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In der Hülle liegt die Fülle

16. Februar 2009

Bei manchen Tieren weiß man oft nicht, warum sie so aussehen, wie sie aussehen. Und vor allem, welchen Zweck mancher Greifer, Schwanz oder Maulfortsatz hat. Um das herauszufinden, reicht ein Besuch im Naturkundemuseum.

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Aufgespießte Gespenstlufkäfer in der Sammlung des Museum König in Bonn
Bild: DW/Marlis Schaum

Professor Michael Schmitt forscht an Käfern. Nicht weil er Käfer wahnsinnig toll findet, sondern weil es sich in seinem Biologenleben irgendwann so ergeben hat. Einen Liebling hat er sich allerdings inzwischen zugelegt, das schwarzfüßige Lilienhähnchen, Lilioceris lilii. Er hat in seinem Garten sogar extra Lilien angepflanzt, damit die siegelroten Blattkäfer mit den schwarzen Beinen immer was zu Fressen haben. Seine Mutter zermalmt jede Larve die sie finden kann.

Kot gegen Fressfeinde

Professor Michael Schmitt in der Käfersammlung des Museum König Bonn
Käfer-Kurator Michael SchmittBild: DW/Marlis Schaum

Dagegen haben die Lilienhähnchen eine interessante Abwehrstrategie entwickelt. "Sie stülpen ihren Kot einfach über sich, so dass sie aussehen wie ein Stück Vogelkot", freut sich Michael Schmitt und führt zielstrebig durch die Käfersammlung des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig in Bonn. "Meine Vorstellung von der Evolution dieser Tiere ist die: es gab Käfer, die haben irgendwelche Pflanzen gefressen, die sahen so ähnlich aus wie die Lilienhähnchen. Dann sind Lilien entstanden und am Anfang als es die ersten Lilien gab, gab es keine anderen Käfer die Lilien gefressen haben, das heißt, es war eine ungenutzte Nahrungsressource. Und wer es geschafft hat, die als erster auszubeuten, der hatte einen Vorteil gegenüber allen anderen, die in die Röhre geguckt haben und so sind die entstanden."

Sex als Triebfeder

Zwei Lilienhähnchen-Käfer bei der Paarung
Lilienhähnchen ohne Kot aber bei der PaarungBild: Michael Schmitt, Museum König Bonn

Eine Art also, die sich durch die Anpassung an Nahrungsressourcen entwickelt hat. Es kommen auch Anpassungen an Umweltbedingungen vor, aber als Triebfeder der Evolution bezeichnet Michael Schmitt die Paarung. Um sich hier Vorteile zu ergattern, haben zum Beispiel bei den Käfern die Weibchen und Männchen interessante Körpermerkmale entwickelt. Besonders auffällig sind die bei den Herkuleskäfern. Auf Kopf und Vorderbrust sitzen Hörner, mit denen sie lästige Kollegen von den Blättern schubsen, "es interessiert die eigentlich weniger ob der Rivale sich danach noch wohl fühlt oder nicht."

Federn des Argusfasanhahns
Federn zum BezirzenBild: DW / Schaum

Seine Kollegin Renate van den Elzen, Ornithologin am Zoologischen Forschungsmuseum König, erzählt in solchen Momenten gerne vom Argusfasan. Der Hahn zeigt dem Huhn während der Balz seine imposanten Federn mit dem psychedelischen Augenmuster. Weil die Weibchen immer den Hahn mit den längsten Federn bevorzugen, sind die Federn im Laufe der Evolution beim Argusfasan immer länger geworden. Inzwischen ist er fast flugunfähig. "Das nennt man dann weibliche Selektion", sagt Renate van den Elzen da nur trocken.

Marlis Schaum
Autorin: Marlis SchaumBild: Marlis Schaum

P.S.: Schluss mit lesen - Bilder gucken und hören da unten, schnell!