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Immer mehr Gewalt in polnischen Familien

19. April 2004

- Dunkelziffer hoch

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Warschau, 19.4.2004, RZECZPOSPOLITA, poln.

Aus polizeilichen Angaben geht hervor, dass von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen zu Opfern von Gewalt in der Familie werden. Im Jahre 2003 waren es über 137 000. Gleichbleibend ist seit mehreren Jahren die Zahl der Polizeieinsätze im Zusammenhang mit familiärer Gewalt. Im vergangenen Jahr griffen Polizisten in 85 000, vor drei Jahren in 86 000 Fällen ein.

Die meisten Opfer sind Frauen. Frauenorganisationen schlagen Alarm, dass die meisten Verbrechen in der Familie nie ans Licht kommen. Nach ihren Angaben wird nur jedes vierte derartige Verbrechen aufgeklärt.

Alarmierend sind die Ergebnisse von Umfragen, die bereits in den 90er Jahren von CBOS durchgeführt wurden. Nahezu jede fünfte verheiratete Frau hatte damals ausgesagt, schon einmal Gewalt in der Familie erlebt zu haben. In neueren Studien vom Jahre 2002 sprach jede achte Frau von Gewalt in ihrer Familie. Die Hälfte der Frauen erklärte, häufig von ihren Ehemännern gequält zu werden.

Noch schockierender sind Untersuchungen von Frauen nach der Scheidung. 40 Prozent erklärten, sie seien von ihren Ehemännern häufig geschlagen worden. Jede dritte sagte, der Hauptgrund für die Scheidung sei gewesen, dass sie geschlagen worden sei.

Nach Angaben des Zentrums für Frauenrechte sind es in 98 Prozent aller Fälle Männer, die gegenüber der Familie Gewalt anwenden. Studien der Kriminologin Prof. Helena Kolakowska-Przelomiec bestätigen, dass Opfer der Gewalt von Männern in erster Linie die Ehefrauen sind: 81 Prozent der Opfer.

1,5 bis 2 Prozent der wegen Gewalt in der Familie Verurteilten sind Frauen. Sie werden in der Regel wegen Gewaltanwendung an ihren Kindern verurteilt.

Frauenorganisationen teilten unter Berufung auf das Justizressort mit, dass jährlich fünfzig gequälte Frauen einen Selbstmordversuch unternehmen. Etwa 20 Mordprozesse jährlich stehen mit Gewalt in der Familie in Zusammenhang. (TS)