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Immer mehr Tschechen adoptieren Kinder aus der Ukraine

28. August 2002

– Im April gestartetes Projekt "Fernadoption" unerwartet erfolgreich – In weniger als fünf Monaten 140 ukrainische Kinder nach Tschechien geholt

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Prag, 28.8.2002, LIDOVE NOVINY, tschech.

In nicht einmal fünf Monaten haben Tschechen inzwischen schon 140 ukrainische Kinder "fernadoptiert." Diese Adoptionen werden ganz einfach durchgeführt: die Interessenten wählen von Fotos bei der Caritas in Ostrava (Ostrau) ein Kind aus, dann unterzeichnen sie einen Vertag und bezahlen sechs Tausend Kronen. Das ist alles.

Der Vater des Gedankens von "Fernadoptionen" ist der slowakische Pfarrer Peter Krenicky, der seit neun Jahren in einer ukrainischen Region östlich der Slowakei (...) tätig ist. "Die Menschen hier kämpfen ums nackte Überleben. Ich kenne Kinder, die nicht zur Schule können, weil sie keine Schuhe haben", so der Pfarrer. (...)

Die in Ostrava bezahlten Adoptionsgebühren werden direkt dem slowakischen Geistlichen übermittelt. Er gilt als Garant dafür, dass das Geld in keine schwarzen Kanäle gelangt, sondern tatsächlich den Bedürftigen zu Gute kommt.

Über die in der Ukraine herrschende Armut hat sich auch die Leiterin des Adoptionsprojektes, Eva Chudejova, vor Ort informiert: "Die meisten Familien verfügen über geringe Einkünfte in Höhe von weniger als Tausend tschechischen Kronen pro Monat. Dieses Einkommen reicht für etwa 20 Brote." (...)

Die Caritas-Mitarbeiter empfehlen nicht, Kinder aus der Ukraine nur zu Besuch nach Tschechien zu holen. Sie würden sich angeblich nur schwer von dem kulturellen Schock erholen, dem sie in Tschechien ausgesetzt sind.

Für Anfang September plant die Caritas in Ostrava eine Busreise in die Ukraine. Auch neue Adoptiveltern sollen zum ersten Mal dabei sein. Eine von ihnen, Frau Marie Kucharova sagt: "Ich habe die Ukraine schon früher besucht. Es hat mich tief bewegt, als ich gesehen habe, unter welchen Umständen die Menschen dort leben müssen. Als ich von der Adoptionsmöglichkeit erfuhr, habe ich mich sofort für ein neunjähriges Mädchen namens Viktoria entschieden. (...)" Frau Kucharova lebt dabei selbst nicht im Überfluss. Als alleinerziehende Mutter und angestellte Schneiderin gehört sie in Tschechien eher zu den Geringverdienern. (...) (ykk)