der Firma Prognos, die knapp 300 Firmen aus verschiedenen Branchen zum Thema Außenhandel befragt hat. Ergebnis: Die Firmen hätten durchaus das Potential, ihre Produkte zu exportieren - Elektrotechnik wie Fernseher, Maschinen, Fahrzeuge.

Viele ostdeutschen Unternehmen hätten noch nicht erkannt, dass die Gewinnung neuer Märkte "ein Schlüssel für die langfristigen Erfolge ist", so Tiefensee. Nur etwa jeder fünfte ostdeutsche Betrieb im Verarbeitenden Gewerbe exportiert seine Waren, während es im Westen Deutschlands jeder dritte ist. Tiefensee: "Es muss uns gelingen, diesen westdeutschen Wert zu erreichen oder sogar zu übertreffen".

Chancen überwiegen

Wolfgang Tiefensee (Foto: AP)
Wolfgang Tiefensee: "Die alten Bundesländer überholen".Bild: AP

Die Chancen überwiegen das Risiko bei weitem, sagt Tiefensee. Wünschenswert sei deshalb eine gezielte Beratung zum Beispiel bei den Industrie- und Handelskammern und konkrete Hilfen beim Aufbau des Außenhandels. Denn die Prognos-Studie zeigt auch: Viele Firmen scheuen den Einstieg ins Exportgeschäft, weil sie die Markt- und Handelsgesetze der Exportländer nicht kennen oder Angst vor Sprachbarrieren haben.

Für Philip Steden vom Institut Prognos hat die Studie aber auch gezeigt: Firmen, die exportieren wollen, fehlt meist ein klares Konzept. "40 Prozent der Unternehmen sagen: Wir machen das so wie im Inland. Wir gehen einfach mal drauflos. Viele sagen auch: Wir sind in den Export reingestolpert, da war eine Anfrage aus dem Ausland oder ein Messekontakt." Häufig gebe es aber gar keinen durchdachten Businessplan. Gerade Mittelständlern müsse man dabei helfen, zielgerichtet neue Märkte anzugehen und nichts dem Zufall zu überlassen. Dabei zeige sich: Wer in den Export einsteigt, der bereut dies meist nicht. Denn Unternehmen, die ihre Waren ins Ausland liefern, wachsen schneller - so ein weiteres Ergebnis der Studie.

Netzwerke bilden

Arbeiterin in einer Fabrik in Thüringen (Foto: dpa)
Erfolgsgeheimnis Netzwerk: Produktion in ThüringenBild: picture-alliance / dpa

Und Firmen könnten profitieren, wenn sie sich zu einem Netzwerk zusammenschlössen. "In Thüringen zum Beispiel haben sich fünf Unternehmen zusammengeschlossen und gesagt: Wir gehen fünf verschiedene Länder an. Und jedes von uns fünf Unternehmen guckt sich ein Land an - Italien, Japan und so weiter. Und jedes Unternehmen vertritt praktisch die anderen Unternehmen mit." Das Ergebnis: Seit einigen Jahren sind alle fünf Unternehmen in fünf Ländern aktiv.

Es komme jetzt darauf an, dass auch die Bundesländer und vor allem die Handelskammern mitziehen, Unternehmen zum Export ermuntern und mit Wissen über die einzelnen Märkte begleiten, sagt der Ostbeauftragte der Bundesregierung Tiefensee. Denn in der Wirtschaftkrise liege der Schlüssel zum Überleben für viele ostdeutsche Unternehmen im Außenhandel. Der, so Tiefensee, sei eine Chance für die Betriebe, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen.

Autor: Doris Krannich
Redaktion: Rolf Wenkel