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Hummer trotz Hungersnot

Jana Pareigis20. Februar 2009

Robert Mugabe feierte am Samstag (21.02.2009) seinen 85. Geburtstag. Tausende Flaschen Champagner orderte der greise Diktator, Kaviar und Hummer - während jeder zweite Simbabwer hungert.

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Robert Mugabe im Jahr 1984Bild: AP

Seit fast 30 Jahren hält sich Mugabe an der Macht - und das ist es auch schon, was seine politischen Ziele ausmacht: Machterhalt. Man kann es sich kaum vorstellen, aber Mugabe war nicht immer Präsident, nicht immer alt und verbohrt. In "Dinner with Mugabe" beschreibt die Journalistin Heidi Holland den Menschen Mugabe von frühester Kindheit an. Sie selbst hat ihn 1975 kennengelernt und nicht nur mit ihm, sondern auch mit seinen Wegbegleitern und Verwandten gesprochen. Ausschnitte aus einem Interview mit Heidi Holland, das Jana Pareigis mit ihr geführt hat:

DW: Frau Holland, wie haben Sie Robert Mugabe kennengelernt?

Heidi Holland
Heidi Holland ist die Autorin der Robert Mugabe-Biografie "Dinner with Mugabe"Bild: Penguin Press

"Ich war damals, 1975, eine junge Journalistin und Aktivistin, die daran glaubte, dass man die Befreiuungskämpfer unterstützen sollte. Ich habe ihm damals Unterschlupf gewährt und ihn zu einer Bahnstation gefahren, als er sich verstecken musste. Am nächsten Tag rief er mich an und erkundigte sich auch, wie es meinem Baby gehe - das war so ein Grund, warum ich damals noch viel Gutes in ihm sah."

Sie haben auch mit Weggefährten, mit ehemaligen Klassenkameraden und nahen Verwandten über seinen Werdegang gesprochen. Gab es da auch Erkenntnisse über den ganz jungen Mugabe?

"Ja. Und zwar hat sein jüngerer Bruder mir erzählt, dass Robert nicht mit den anderen Jungen gespielt hat. Er hatte keine Freunde noch nicht mal als Kind, aber er liebte Bücher und war ziemlich bekannt in der Missionsstation, weil er so ein guter Schüler war und so ein gutes Aushängeschild für die Schule."

2007 haben Sie ihn wieder getroffen und interviewt. Haben Sie ihn auch auf die wirtschaftliche Krise angesprochen, auf den Niedergang des Landes?

"Zu einer Zeit, als es in den Supermärkten in Simbabwe nichts zu kaufen gab, antwortete er mir auf eine Frage: Alles läuft gut. Wir haben eine der führenden Ökonomien in Afrika. Das einzige, was uns fehlt, sind Produkte in den Supermarktregalen. Und von dieser Antwort merkte ich, dass er verwirrt ist."

Sie sagen, er machte einen verwirrten Eindruck. Aber wie sieht er sich denn selbst? Und vor allem: Wie würde er gerne gesehen werden, auch nach seinem Tod?

"Ich glaube, er sieht sich selber so, dass er sich für die Befreiung des Landes aufgeopfert und gelitten hat. Und dass trotzdem Leute gegen ihn sind. Ich glaube, er sieht sich selbst als Held, denn in seinem eigenen Kopf, da kann Mugabe nichts falsch machen. Er kann immer nur Recht haben. Also, er ist ein sehr komplizierter Mensch."