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Im lecken Boot mit Botswana

Monika Lohmüller / mas28. August 2002

Die Krake namens Korruption hat Deutschland fest im Griff. Die Zustände sind hier fast so schlimm wie in Botswana, warnt ein Anti-Korruptionsexperte von Transparency International. "Der Abstand ist nicht mehr groß!"

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Bild: AP

Wenn Politiker gemeinsame Sache mit korrupten Geschäftsleuten machen, stellen sie in der Regel ihren privaten Nutzen vor das Gemeinwohl. Das hat zur Folge, dass sie meist ihre Länder ruinieren, die Menschen in der Armut gefangen halten. Bestechlichkeit beginnt beim illegalen Abholzen in naturgeschützten Wäldern und hört noch lange nicht bei dem mit Schmiergeldern hereingeholten Auftrag auf.

Aus dem von Transparency International erstellten Index - 102 Länder wurden untersucht - geht hervor, dass in Indonesien, Kenia, Angola, Madagaskar und Paraguay Korruption weit verbreitet ist. Im Vergleich zum letzten Index sei Bestechung und Misswirtschaft auch in vielen Ländern Südamerikas erheblich angestiegen, sagte Peter Eigen, der Vorsitzende von Transparency, am Mittwoch (28. August 2002) in Berlin.

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Helmut Kohls Spenden-Skandal brachte die deutsche Politik in VerrufBild: AP

Finnland, Dänemark, Neuseeland, Island, Singapur und Schweden gehörten hingegen zu jenen Ländern, in denen Korruption kaum wahrgenommen werde. Deutschland belege den 18. Platz und bewege sich am Ende jenes Drittels der Länder, mit denen es sich normalerweise vergleiche.

Spenden, Müll, Skandale

Korruptionsskandale wie die um Partei-Spenden und Müllverbrennungsanlagen gefährdeten zunehmend den Wirtschaftsstandort Deutschland, sagte Eigen weiter. Das zeige, dass Korruption eben nicht nur ein Problem des Südens, also der Entwicklungsländer sei: "Es ist sogar so, dass einige Länder in Europa inzwischen schlechter abschneiden auf unserem Index als manche afrikanischen Länder. "

Putins Rede zur Lage der Nation
Russlands Präsident Putin gilt als entschlossener Kämpfer gegen KorruptionBild: AP

Auch viele Länder Mitteleuropas gelten mittlerweile als weniger korrupt, zumindest nach Ansicht der zehntausenden Befragten, die zum TI-Index beigetragen haben Dazu gehört beispielsweise Slowenien. Hingegen ist in vielen Ländern der ehemaligen Sowjetunion Bestechung weiterhin an der Tagesordnung. Allein in Russland sei ein Silberstreif am Horizont auszumachen. Dazu beigetragen hätten die Steuerreform und neue Gesetze gegen Geldwäsche. Auch Präsident Putin und nicht zuletzt Transparency selbst hätten dort ebenfalls wichtige Rollen gespielt, so Eigen. "Wir müssen allerdings bei Russland vorsichtig sein und können keine dramatischen schnellen Änderungen erwarten."

Eile mit Weile

Angesichts der jüngsten Flutkatastrophe in Deutschland warnte die Organisation vor neuen Korruptionsfällen. Denn in Krisenzeiten sei die Anfälligkeit besonders gross, weil Aufträge "in Eile" und ohne normale Ausschreibungen an Firmen vergeben würden. Erfahrungen der Weltbank in Katastrophengebieten hätten gezeigt, dass eine Lockerung der Vergabevorschriften keinen Zeitgewinn bringe.