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Blick nach draußen

Das Interview führte Sabine Oelze10. Februar 2009

Das Haus der Kulturen der Welt feiert 20. Geburtstag. Es hat schon früh globale Entwicklungen in seinen Ausstellungen und Diskussionsreihen thematisiert. DW-WORLD.DE hat mit dem Leiter Bernd Scherer gesprochen.

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Das Haus der Kulturen der Welt
Nicht nur die Architektur ist kühnBild: hkw/Sabine Wenzel

Das Haus der Kulturen der Welt ist Experte in allen Fragen der außereuropäischen Kunst und Kultur. Es zeigt Ausstellungen und Filme, veranstaltet Tanz- und Theaterperformances und lädt zu Debatten. Das Haus der Kulturen der Welt wurde im Jahr 1989, kurz vor dem Fall der Mauer gegründet und ist einzigartig in der Bundesrepublik Deutschland.

DW-WORLD.DE: Stellen wir uns mal vor, es hätte vor 20 Jahren nicht so visionäre Menschen gegeben und das Haus der Kulturen der Welt wäre nicht gegründet worden, was für eine Institution würde Deutschland fehlen?

Bernd Scherer: Die Entscheidung 1988/89 war in der Tat eine visionäre Entscheidung. Sie war visionär, weil sie eine Entwicklung, die wir Globalisierung nennen, vorweggenommen hat. Eine Entwicklung, die dazu geführt hat, dass uns Menschen in Call-Centern in Lateinamerika beraten. Oder die Tatsache, dass aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung in China und Indien die Rohstoffpreise enorm gestiegen sind und auch unsere Wirtschaft beeinflussen, aber auch der Run auf Bollywood-Filme hierzulande. Oder denken wir an Afghanistan. Dort stehen deutsche Truppen und es gibt eine Auseinandersetzung darüber, wie deutsche Truppen dort agieren sollen. Fragen, die die deutsche Innenpolitik beschäftigen und die längst zum Teil unserer Kultur geworden sind.

Damals war das Stichwort Globalisierung noch nicht in aller Munde. Wie kam es zu der Gründung des Haus der Kulturen der Welt?

Die ursprüngliche Idee war es, eine Ergänzung zum Goethe-Institut zu schaffen. Das Goethe-Institut, das deutsche Kultur im Ausland präsentierte, sollte in Berlin eine Institution an die Seite gestellt bekommen, die nicht-europäische Kulturen hier in Deutschland vorstellen sollte. Auf der anderen Seite ging es darum, die Präsentation anderer Kulturen zu mit einem Diskurs zur multikulturellen Gesellschaft zu verbinden. Das war die ursprüngliche Idee des Haus der Kulturen der Welt.

Hinter dem Haus der Kulturen der Welt liegen 20 Jahre erfolgreiche Kulturarbeit. Was sind Ihre Zukunftswünsche als Direktor?

Lange Zeit wurde unser Haus als eine Institution verstanden, die sich mit Randphänomenen beschäftigt, die zwar interessant sind, aber als nicht relevant für unsere Gesellschaft erachtet wurden. Mein Wunsch ist, dass wichtige Persönlichkeiten in Politik und Kultur zu verstehen beginnen, welche Rolle der internationale Austausch für das Selbstverständnis der eigenen Gesellschaft spielt, dass Debatten über Nationalkultur ohne den Blick nach draußen gar nicht mehr zu führen sind. Das Haus der Kulturen der Welt ist in diesem Sinne eine Institution, die Weltwissen in den deutschen Dialog bringt.