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In den Sommer rollen

Annika Schünemann14. Juli 2003

Sie flitzen durch die Straßen, rasen über den Asphalt und wirken dabei leichtfüßig und elegant. Die Skater sind zu einem festen Bestandteil im Stadtbild Berlins und anderer europäischer Städte geworden.

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Inline Skaten- ein Sport für die ganze FamilieBild: AP

Inline Skating ist eine Freizeitbeschäftigung, die sich von einem Funsport zu einer leistungsorientierten, ernsthaften Sportart entwickelt. Beim Skaten gibt es vier unterschiedliche Disziplinen: Inline Hockey, Stuntskaten, Speedskaten und das beliebte Freizeitskaten, das 90 Prozent aller Skater begeistert.

Etwa 12 Millionen Deutsche genießen bereits die Freiheit auf Rollen. Die genaue Anzahl lässt sich nur vermuten, da die meisten Inline Fans nicht in Vereinen oder Verbänden organisiert sind. Mittlerweile werden in Deutschland fast so viele Inline Skates wie Autos gekauft: etwa vier Millionen jährlich.

Die Anfänge des Skatens

Die Geschichte des Sportes ist länger, als man glauben mag. Sie lässt sich bis 1760 zurückverfolgen. Der belgische Erfinder John Josef Merlin montierte Metallräder an die Kufen seiner Schlittschuhe und unternahm die ersten Rollversuche. Allerdings endeten diese in einem Debakel: Der Tüftler rauschte in einen Spiegel. So wurde das Inline Skaten erst einmal auf Eis gelegt. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das Rollschuhfahren immer beliebter - allerdings auf vier Rollen, die nicht alle hintereinander, sondern jeweils zwei nebeneinander angeordnet waren.

Die modernen Inline Skates wurden erst 1980 in den Vereinigten Staaten wiederentdeckt. Die Olson-Brüder aus Minnesota führten sie als Sportgeräte zum Sommertraining für Eishockeyspieler ein. Heute hat das Inline Skaten so viele begeisterte Anhänger, dass immer mehr Cups, Halbmarathons, Marathons und andere Rennen angeboten werden.

Für sportlich Ambitionierte: Der Berliner Skatemarathon

Der traditionelle "Real-Berlin Marathon", der in diesem Jahr zum 30. Mal in der deutschen Hauptstadt stattfindet, schließt einen getrennten Skatemarathon ein. Am 27. September 2003 soll es losgehen.

Die gesamte Weltelite der Speedskater hat zugesagt. Sie fahren die 42,195 Kilometer in weniger als einer Stunde und kommen dabei auf Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 60 Stundenkilometern. 1997 wurde der Skatemarathon erstmalig in den Lauf integriert, seitdem ist die Teilnehmerzahl so rasant gestiegen, dass in diesem Jahr 12.000 Starter erwartet werden. Dies macht ihn zum weltweit größten Skateevent, zu dem auch mehr als 100.000 Zuschauer in der Spreemetropole erwartet werden.

Für Freizeitskater: Die Berliner Blade Night

Was in anderen Großstädten bereits gang und gäbe ist, wurde jetzt auch mit durchschlagendem Erfolg in Berlin eingeführt: Das regelmäßige Nightskaten, bei dem ganze Straßen nur den Skatern gehören. In Paris beispielsweise werden schon seit Jahren an zwei Tagen in der Woche bestimmte Straßen für bis zu drei Stunden für die Blade Night der Skater freigehalten.

Auch in Berlin finden an jedem regenfreien Sonntagabend von Mai bis Oktober Touren mit einer Länge von 15 bis 19 Kilometern durch die Bezirke Mitte, Kreuzberg, Tiergarten, Treptow und Friedrichshain statt. Die Karawane von Menschen auf Rollen wird von Polizeiwagen über die gesperrten Straßen begleitet und als Gemeinschaftserlebnis und nicht als Wettkampf gesehen. Da es nicht um Schnelligkeit sondern um den Spaß geht, sind auch Anfänger jederzeit willkommen.

Mehr Rechte für Skater

Die Berliner Gruppe "Blade Parade" fordert mehr Rechte und Anerkennung für Skater im Straßenverkehr, denn bis heute werden sie nicht als Fahrzeuge, sondern als Fußgänger behandelt, was bei einer Geschwindigkeit von über 30 Stundenkilometern zumindest in Frage gestellt werden kann. Dies bedeutet, dass ihnen nur die Benutzung von Gehwegen und reinen Wohngebieten gestattet ist.

Die Organisation möchte eine Fahrerlaubnis in Tempo-30-Zonen und die Einführung sogenannter "Freizeitstraßen", die zu bestimmten Tageszeiten und Wochentagen nur von Skatern und Fahrradfahrern genutzt werden dürfen, durchsetzen. "Die Straßen gehören nicht mehr nur den Kraftfahrzeugen" ist das Motto der Initiative, die zweifelt, ob sich Berlin weiterhin als Skatehauptstadt bezeichnen könne, wenn nicht wenigstens einige ihrer Forderungen erfüllt werden.

Der Funsport Skaten in Zukunft

Der besondere Reiz des Skatens liegt laut Speedskating Weltrekordler Roland Klöss im besonderen Tempogefühl, einem ästhetischen, dynamischen Bewegungsablauf, der Faszination in der Natur zu laufen und mittlerweile auch in der Ausübung als Teamsportart.

Skaten ist ein Sport für jedermann: ob männlich, weiblich, jung oder alt. Abgesehen von der Schutzbekleidung, die aus Helm, Handgelenk-, Ellenbogen- und Knieschonern bestehen sollte, ist auch das Erlernen der richtigen Bremstechniken wie "Heel-Stop", "Teel-Stop" und dem "Powerslide" von größter Bedeutung, denn die meisten Unfälle passieren bei misslungenen Bremsversuchen. In ganz Deutschland werden deshalb immer mehr Anfängerkurse angeboten.