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Indien ist SPAM-Weltmeister

9. Januar 2012

Eine kürzlich erschienene Studie zeigt, dass Indien den Weltspitzenplatz für SPAM-Mails belegt. Spammer machen sich die laxen Gesetze des Subkontinents zunutze, um ihre Nachrichten ins WorldWideWeb zu senden.

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Zwei Inder sitzen vor einem Computer (Foto: Getty Images)
Indien ist der drittgrößte Internetmarkt der WeltBild: Getty Images

In den letzten drei Jahren hat Vinod Rai, ein kleiner Unternehmer aus Neu Delhi, eine Computerfirma engagiert, um sein Spielzeug online zu verkaufen. Er hofft damit ein effektives Marketing gefunden zu haben, das potentielle Kunden anlockt. Tausende e-Mails werden verschickt, um sein Produkt, handgefertigtes Spielzeug, zu bewerben.

"Ich hoffe, dass wenigstens ein Prozent aller e-Mails zu Bestellungen werden. Wenn ich 100.000 e-Mails verschicke, habe ich die Hoffnung, einige Bestellungen zu bekommen und, dass die e-Mails dabei geholfen haben." Aber die meisten der e-Mails landen in SPAM-Ordnern. Viele versuchen dennoch wie Rai, das Internet zu nutzen, um ihre Produkte zu vermarkten.

Nervtötende SMS

Das Internet ist nicht das einzige Medium, um potentielle Kunden zu erreichen. Prakash Nanda, ein Geschäftsmann aus Mumbai, hat zwei Beschwerden bei der Telecom Regulatory Authority of India (TRAI), eine Art indische Verbraucherschutzbehörde für den Telefonsektor, eingelegt. Pro Tag erhält er mehr als 30 nervtötende SMS und unerwünschte Anrufe. "Es ist frustrierend. Mitten in wichtigen Meetings erhalte ich diese irritierenden Anrufe. Trotz der Gesetze hat der SPAM in Form von SMS ein beispielloses Niveau erreicht."

Über einen Monitor laufen Zahlen und Zeichen
Viele Internetnutzer unterschätzen die Gefahren schwacher PasswörterBild: Fotolia/Yong Hian Lim

Bei 750 Millionen Mobilfunkteilnehmern und rund 10 Millionen neuen Kunden pro Monat ist das Verschicken von SPAM-SMS zum am schnellsten wachsenden und lukrativsten Markt für Werbung geworden.

SPAM-Hauptstadt der Welt

Indiens SPAM-Markt ist so gewaltig, dass die Computersicherheitsfirma Kaspersky Indien zur "SPAM-Hauptstadt der Welt" gekürt hat. Eine Studie belegt, dass gut ein Viertel des weltweiten SPAMs aus Indien stammt.

Das Hauptproblem ist dabei nicht, dass der SPAM nervt, sondern, dass er oft Computerviren und -würmer mitbringt, die Passwörter stehlen und Computer ausspionieren sollen. Das Bewusstsein für grundlegende Internetsicherheit – vom Benutzen einer Antivirus-Software bis zur Wahl sicherer Passwörter – ist bei vielen Usern, Firmen und sogar Regierungen kaum ausgeprägt. Das erhöht das Risiko. Darin sind sich die Experten einig.

Angriffe bleiben oft ohne Folge

Indische Behörden bemühen sich, die SPAM-Verbreiter dingfest zu machen. Anfang der Woche wurden in Indien sechs Ausländer verhaftet. Sie wurden wegen Phishing, also dem Versuch Passwörter zu stehlen, verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, e-Mails und SMS verschickt zu haben, in denen den Opfern ein Lotteriegewinn versprochen wurde. Allerdings sind derartige Verhaftungen die Ausnahme.

Ruf nach strengeren Gesetze

Die Hand einer indischen Frau bedient eine Computermaus (Foto: AP)
Ohne strengere Gesetzte kann dem SPAM nicht Einhalt geboten werdenBild: dapd

"Irgendwas muss passieren – und zwar bald. Unser Informations- und Technologie-Gesetz ist bereits zehn Jahre alt. Aber es ist zahnlos. Es ist eine gute Zeit für Hacker und Spammer" sagt Nabeel Kader, der führende Manager einer global aufgestellten Internetsicherheitsfirma.

Nicht nur in Indien, sondern überall auf der Welt ist es Hackern gelungen, die Webseiten von Regierungen und Armeen zu infiltrieren. Angesichts dieser allgegenwärtigen Bedrohung rufen Stimmen der indischen Regierung nach strikteren Gesetzen zur Bekämpfung der Cyberkriminalität.

Seit das Bewusstsein für die Verletzbarkeit von IT-Systemen gestiegen ist, halten Sicherheitsfirmen die Mitarbeiter von Schlüsselministerien, etwa dem Verteidigungs-, dem Außen- und dem Innenministeriums, aber auch dem Büro des Premierministers dazu an, die offiziellen Computer vom Internet zu trennen.

"Es ist nicht nur die nationale Sicherheit gefährdet, sondern auch die persönliche Identität. Das ist der Grund, warum die Regierung endlich aufwachen und die lauernde Gefahr erkennen muss", sagt der Sicherheitsexperte Hartosh Singh Bal.

Indien hat zurzeit mehr als 100 Millionen Internetnutzer. Das ist der weltweit drittgrößte Markt nach China und den USA. Ihre Zahl wird weiter zunehmen und damit auch die Zahl der Spammer und Phisher, die versuchen, unbedarfte User auszunutzen.

Autor: Murali Krishnan

Redaktion: Sarah Berning/zer