Im Wartestand
28. März 2009Um die Nachfolge hatten sich der ständige Botschafter Japans bei der Internationalen Atomenergiebehörde, Yukiya Amano, und der südafrikanische Diplomat Samad Minty beworben, doch keiner erhielt die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit von mindestens 24 der insgeamt 35 Stimmen,
El-Baradei hatte vereits im vergangenen Jahr angekündigt, nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren zu wollen. Er zeigte sich am Freitag in Wien enttäuscht und äußerte die Hoffnung, dass es doch noch gelingen werden, einen Kandidaten zu finden, der "für alle - Norden, Süden, Osten, Westen - akzeptabel" sei.
Neue Abstimmung
Nun sollen nach Angaben der algerischen Vorsitzenden des Gouverneursrates, Taous Feroukhi, bis zur nächsten Sitzung in vier Wochen neue Kandidaten benannt werden. Dabei können auch Amano und Minty wieder antreten, und aus Wien verlautete, dass sich Amano dazu bereits entschlossen habe. Myntis Entscheidung sei noch offen.
Nur einer der bisher vier Generaldirektoren in der 52-jährigen Geschichte der IAEA war allerdings bereits bei der ersten Sondersitzung gewählt worden. Denn auch 1997 konnte sich bei der Suche eines Nachfolgers für den damaligen Direktor Hans Blix in fünf Abstimmungsrunden keiner der beiden zur Wahl stehenden Kandidaten durchsetzen. Als Kompromisskandidat wurde dann Mohammed El Baradei aufgestellt und gewählt.
Weder Amano noch der 69-jährige Minty galten nach Angaben aus Diplomatenkreisen als "Traumkandidaten". Der frühere indische Botschafter bei der IAEA, T.P. Sreenivasan, sagte, die beiden schienen keinen im Rat so richtig "zu inspirieren". Es herrsche zudem eine große Enttäuschung darüber, dass "eine solch hochangesehene Behörde, die viel für Frieden und Entwicklung leisten könne", keine hochrangigen Talente anziehe, die es weltweit gebe.
Ausgewiesener Atom-Fachmann
Dennoch galt der Japaner Yukiya Amano zunächst als Favorit. Er sammelte bereits Erfahrung in Abrüstungsfragen, als er 1982 in die entsprechende Abteilung des japanischen Außenministeriums versetzt wurde. "Ich habe sofort gefühlt, dass ich an dieser Stelle meinem Land einen Dienst erweisen könnte", sagte er damals einmal.
Vor dem Gouverneursrat hatte er seine Kandidatur im März damit begründet, dass Technologie richtig angewandt werden müsse, um der Atomenergiebehörde in allen Bereichen zu nützen. Dagegen würden wissenschaftliche Fortschritte, die zur Entwicklung zerstörerischer Waffen eingesetzt würden, nur in die Katastrophe führen. Gleichzeitig hatte er auch betont, dass er die Atombehörde in Wien weniger stark politisieren werde als sein Vorgänger Mohamed el-Baradei. (lu/bea/wl/dpa/rtre/afpe)