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Immer mehr Afghanen fliehen vor Gewalt

31. Mai 2016

3,8 Millionen Afghanen haben wegen des Bürgerkriegs in den letzten drei Jahren ihre Häuser verlassen müssen. Viele von ihnen sind Vertriebene im eigenen Land. Sie hausen unter erbärmlichsten Bedingungen, so Amnesty.

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Afghanen fliehen vor Kämpfen in der Provinz Kunar (Archivfoto: dpa)
Sie fliehen vor Kämpfen in der Provinz KunarBild: picture-alliance/dpa/G. Habibi

"Meine Kinder werden in diesem Winter sterben" - so übertitelt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) ihren Bericht zur Lage in Afghanistan. Danach hat sich die Zahl der Flüchtlinge im eigenen Land in den vergangenen drei Jahren auf 1,2 Millionen Menschen fast verdoppelt. Zudem flohen rund 2,6 Millionen Afghanen außer Landes, wie aus dem in London veröffentlichten AI-Report weiter hervorgeht.

Der Bürgerkrieg am Hindukusch geht inzwischen in sein 15. Jahr. Die radikal-islamischen Taliban gewinnen wieder an Terrain. Im April starteten sie ihre "Frühjahrs-Offensive" mit dem Ziel, die vom Westen unterstützte Regierung in Kabul zu entmachten.

Infografik Binnenvertriebene in Afghanistan (DW)

Die Welt blickt weg

"Die Aufmerksamkeit der Welt scheint sich von Afghanistan abgekehrt zu haben", beklagte der Amnesty-Experte Champa Patel. Es bestehe das Risiko, dass "wir das Schicksal derjenigen vergessen, die in dem Konflikt alleine gelassen werden". Der AI-Fachmann wies darauf hin, den im eigenen Land Vertriebenen fehle es weiterhin am Nötigtsen, obwohl die Regierung Unterstützung versprochen habe.

Unterkünfte, Essen, Wasser, die Gesundheitsversorgung sowie Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten für die Flüchtlinge seien mangelhaft. Immer wieder werden laut Amnesty illegale Camps der Flüchtlinge mit Gewalt geräumt und dem Erdboden gleichgemacht.

"Selbst ein Tier will hier nicht hausen"

"Selbst ein Tier würde in dieser Hütte nicht hausen wollen, aber wir müssen es", zitiert Amnesty in seinem Report eine 50-jährige Frau aus Herat. "Ich würde lieber im Gefängnis sein als an diesem Ort. Denn dort muss ich mir keine Sorgen um Nahrung und Gesundheit machen", sagte die Frau einem AI-Mitarbeiter.

"Wir leben meist von Brot und verdorbenem Gemüse vom Markt", erklärte Ras Mohammed, ein Bewohner des Chaman-i-Barbak-Camps in Kabul. Nahrungsmittel seien Luxus. "Das letzte Mal als wir Lebensmittelhilfen bekommen haben, war im letzten Winter, als wir drei Säcke Weizen bekamen."

Flüchtlingslager in der Provinz Kundus (Foto: Getty)
Flüchtlingslager in der Provinz KundusBild: Getty Images/AFP/S. Marai

Nach dem Ende des NATO-Kampfeinsatzes in Afghanistan im Dezember 2014 gingen auch die internationalen Spenden für das gebeutelte Land erheblich zurück. Die Vereinten Nationen haben für das laufende Jahr um 393 Millionen US-Dollar für das südasiatische Land gebeten - die geringste Summe seit Jahren. Bislang kam erst ein Bruchteil dessen zusammen.

In der nordafghanischen Unruheprovinz Kundus stoppten Taliban-Kämpfer an diesem Dienstag mehrere Busse und erschossen 16 Reisende. Mehr als 30 Menschen seien als Geiseln genommen worden, teilte ein Regierungssprecher mit.

se/as (epd, ai, rtre, ap)