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"In 30 Jahren eine Million Immigranten in Tschechien"

22. November 2001

– Vizepremier Spidla erwartet starke Zuwanderungswelle, die die negative demographische Entwicklung aufhalten soll – Als geeignetste Immigranten betrachtet er die Ukrainer

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Prag, 22.11.2001, RADIO PRAG, deutsch

In einem Vortrag vor Studenten der Südböhmischen Universität legte Vladimir Spidla am Dienstag (20.11.) seine Vision der künftigen demographischen Entwicklung in Tschechien vor. Nur Hunderttausende Zuwanderer könnten das Land vor dem Aussterben und einer ökopolitischen Krise retten, meint Spidla. Als die geeignetsten Kandidaten von allen eventuellen Immigranten betrachtet er die Ukrainer. Aus diesem Grund wird vorausgesetzt, dass Mitarbeiter des Sozialministeriums sowie soziale Mitarbeiter künftig neben Englisch auch Russisch und Ukrainisch lernen sollen. Den Schätzungen Spidlas nach werden innerhalb von 30 Jahren mindestens eine Million Leute ausländischer Herkunft in der Tschechischen Republik leben, wobei heute dieser Anteil zwei Prozent beträgt. In Deutschland z.B. sind es zehn Prozent.

Die Annahme der Ausländer sei eine notwendige Vorraussetzung für die Erhaltung der wirtschaftlichen Entwicklung und politischen Stabilität. Der Staat will jedoch eine Selektion unter den Zuwanderern durchführen. Das vom Kabinett verabschiedete Projekt der Immigrationspolitik setzt voraus, dass jeder Antragssteller nach einem Punktsystem bewertet wird, wobei seine Ausbildung, sein Familienstand und sein kultureller Umkreis in Betracht gezogen werden. Vor Einzelpersonen werden Leute mit einer Familie bevorzugt, größere Chancen haben z.B. Slowaken als Leute aus Südostasien, sagte dazu der Vizepremier.

Die schlechten demographischen Prognosen stützen sich auf die stets sinkende Geburtenrate: während 1989 auf eine Frau statistisch 1,84 neugeborene Kinder kamen, sind es in diesem Jahr nur 1,14 Kinder. Vergleichbare Tendenzen gibt es dabei auch in anderen Ländern Europas - in Italien und Spanien etwa kommen noch weniger Kinder als in Tschechien zur Welt. "Sollten wir bei der gegenwärtigen Entwicklung der Geburtenrate die Tschechische Republik zu einer Insel machen, würde etwa um das Jahr 2400 der letzte Tscheche oder die letzte Tschechin sterben," sagte Spidla dem Blatt Lidove noviny. (fp)