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In Nigeria entführter Deutscher offenbar getötet

31. Mai 2012

Islamistische Entführer sollen ihre deutsche Geisel umgebracht haben, als sie von Sicherheitskräften angegriffen wurden. Es wäre nicht der erste missglückte Befreiungsversuch in Nigeria.

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Menschen vor dem zerstörten Versteck im nigerianischen Kano, in dem die Kidnapper ihre deutsche Geisel festgehalten hatten (Foto: rtr)
Nigeria Deutscher ermordetBild: Reuters

Die Täter hätten den Mann am Morgen bei einem Befreiungsversuch der nigerianischen Streitkräfte erschossen, sagte Polizeisprecher Umar Faroukh in der Millionenstadt Kano der Nachrichtenagentur dpa. Den Soldaten war es örtlichen Medienberichten zufolge gelungen, das Versteck der Kidnapper in der Nähe der Bayero-Universität aufzuspüren. Der Bundesbürger, der für den Baukonzern Bilfinger Berger arbeitete, war Ende Januar entführt worden.

Anwohner berichteten von Explosionen und Schüssen im Stadtteil Danbare, die mehr als eine halbe Stunde lang angedauert hätten. Offenbar seien mehrere hundert Soldaten an dem Einsatz beteiligt gewesen. Die Behörden sollen den Entführern durch Geheimdienstinformationen auf die Spur gekommen sein. Als die Kidnapper erkannt hätten, "dass dies das Ende für sie ist, haben sie die Geisel umgebracht", sagte ein Sicherheitsvertreter.

"Mit Hochdruck um Aufklärung bemüht"

Der Deutsche war in einem Vorort von Kano verschleppt worden. Bilfinger Berger bestätigte bislang nur, dass ein an ein nigerianisches Bauunternehmen ausgeliehener Mitarbeiter im Januar entführt wurde. Ob der Mann getötet worden sei und ob es sich um denselben Mitarbeiter handele, sei noch unklar. "Wir haben keinerlei Bestätigung, ob das der Fall ist", sagte ein Konzernsprecher. Auch das Auswärtige Amt in Berlin kann die Angaben zum Tod des Deutschen "zum jetzigen Zeitpunkt nicht bestätigen". Der eingerichtete Krisenstab und die Botschaft in Nigeria seien aber "mit Hochdruck um Aufklärung bemüht".

Im März hatte sich das Terrornetzwerk Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI) zu der Entführung bekannt. Im Gegenzug für eine Freilassung des Ingenieurs forderte die Gruppe, eine zu dem Zeitpunkt in Deutschland inhaftierte, zum Islam konvertierte Frau freizulassen. Zugleich drohte AQMI mit der Ermordung des Ingenieurs.

Kritik an Nigerias Sicherheitskräften

Bei der Frau handelt es sich um Filiz G., die Ehefrau des Islamisten Fritz G. Dieser war als Mitglied der sogenannten Sauerland-Gruppe 2010 zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Filiz G. erhielt zweieinhalb Jahre, sie befindet sich jedoch seit rund einem Monat auf freiem Fuß, nachdem ihre Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Nigerias Sicherheitskräfte waren bereits im März in die Kritik geraten, nachdem bei einer versuchten Geiselbefreiung ein Italiener und ein Brite getötet worden waren. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist am Montag ein italienischer Ingenieur im nigerianischen Bundesstaat Kwara verschleppt worden. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar.

rb/gmf (afp, dapd, dpa, rtr)