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In den Rücken gefallen?

Peter Philipp23. Dezember 2003

Die unnachgiebige Palästinenser-Politik von Ariel Scharon hat 13 Reservisten einer der besten Elitetruppen der israelischen Armee veranlasst, den Dienst in den Autonomiegebieten zu verweigern. Peter Phillip kommentiert.

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In der israelischen Armee galt bisher der Grundsatz: Die Besten voran. Dieser Spruch war gemünzt auf militärische Angriffe und auf gewagte Einsätze, bei denen die Offiziere in vorderster Front kämpften und ihren Soldaten ein Vorbild waren. In etwas abgeänderter Form gilt das Bild aber auch bei einem Vorgang, der jetzt in Israel Schlagzeilen macht.

13 Offiziere und Soldaten des renommiertesten Elite-Einheit der israelischen Armee erklärten in einem Schreiben an Ministerpräsident Ariel Scharon, dass sie nicht bereit seien, in den besetzten Gebieten an weiteren Maßnahmen gegen die palästinensische Bevölkerung teilzunehmen, die sie für inhuman und völkerrechtswidrig betrachteten. "Wir werden nicht länger unser Leben für die Unterdrückung in den Palästinensergebieten und die Vorenthaltung der Menschenrechte für Millionen Palästinenser geben", erklärten die Soldaten.

Wellen der Empörung

Bereits vor Wochen hatten Angehörige der Luftwaffe erklärt, sie würden keine Angriffe mehr auf palästinensische Orte fliegen. Und jetzt diese Erklärung der militärischen Elite. Wie beim letzten Mal schlagen die Wellen der Empörung hoch. Und zwar gleichermaßen auf Regierungs- wie Oppositionsseite.

In beiden Lagern ist der Anteil ehemaliger Militärs hoch, aber auch in der israelischen Öffentlichkeit ist man durch lange Militärzeit und immer wiederkehrende Reserve-Dienstzeiten dem Thema eng verbunden. Und die Zahl derer ist groß, die jetzt argumentieren: Wo kämen wir denn hin, wenn Soldaten oder auch Offiziere für sich entscheiden könnten, was sie zu tun oder zu lassen haben?

Politik von Ex-Militärs

Sicher eine legitime Frage. Nicht nur in Israel, sondern in jeder Armee. Die Entscheidungsgewalt und die Verantwortung für getroffene Entscheidungen liegen bei den Politikern, die - ihrerseits wieder oft altgediente Militärs - eigentlich wissen sollten, was sie da in Bewegung setzen. Es ist aber vielleicht auch gerade ein Nachteil, dass so viele israelische Militärs in die Politik gegangen sind: Sie betreiben Politik mit militärischem Kalkül und erwarten blinde Gefolgschaft.

Wie, so klagen jetzt einige von ihnen, können Soldaten es sich erlauben, dem Land in einer so schwierigen Situation in den Rücken zu fallen? Sie wollen nicht sehen, dass die Situation ja wenigstens zum Teil Ergebnis ihrer eigenen Politik ist.