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EU-Sprecherin im Porträt

23. Februar 2010

Das Telefon ist Cristina Gallachs wichtigstes Accessoire. Die ehemalige Pressesprecherin von Javier Solana arbeitet zurzeit für die spanische EU-Ratspräsidentschaft. Wie lebt es sich als Pressesprecherin in der EU?

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Cristina Gallach bei einer Pressekonferenz im Hintergrund sitzend (Foto: DW)
Nicht immer im Rampenlicht - aber immer ansprechbarBild: DW

Multitasking ist nicht nur eine Tugend, sondern eine Pflicht für die kleine, resolute Spanierin, die in ihrem pinkfarbenen Blazer kaum zu übersehen ist. Die 49-jährige arbeitet als Sprecherin für die spanische EU-Ratspräsidentschaft. Zuvor war sie fünfzehn Jahre lang die Pressesprecherin von Javier Solana.

Ihr Berufswunsch war eigentlich ein anderer: "Ich wollte immer Journalistin werden, und habe auch jahrelang beim Fernsehen, Radio und für Agenturen gearbeitet", erzählt Gallach, "es war nur ein Zufall, dass ich den damaligen spanischen Außenminister Javier Solana kennengelernt habe und die Seiten gewechselt habe."

Von der NATO zur EU

Cristina Gallach, Pressesprecherin der spanischen EU-Ratspräsidentschaft
Die Stimme der Spanischen RatspräsidentschaftBild: DW

1996 ging es für Cristina Gallach mit dem frischgebackenen Generalsekretär Solana zur NATO, später dann in den Rat der Europäischen Union, wo er Hoher Repräsentant für Außen- und Sicherheitspolitik wurde. Seit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon und der Pensionierung ihres Chefs ist Cristina Gallach an die spanische Ratspräsidentschaft ausgeliehen worden und dort für die Pressearbeit zuständig.

Die EU-Gipfeltreffen, wenn die Staats- und Regierungschefs nach Brüssel reisen, sind immer besonders hektische Tage. Trotzdem versucht Cristina Gallach, selbst auf dem Laufenden zu bleiben. "Eine typische Aktivität ist es, Zeitung zu lesen, Fernsehen zu schauen und Radio zu hören, und das sehr schnell, so dass man weiß, was die Weltmedien über die aktuelle Situation sagen."

Dazu kommen immer wieder Gespräche mit der Presse und Absprachen im Kollegenkreis. Ohne Telefon und E-Mails geht es nicht: "Das Schlimmste ist es, wenn das Telefon klingelt und ich schon mitten in einer Konversation bin. Da habe ich das Gefühl, jemand will mich erreichen, kann aber nicht antworten, weil ich schon am Telefon bin".

Multitasking - auch im Familienleben

Cristina Gallach blättert in Erinnerungsfotos aus der Zeit mit Javier Solana (Foto: DW)
Erinnerungen an die Zeit mit Javier SolanaBild: DW

Oft klingelt der Apparat auch zu Hause, gibt Cristina Gallach zu: "Ich habe einen Sohn und eine Tochter und sie beschweren sich manchmal: 'Mami, Du bist immer am Telefon!'" Sechs und neun Jahre alt sind Gallachs Kinder, die sie aus Russland adoptiert hat. Auch dort hat sie einige Jahre lang als Korrespondentin gearbeitet, bevor sie nach Brüssel kam. Neben Katalanisch, Spanisch, Französich, Englisch und ein wenig Deutsch spricht sie also auch fließend Russisch.

An geregelte Arbeitszeiten kann sie sich eigentlich nicht erinnern: "Aber ich denke, die Kinder verstehen das. Weil ich oft unterwegs bin und manchmal spät abends erst heimkomme, versuche ich, dass die gemeinsame Zeit am Wochenende viel Wert hat und sie ein schönes Familienleben haben."

Immer ansprechbar sein

Cristina Gallach mit einem Mobiltelefon (Foto: DW)
Immer mobil erreichbarBild: DW

An diesem Tag wird es jedenfalls schon wieder nichts mit einem frühen Feierabend, denn erst am Abend gibt der spanische Ministerpräsident Zapatero seine Pressekonferenz. Kaum ist die Pressekonferenz zu Ende, verläßt Zapatero mit seinem Stab und begleitet von Sicherheitsbeamten den Raum. Aber für Cristina Gallach ist die Arbeit noch nicht vorbei.

Ein Journalist spricht sie an und möchte wissen, was die Staats- und Regierungschefs zu Mittag gegessen haben. Schnell schreibt die Pressesprecherin eine Anfrage an den Protokollchef des Rates. Gleich muss sie weiter zum spanischen Botschafter, um mehr Informationen über den Verlauf der Gipfelgespräche einzuholen. Feierabend ist dann irgendwann später, "so gegen neun, halb zehn".

Aber für Cristina Gallach ist der Job die Mühe wert."Ich denke, dass Kommunikation so viel Spaß macht, wenn man sie offen und transparent betreiben kann. Das ist es, was mir am meisten Freude macht."

Autorin: Susanne Henn
Redaktion: Fabian Schmidt