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Indien und Pakistan wollen Dialog fortsetzen

15. Juli 2010

Die Außenminister der Atommächte Indien und Pakistan haben bei einem Treffen in Islamabad keine konkreten Schritte zur Normalisierung der gespannten Beziehungen vereinbart. Den Dialog wollen sie aber fortführen.

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Pakistans Außenminister Qureshi (rechts) begrüßt seinen indischen Kollegen Krishna (Foto: AP)
Pakistans Außenminister Qureshi (rechts) begrüßt seinen indischen Kollegen KrishnaBild: AP

Die "offene und ehrliche" Unterredung habe dazu beigetragen, die Standpunkte der anderen Seite in wichtigen Streitfragen zu verstehen, sagte der pakistanische Außenminister Shah Mahmood Qureshi am Donnerstag (15.07.2010) in Islamabad. Dort hatte er lange mit seinem indischen Kollegen S.M. Krishna über die Konfliktfelder gesprochen. Weil die Unterredung so lange dauerte, musste die gemeinsame Pressekonferenz um mehrere Stunden verschoben werden.

Beide Seiten seien sich einig gewesen, dass man "Terrorismus als einen gemeinsamen Feind" nur gemeinsam bekämpfen könne, betonte Qureishi. Der indische Sender NDTV berichtete unter Berufung auf Delegationskreise, Pakistan habe sich noch einmal zum Kampf gegen den Terror bekannt. Zudem hätten sich beide Seiten auf eine Reihe "vertrauensbildender Maßnahmen" verständigt. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.

Krishna lädt Qureshi nach Indien ein

Krishna kam auch mit Präsident Zardari zusammen (Foto: AP)
Krishna (links) kam auch mit Präsident Präsident Zardari zusammenBild: AP

Krishna lud außerdem seinen pakistanischen Kollegen zu einem Besuch in naher Zukunft in Indien ein. Nach offiziellen Angaben kam Krishna in Islamabad auch mit Präsident Asif Ali Zardari und Premierminister Yousuf Raza Gilani zusammen.

Es war das erste Treffen der Außenminister seit der Anschlagsserie von Mumbai Ende 2008, bei der mehr als 170 Menschen getötet worden waren. Für die Taten macht Indien pakistanische Terroristen verantwortlich. Nach den Anschlägen hatte Indien die im Jahr 2004 begonnenen Friedensgespräche mit dem Nachbarland ausgesetzt. Offizielle Gespräche hatten beide Seiten jedoch bereits im Februar wieder aufgenommen. Die Regierungschefs waren zudem im April am Rande eines Regionalgipfels zusammengekommen.

Neue pakistanische Vorwürfe

Die Trümmer eines zerstörten Autos liegen nach den Anschlägen in Mumbai von 2008 auf der Straße (Foto: AP)
Die Anschläge in Mumbai sorgen bis heute für MisstrauenBild: AP

Bei dem Ministertreffen dürfte auch ein Bericht der Zeitung "Indian Express" vom Mittwoch eine wichtige Rolle gespielt haben. Das Blatt warf dem pakistanischen Geheimdienst vor, bei den Anschlägen in der Finanzmetropole Mumbai 2008 eine maßgebliche Rolle gespielt zu haben. Dies belege die Aussage eines in den USA festgenommenen Verdächtigen, sagte Innenminister G. K. Pillai nach Angaben der Zeitung. Es sei jetzt klar, dass der pakistanische Geheimdienst ISI "nicht nur eine Nebenrolle" gespielt habe. Dieser habe die Anschläge "buchstäblich von Anfang bis Ende kontrolliert und koordiniert."

Indien stützt sich bei den Vorwürfen gegen Pakistan nun auf die Aussage des US-Bürgers David Headley, dessen Vater pakistanischer Diplomat war. Er war im vergangenen Jahr in Chicago festgenommen worden und hat sich schuldig bekannt, Hotels und andere Orte für die Anschläge in Mumbai ausgekundschaftet zu haben. Dabei soll er für die in Pakistan ansässige Islamisten-Gruppe Lashkar-e-Taiba gearbeitet haben. Pakistan hat die mutmaßlichen Hintermänner der Anschläge vor Gericht gestellt, bestreitet aber vehement, dass sein Geheimdienst in die Taten verwickelt war.

Blutiger Anschlag in Mingora

Überschattet wurden die jüngsten Gespräche von einem neuen Terroranschlag im Nordwesten Pakistans, bei dem fünf Menschen getötet und 44 weitere verletzt wurde. Nach Angaben der Polizei sprengte sich an einer Bushaltestelle in Mingora, der größten Stadt des Swat-Tals, ein Selbstmordattentäter in die Luft.

Autor: Reinhard Kleber (dpa, afp, rtr)
Redaktion: Michael Wehling