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In die Bundestags-Arena zum Erholen

Bernd Gräßler, Berlin16. Juni 2006

Berlin ist im WM-Rausch. Sogar Fernsehübertragungen in einem Miniaturnachbau des Olympiastadions sind ausverkauft. Das können wir auch, dachte sich der Bundestag und hat ein Miniparlament bauen lassen.

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Vier Tage nach der Eröffnung in München hatte die WM am Dienstag (13.6.2006) auch Berlin erreicht: Brasilien gegen Kroatien im ausverkauften Olympiastadion. Samba-Trommeln dröhnten auf dem Berliner Hauptbahnhof. Kroatische Fans schleppten bei über 30 Grad Hitze riesige, rot-weiß-gewürfelte Fahnen durch die Stadt.

Eine halbe Million Zuschauer in Berlin

Am Abend trafen sich dann schätzungsweise 250.000 Menschen auf der zwei Kilometer langen Fanmeile am Brandenburger Tor, um das Spiel auf riesigen Leinwänden zu verfolgen. Tags darauf, am Mittwoch, kamen sogar doppelt so viele: eine halbe Million Menschen sahen das Spiel Deutschland-Polen im fernen Dortmund.

Ausverkauft ist in der Hauptstadt meist auch die adidas-Arena, ein Miniatur-Nachbau des Berliner Olympiastadions mit 10.000 Plätzen. Und das, obwohl hier das Fernsehgucken drei Euro pro Partie kostet.

Angepasster Sitzungsplan

Auf dieser Woge der Fußballbegeisterung schwimmt auch die Politik mit. Von den Ehrentribünen lächeln Minister und Staatsekretäre in die Kameras. Bei Deutschland-Polen (1:0) sah man eine enthusiastische Kanzlerin neben einem enttäuschten polnischen Premier. Auch das Parlament hat seinen Sitzungsplan dem WM-Plan angepasst.

Außerdem hat es weder Kosten noch Mühen gescheut und nahe dem Reichstag einen Nachbau der Reichstags-Glaskuppel errichten lassen. Extra für die WM-Touristen. Mit Sitzreihen in den Parteifarben, Politikerbesuchen, Vorträgen, Videos und jeder Menge bunten Broschüren.

Füße hoch nach dem Stadtbummel

2,5 Millionen hat der Bundestag für das Miniparlament ausgegeben. Das Interesse der Besucher hält sich allerdings in Grenzen. Der Bund der Steuerzahler spricht von Verschwendung. Zumal auch die erhofften Sponsoren die Angelegenheit nicht so prickelnd finden und mit Zuschüssen geizen. Immerhin, etwas Gutes hat die Bundestags-Arena auf jeden Fall: Wer vom Stadtbummel so richtig kaputt ist, findet hier immer einen Sitzplatz.