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In Tippelschritten aus dem Bahn-Chaos

13. August 2013

Die Deutsche Bahn kann die Zugausfälle am Mainzer Hauptbahnhof trotz der Dauerkritik nicht kurzfristig beheben. Immerhin: Der Chef der Bahntochter DB Netz, Sennhenn, stellt für nächste Woche Verbesserungen in Aussicht.

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Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (links), DB Netz-Chef Frank Sennhenn (Mitte), der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Roger Lewentz (rechts) geben am 13.08.2013 in Mainz eine Pressekonferenz (Foto: dpa)
Krisengipfel in Mainz - PressekonferenzBild: picture-alliance/dpa

Dass der Runde Tisch in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz keine Wunder bewirken konnte, war klar. Die Erwartungen an den sogenannten Krisengipfel waren daher nicht gerade hoch. Dafür kann sich Ergebnis wenigstens sehen lassen und gibt Anlass zur vorsichtiger Hoffnung. Denn der Chef der Bahntochter DB Netz, Frank Sennhenn, stellte einen Stufenplan zur schrittweisen Behebung der Misere vor.

Die Eckpunkte: Ab Samstag (17.08.2013) gilt zunächst nur an den Wochenenden wieder der normale Fahrplan, ab Montag (19.08.2013) dann auch nachts. Zum Schulbeginn im Bundesland Rheinland-Pfalz sollen 85 Prozent der Züge zwischen 06.00 und 08.00 Uhr wieder fahren. Ab dem letzten Augustwochenende will die Bahn dann zum normalen Betrieb zurückkehren - vorausgesetzt, es melden sich keine weiteren Fahrdienstleiter krank. Laut Sennhenn (im Artikelbild zweiter von links) soll zudem das Personal im Bahn-Stellwerk Mainz um neun Stellen aufgestockt werden.

Peinliche Pannenserie

Seit über einer Woche gibt es in Mainz Zugausfälle und Umleitungen. Zunächst fehlten sieben der 15 Fahrdienstleiter im Mainzer Stellwerk wegen Urlaubs oder Krankheit. Aktuell arbeiten nach DB Netz-Angaben neun Fahrdienstleiter. Einer war am Montag aus dem Urlaub zurückgekommen. Durch die vielen Ausfälle und Umleitungen in Mainz war die Bahn ins Visier von Kundenverbänden und der Politik geraten.

Sennhenn räumte ein, dass die personelle Lage in anderen Stellwerken der Deutschen Bahn ähnlich angespannt sei wie in Mainz. Es gebe "sechs bis sieben Stellwerke, die wir im besonderen Fokus haben", sagte Sennhenn. Die Bahn wolle nun die personelle Besetzung in allen Stellwerken bundesweit prüfen. Insgesamt würden in diesem Jahr rund 600 neue Fahrdienstleiter eingestellt, sagte Sennhenn. Das Maßnahmenpaket sei dem Runden Tisch unter Leitung der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer vorgestellt worden. Sie hatte für Dienstag Politiker, Fahrgastverbände, Gewerkschaften und Bahn zu einem Krisentreffen geladen.

Mainz: es fährt kein Zug nach nirgendwo

Dreyer (im Artikelbild links) zog danach eine gemischte Bilanz und sagte: "Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend, es wird aber eine deutliche Linderung der Situation geben." Die SPD-Politikerin forderte vom Bund als Eigentümer mehr Engagement. Um der Bahn Luft für nötige Investitionen zu geben, müsse der Bund auf seine jährlich Dividende in Höhe von einer halben Milliarde Euro verzichten. Die Bahn betreibt den Nah- und Regionalverkehr im Auftrag der Länder und wird für eine vereinbarte Leistung von diesen bezahlt.

Bahnprobleme als Wahlkampfthema

Das Chaos am Mainzer Bahnhof hat sechs Wochen vor der Bundestagswahl einen Schlagabtausch der Parteien provoziert. Aus der Opposition wurde der Bundesregierung vorgeworfen, viel zu spät auf die angespannte Personallage der Bahn reagiert zu haben. "Das ist ein absolutes Versagen der Bundesregierung", sagte der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) in der ARD. Der Bund sei Eigentümer und müsse das regeln. SPD-Vize-Fraktionschef Florian Pronold verlangte eine Sondersitzung des Bundestags-Verkehrsausschusses.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) konterte umgehend: Es seien die früheren SPD-Minister für Verkehr und Finanzen, Wolfgang Tiefensee und Peer Steinbrück, gewesen, die den Bahn-Börsengang vorangetrieben hätten. Dabei sei der Personalbestand "sträflich heruntergefahren" worden. Seit 2010 würden Mitarbeiterzahlen und Investitionen wieder steigen. Im Zuge der jahrelangen Sanierung und des geplanten Börsengangs hatte die Bahn unter Ex-Chef Hartmut Mehdorn einen Sparkurs gefahren. Über Jahre wurden gerade in der Netz-Sparte jährlich Tausende Stellen abgebaut.

kle/gri (dpa, afp, rtr)